Chapter 06 🍀

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"Die Welt ist so unfair...", wimmerte Felix leise und schmiegte sein Gesicht ein wenig fester in das Kissen, schnappte schwer nach Luft. Er hatte schon viel zu lang geweint. Gerade konnte er aber nicht einfach so aufhören, als hätte sich sein Körper an diese Tätigkeit gewöhnt.

"Was ist denn passiert? Möchtest du reden?" 
"A-Alle h-hassen mich, weil ich a-anders bin..."  
"Das tun sie nicht, Felix." 

Ab da an herrschte ein bedrückendes Schweigen, in der Jeongin seinen besten Freund nicht verließ, gefüllt mit dem Wimmern des Austrliers. Jeongin hatte ihn früher einmal allein gelassen und hatte etwas im Australier ausgelöst, was er sich nicht verzeihen konnte. Felix hatte tatsächlich gedacht, dass Jeongin sauer auf ihn war. Dabei wusste er einfach nur nicht, was er noch tun sollte und er war der festen Annahme, dass es besser wäre, wenn er den Raum verließ, anstatt bei ihm zu bleiben. Deswegen hatten Felix eine lange Zeit schlimme Gedanken geplagt und suchte die Schuld bei sich selbst, obwohl sein bester Freund einfach nur überfordert war. Seitdem verließ dieser nie seine Seite, wenn es ihm schlecht ging und er davon Wind bekam, sodass der Australier auch ja wusste, dass er ihm keinesfalls egal war. 

"Es geht wieder, schätze ich...", murmelte der Australier leise vor sich hin, hatte sich umgedreht und rieb sich seine geschwollenen, nassen Augen. Felix entschied sich dagegen über den heutigen Tag reden zu wollen. Ihm war absolut nicht danach gewesen und wusste ganz genau, dass dies eine zweite Heulattacke zur Folge hatte, auf die er absolut keine Lust hatte. Jetzt, wo er sich einmal einbekommen hatte. 

Letztlich lag er dennoch den restlich Tag in seinem Bett, als er Jeongin zig Mal versichert hatte, dass es ihm auch wirklich gut ging. Für heute wollte er einfach nur, dass der Tag vorbei war und dementsprechend, schrieb er ein wenig mit Chan und Seungmin, um sich ein klein wenig ablenken zu können.

Doch irgendwann fühlte sich Felix nicht sonderlich wohl, weil Chan immer wieder auf ein und demselben Thema herumhakte: Wie es mit Felix' Erkältung ausschaute. Das wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, um ihn über die Sache mit der Taubheit aufzuklären. Das wusste er und dennoch entschied er sich dagegen die Wahrheit weiterhin unter den Tisch zu kehren, als wäre sie nicht existent. Dabei machte sie Felix aus. Mit einem unwohlem Gefühl im Bauch, entschied er sich einfach dafür sein Handy wegzulegen, um dieser Fragerei gekonnt aus dem Weg zu gehen. 

Wenigstens hatten sie sich entschieden, dass sie sich am Wochenende trafen. Dieses Mal an einen ruhigen Ort, an dem Felix sich nicht anstrengend musste, jemanden zuzuhören und ihm dadurch der letzte Nerv geraubt wurde. Denn einmal hatte er sich mit Chan getroffen und kam mit sehr üblen Kopfschmerzen nach Hause, die ihn für den restlichen Tag ausgeknockt hatten. 

"Vielleicht schaffe ich es ja doch irgendwann Chan die Wahrheit zu sagen?", seufzte Felix, schaute starr gegen die Wand und spürte die Tränen, wie sie wieder in seinen Augen aufkommen wollten. Den Scham, der in ihm aufkam und den er liebend gern verdrängen wollte. Ihn jedes Mal davon abhielt ehrlich zu sich und zu anderen zu sein. Einmal wollte er etwas richtig machen, obwohl er wusste, dass es noch so falsch war. Lügen waren nichts Gutes, auf was man stolz sein konnte und auf dem man eine Freundschaft aufbauen sollte.

"Wie soll ich jemanden bei mir behalten, wenn ich nicht einmal ehrlich sein kann? Wie will die Person dann überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben?" Tief atmete Felix durch, erhoffte sich, dass er seine Gedanken dadurch loswerden konnte. Doch stattdessen ließen diese ihn nur schwer einschlafen, raubten ihm den Schlaf.

Die ganze Zeit stellte er sich Chans Reaktion vor, wie er enttäuscht sein würde. Ihm vielleicht sogar Vorwürfe machte, weil er nicht ehrlich war. Irgendwas in Felix sagte ihm gleichzeitig, dass keines dieser Vorstellung in Erfüllung gehen würde. Chan war bestimmt keiner dieser Menschen gewesen, die einem so etwas übelnahmen, sondern irgendwie Verständnis aufwiesen. Jedenfalls hoffte Felix einfach, dass er so jemand war.

𝗬𝗼𝘂 𝗡𝗲𝘃𝗲𝗿 𝗞𝗻𝗼𝘄 ✧ CHANLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt