Chapter 23 🍀

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Heute würde das erste Mal nach einer sehr langen Zeit sein, in der Felix seine Hörgeräte freiwillig benutzte. Und er würde wohl auch die nächsten Tage mit ihnen herumlaufen, ohne dass er sich schämen würde, was er sonst tat. Die Nacht hatte er wieder wachgelegen, doch er hatte sich zu einem Umdenken bringen können. Das Negative wollte er hinter sich lassen. Völlig egal, wie die jetzige Situation ausschaute. Eines Tages würde es ein Wunder geben, mit dem Felix nicht gerechnet hatte, als Belohnung, dass er die schwere Zeit durchstanden hatte. Natürlich war auch der positive Einfluss von Chan schuld, der ihm immer wieder sagte, dass er an das Gute glauben musste und dass am Ende doch alles noch eine gute Wendung nehmen würde, auch wenn es jetzt alles noch so schlecht ausschaute.

Auch wenn er sich in keinem Klischeefilm befand und das Leben absolut nicht danach spielte.

Jeongin verbreitete ein wenig Unruhe, die der Australier normalerweise nie hören würde und so musste er auch für einige Sekunden sein Gesicht verziehen, weil er eine solche Geräuschkulisse nicht mehr gewohnt war. Für einen Moment war es ihm sogar zu laut, doch er wusste, dass es der ersten Minuten nur so war und je länger er sie trug, er sich an sie gewöhnt hatte, wurde die Lautstärke erträglicher. Für einen kurzen Moment fühlte er sich sogar wie ein normaler, gesunder Mensch. Wäre er nur nicht so überfordert von der Reizüberflutung.

Chan würde nach seiner acht Uhr Vorlesung vorbeikommen und in der Zeit, sollte sich Felix überlegen, was sie heute machen würden. Daher hatte er es auch in Erwägung gezogen seine Freunde mitzunehmen. Aber so wie er seinen besten Freund kannte, war er noch sauer auf ihn und wollte eine ausgiebige Entschuldigung von ihm hören. So wie immer. Somit stand er einfach nur im Türrahmen, schaute Jeongin zu, wie er das Geschirr saubermachte und wie immer dabei Musik hörte, Felix nicht mitbekam.

Als sein Blick dann nichts ahnend zum Australier streifte, zuckte er zusammen und biss fest seine Zähne zusammen. Sein Blick verfinsterte sich, was ein deutliches Zeichen war, dass der Jüngere noch immer eingeschnappt war. Doch davon ließ sich Felix nicht unterkriegen und umarmte den Jungen einfach ohne auch nur irgendwie eine Vorwarnung zu geben. Normalerweise machte das Jeongin rein gar nichts, denn er war sowas mehr als nur gewöhnt gewesen, aber wenn er eben sauer war, dann zeigte sich das auch in jeglicher Reaktion. Durch die plötzliche Umarmung hatte sich sein Körper verkrampft, hielt in seiner Bewegung inne und musste einmal laut Seufzen, damit ihn dieses Gefühl verließ.

"Es tut mir leid, dass ich dir nicht Bescheid gegeben habe. Ich wollte es wirklich machen. Und dass ich die Tür für deiner Nase zugemacht habe, war auch nicht richtig. Gestern war es einfach nicht so einfach. Aber ich versuche mich zu bessern." Felix' Lippen bildeten eine schmale Linie. Sein Kinn lag auf der Schulter seines Freundes, dem die Nähe nach wie vor unangenehm war, aber nichts dagegen tat, um sich aus dieser zu befreien. Nur ein kleines nervöses Schlucken, ehe er sich räusperte.

"W-Was e-entschuldigst du dich?" Jedes Mal, wenn sich Felix entschuldigte, stellte der Koreaner die Frage, was den Älteren zum Lachen brachte. Die Wut, die in Jeongin gesteckt hatte, verpuffte augenblicklich, wenn er eine Entschuldigung hörte und machte ihn zugleich schüchtern. Auch diesmal lachte Felix auf, löste seine Umklammerung und stellte sich einfach neben ihn.
"Manchmal frag' ich mich das auch. Aber wenn ich mich nicht entschuldige, werden wir wohl in diesem Leben nie wieder miteinander reden." Unschuldig spitzte Jeongin erst seine Lippen, schob dann seine Unterlippe hervor und fing an zu schmollen. Am liebsten würde er ihm widersprechen wollen, doch was Felix sagte, stimmte. Jeongin war einfach zu dickköpfig, um sich überwinden zu können, damit er sich für sein Fehlverhalten entschuldigte und ging der Person zu gern dann aus dem Weg. Ganz egal, ob er derjenige war, der Mist gebaut hatte. Der Australier war das vollkommene Gegenteil. Er hielt es einfach nicht aus, wenn Menschen sauer auf ihn waren und bei jeder noch so kleinen Sache nahm er die Schuld auf sich.

"Wo du recht hast... Aber warte... Hast du deine Hörgeräte drinnen?"

𝗬𝗼𝘂 𝗡𝗲𝘃𝗲𝗿 𝗞𝗻𝗼𝘄 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt