Leave me alone

Kapitel 41

Als ich gegen frühen Abend vom Dachboden runterkomme, nachdem ich mich zwei Stunden mit Training gequält habe, höre ich von unten wie Jayden in der Küche Töpfe heraus holt. Jack ist nicht da, also werde ich ihm wohl später Hallo sagen. Habe ihn lange nicht gesehen. Schnell dusche ich und föhne mir die Haare, bevor ich in bequemere Kleidung schlüpfe. Mit federleichten Schritten laufe ich die Treppe hinunter. Eigentlich bin ich kaum im Erdgeschoss, aber es riecht nach verdammt gutem Essen und vielleicht kann ich mir was abzwacken. 

Tyler steht an den Rahmen gelehnt in der Küche und hält ziemlich verkrampfen Smalltalk, mit den lockeren Jungen am Herd. Jayden ist nicht mehr in der Schule, aber so viel älter als wir ist er auch nicht. Er sieht gut aus, mit seinen aschblonden Locken und dem strahlenden Lächeln. Fragen dazu, ob zwischen uns mal was lief, werde ich bewusst niemals beantworten. "Hey." sage ich, als ich in die Küche laufe. "Hey Sam." fröhlich begrüßt der mich. Interessiert luge ich über seine breite Schulter auf den Herd. "Das sieht klasse aus." sage ich und setze mich auf den Küchentisch. "Habe extra mehr gemacht, dachte mir schon du hast Hunger." Er grinst mich über die Schulter hinweg an. "Du bist mein Held." Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Tyler sich von der Wand abstößt und sich neben mich stellt.

"Ihr kennt euch anscheinend schon länger?" fragt er in die Runde. "Ja, ich habe diese Schönheit, vor etwa einem Jahr kennengelernt, als ich anfing hier zu arbeiten." erzählt Jayden und häuft das Essen auf zwei Teller. "Aha." sagt Tyler nur. "Ich muss dann auch wieder los. Wir sehen uns jetzt ja aber häufig." sagt Jayden und zwinkert mir zu. "Bis dann." sage ich lächelnd, als er aus der Tür läuft. Tyler nimmt die beiden Teller und stellt sie auf den Tisch. Als ich mir gesetzt habe, sieht er mich nachdenklich an. "Wie kann es sein, dass dir alle Männer verfallen sind." fragt er belustigt. 

"Ich weiß nicht, liegt es an meinem umwerfenden Aussehen oder an meiner strahlenden Persönlichkeit?" erwidere ich und fange an zu Essen. Tyler lacht rau, aber ehrlich amüsiert und schaufelt das Essen in sich rein. "Wow, das ist wirklich gut. Aber deinem Vater ist doch klar, dass ich auch selber kochen kann, oder?" wirft er ein. "Stiefvater", korrigiere ich ihn, "und kannst du das?" necke ich. "Natürlich kann ich das." mault Tyler. "Aber sicherlich." gebe ich zurück, mit einem Hauch Sarkasmus. "Fiesling." grummelt er und isst gierig weiter. 

"Warum stellt er mir jemanden zur Verfügung zum kochen?" fragt Tyler, während er Essen auf seine Gabel schaufelt. "Du bist sein Gast." antworte ich beiläufig. "Warum wohnst du hier überhaupt, obwohl du nur ein Praktikum machst?" er verzieht seinen Mund zu einem schiefen Lächeln. "Du meinst ein Praktikum, dass aus ab und zu Tabellen ausfüllen und Papiere sortieren besteht? Ich arbeite vielleicht zwei Tage die Woche. Sicher nicht das was mein Vater sich dabei vorgestellt hat." 

Ich schiebe mein Essen mit der Gabel auf dem Teller rum. "Warum auch immer er dich, während der Schulzeit ein Praktikum machen lässt." werfe ich ein. "Um mich loszuwerden, schätze ich mal." Fragend sehe ich ihn an. "Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen. Klar geht es sicher auch darum mich in die berufliche Richtung zu schubsen in der er mich sehen will. Aber dafür müsste ich ja nicht hier wohnen." erklärt er seine Theorie. 

"Ja, Jack hatte so etwas erwähnt. Also, dass er denkt dein Vater will dich nur aus dem Haus haben. Aber ich dachte er labert nur Stuss." sage ich. "Jack, denkt das auch?" skeptisch sieht Tyler mich an. "Anscheinend." murmle ich nur. Vermutlich hätte ich ihm das nicht erzählen sollen. "Vielleicht hat er ja recht." sagt Tyler nur. 

"Ach, wen interessierst." sagt Tyler mit vollem Mund. "Ich finds gut mal für eine Zeit aus diesem Haus zu sein. Hier ist es eh viel lustiger." Ich versuche mein Lächeln mit einer Gabel Nudeln zu verdecken. "Das habe ich gesehen" Tyler grinst mich an. "Ich weiß nicht was du meinst."