Kapitel 9

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"Einen schönen guten Morgen Sam." Tyler schnipste mir glücklich an die Stirn. "Warum so gute Laune?"frage ich ihn belustigt. "Es ist Freitag. Ich gehe heute mit Freunden feiern."

"Komm mir bloß nicht betrunken in mein Haus und kotz alles voll." warne ich ihn und schließe die Haustür hinter uns. "Keine Sorge ich übernachte bei einem Freund. Dein Vater hat es schon abgenickt." er grinst stolz und lässt sich auf den Beifahrersitz nieder. 

"Was hast du eigentlich die ganze Woche gemacht?" frage ich ihn aus reiner Neugierde.

"Hauptsächlich langweilige Exeltabellen ausgefüllt." antwortet er genervt und dreht das Radio auf.  Ok. Dann keine weitere Unterhaltung. Wenn Tyler aus dem Haus ist... und es ist Freitag. Was solls oder? Ich kenne das ja schon. Bin ich denn etwas anderes gewohnt. 

Mittlerweile ist es für mich schon so zur Routine geworden. Das er seine Aggressivität an mir auslässt. Seine Trauer. 

In meinen Gedanken verloren fahre ich auf den Schulparkplatz und steige aus meinem Auto. "Du könntest auch mitkommen." schlägt Tyler plötzlich vor. Und niemand würde glauben wie gerne ich mitkommen wollte um mir die Schmerzen die mir vermutlich bevorstehen zu ersparen. 

Aber genauso gut wusste ich welche Schmerzen ich erleiden würde, wenn ich Jack auch nur fragen würde. 

Er würde mich niemals feiern gehen lassen. Ich trinke sehr oft Alkohol, wenn er auf Geschäftsreisen ist. Es passiert sehr oft, dass ich in irgendeiner Bar aufwache. 

Doch Jack ließ mich nicht gehen. Ich durfte nicht auf Partys. Selbst wenn ich eingeladen war. Doch mittlerweile, wurde ich nicht mehr eingeladen. "Nein. Ich werde lieber lesen." antworte ich Tyler und laufe auf das graue Gebäude zu.

"Na gut." sagt Tyler und läuft neben mir her. 

Fünf trockene und einschläfernde Unterrichtsstunden später sitze ich im Auto und warte auf Tyler, der keine fünf Minuten später auf dem Sitz neben mir sitzt. 

Bevor ich losfahre sehe ich eine Nachricht auf meinem Handy. 

>Hey, du warst gestern schnell weg , heute etwas trinken?< ~Dylam

Ich grinse und schreibe schnell, dass ich keine Zeit habe. 

Tylers Sicht:

Sams Stiefvater würde heute von seiner Geschäftsreise wieder kommen. Und das heißt für mich das ich nächste Woche nicht nur Exeltabellen ausfülle. Das wird anstrengend. Doch Sam scheint über seine Rückkehr noch weniger erfreut zu sein.

Wenn ich sie darauf anspreche reagiert sie angespannt, fast schon ängstlich. Das Geräusch von Kies unter den Reifen weckt mich aus meinen Gedanken. 

Schnell steige ich aus dem Wagen und folge Sam, die schon an der Haustür ist. Ist ja nicht so als hätte ich keinen eigenen Schlüssel. Ich nehme ihn nur nie mit. 

Ein lautes Klingeln lässt mich hochschrecken. Sam geht an ihr Handy und nimmt grinsend einen Anruf entgegen. "Dylan, ich habe wirklich keine Zeit." lacht sie und geht den Flur runter, ich folge ihr leise. "Ich weiß was ich gesagt hab danke." das muss dieser Dylan von ihrer Arbeit sein.

"Nicht heute, du weißt sonst immer gerne. Such dir eine andere Darling, ich habe keine Zeit." 

Schläft sie etwa mit dem Typen? Obwohl. Das kann ich mir bei ihr nicht vorstellen. 

Oder doch. Ein Mädchen das so aussieht... sie könnte jeden haben.

Ihr Lachen schallt durch den Flur. Ein richtiges, ehrliches Lachen. Das habe ich bei ihr noch nie gehört. Es klingt irgendwie schön. 

"Ich weiß, das ich nie Zeit habe." "Dylan stop. Stop. Ich meins ernst ich lege auf und wir machen das nie wieder." lachend geht sie weiter die Treppe hoch, ich ihr immer noch folgend, mit einem perfekten Ausblick auf ihren sehr schönen und sehr gerne anzusehenden Arsch. 

"Ich vermiss dich doch auch du Idiot. Jetzt hör auf so dummes Zeug zu reden. Bis nächste Woche."  lachend legt sie auf und geht schneller die Treppe hoch. Ohne ein Kommentar über ihre Freundschaft plus Beziehung mit diesem Dylan abzugeben gehe ich in mein Gästezimmer.

In den nächsten vier Stunden sehe ich Sam kein einziges Mal. Nicht in der Küche, nicht im Wohnzimmer. Sie bleibt in ihrem Zimmer. So wie die ganze Woche schon. Trotzdem habe ich sie schon viel besser kennengelernt und ich mag sie eigentlich. Sie ist wirklich witzig und ziemlich cool. 

Bevor ich gehe, klopfe ich noch einmal an ihre Tür. Jack ist noch nicht wieder da. 

Ihre Tür ist nicht abgeschlossen. "Hey Sam." ich trete in den Raum. "Ich gehe jetzt bis morgen." ich lächle sie an. Doch in ihren Augen ist nicht die gewohnte Gleichgültigkeit. 

Es ist Angst. Doch diese verschwindet wieder und Sam lächelt zurück. "Klar bis morgen, viel Spaß." sagt sie und schaut wieder in ihr Buch. Nickend schließe ich die Tür und als ich die Treppe runter gehe höre ich das Klicken ihrer Tür. Sie hat abgeschlossen...


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