𝗬𝗼𝘂 𝗡𝗲𝘃𝗲𝗿 𝗞𝗻𝗼𝘄 ✧ CHANLIX

Chapter 12 🍀

Leicht verunsichert lief Felix neben seinen zwei Freunden her und hatte Bauchschmerzen, wenn er an den heutigen Tag dachte. Nicht nur, dass Jeongin und Seungmin zum ersten Mal auf Chan treffen würden, sondern auch die Tatsache, dass er es schwer haben würde, ihnen allen zuhören zu können. Wieder einmal hatte er seine Hörgeräte nicht mitgenommen, weil er sich schlicht und ergreifend dazu weigerte, obwohl jeder von ihnen von seiner Taubheit wusste und er sich dementsprechend auch nicht dafür schämen musste. Er tat es trotzdem und wie er das tat. 

Jeongin hatte ihn mehrfach sogar ins Gewissen geredet, ihn sogar versucht zu zwingen, dass er sie benutzte, aber der Australier war eben mehr als stur gewesen, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Auch wenn es nicht wirklich das Vernünftigste war, was Felix hätte machen können. Doch er war erwachsen, konnte seine eigenen Entscheidungen treffen und wenn er lieber Kopfschmerzen haben wollte, dann sollte es so sein. Jeongin kannte seine Grenzen und so würde er also auch keinen Streit provozieren wollen, auch wenn er wusste, dass er recht hatte. 

"Was ziehst du denn für ein Gesicht? Ich dachte du freust dich...", grummelte Seungmin leise vor sich hin und schien nicht gerade drüber erfreut zu sein, Felix' Mimik zu sehen, die viel eher nach Unlust schrie. Ihm war bewusst gewesen, dass sich sein Freund einfach nur viel zu viele Gedanken machte. Doch so kannte er ihn nicht. In der Schule schien ihn alles kalt zu lassen und jetzt, wo er studierte, schien er wie ausgewechselt zu sein. Dabei wollte Felix einfach nur akzeptiert werden, mehr nicht.

"Tue ich auch... glaub ich. Ich hab nur ein bisschen Angst."
"Ich hab dir gesagt, dass du deine Hörgeräte benutzen sollst. Die fallen nicht mal ansatzweise so sehr auf, wie du denkst, weil deine Haare deine Ohren ein bisschen verdecken und wen interessiert es schon, ob du welche hast oder nicht? Jeder hat seine Macken.", zischte Jeongin, ließ seinen kleinen Besserwisser aus sich herauskommen und verunsicherte den Australier damit noch mehr. Er hatte recht, das wusste Felix. Doch er fühlte sich einfach nur missverstanden. Egal, was er auch versuchte oder sein ließ. Immer wieder hatte er etwas zu meckern, zeigte ihm seine Fehler und das wollte er am liebsten gar nicht erst hören. Aber dann würde Felix irgendwann nicht einmal ansatzweise in Erwägung ziehen, etwas zu ändern. 

"Du klingst wie seine Mutter.", lachte Seungmin hell auf, verstummte jedoch, als er das viel zu laute Schnauben von Felix wahrnahm, der das alles nicht ganz so lustig fand und so strich er vorsichtig über seinen Rücken, lächelte ihn aufmunternd an. "Du weißt, wir meinen es nur gut mit dir. Wir wollen nur, dass es dir gut geht und manchmal überlegen wir nicht, was wir sagen oder tun." 
"Ist schon gut. Macht euch einfach keinen Kopf. Ihr habt ja recht, aber müssen wir darüber diskutieren, wenn wir gleich auf Chan treffen? Er macht sich bestimmt noch mehr Sorgen und das will ich erst recht nicht." 

Seitdem er sich Chan geöffnet hatte, war das Problem, dass dieser sich viel mehr um ihn gekümmert hatte, wenn sie sich in der Uni trafen. Oft fragte dieser Felix, ob er alles verstanden hatte oder ob er Hilfe brauchte. Das war zwar ganz süß gewesen, dass sich jemand um ihn solche Mühe gab, aber irgendwie fühlte sich Felix auch unwohl und das wiederum konnte er Chan nicht einfach so sagen. Er wollte nicht undankbar herüberkommen, denn das war er alle mal nicht. Er mehr als dankbar, dass sich Chan nicht von ihm abgewandt hatte. Nur fürs Erste war es ihm zu viel und daher wollte er nicht, dass seine Freunde über seine Taubheit sprachen, noch ihnen über die Lippen kamen, dass er sich oftmals weigerte, seine Hörgeräte zu tragen. 

"Ist schon gut, werden wir machen.", versicherte Jeongin und schien doch nicht sonderlich davon erfreut zu sein. Aber es war bereits zu spät, sich dem zu widerrufen. Sie hatten sich in dem Café getroffen, wo sie sich mit Chan verabredet hatten. Also konnten sie nicht einmal mehr weiter darüber diskutieren.