Kapitel 4

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Samanthas Sicht:

Nach der Schule fahre ich direkt zur Arbeit. Als ich auf dem Parkplatz eine Lücke finde steht Dylan schon an der Hintertür. Ich steige aus und grinse ihn an. Er pfeift und betrachtet das Auto. "Du fährst es endlich?" fragt er. Ich nicke nur lächeln und als meine Haare zurückfallen verdunkelt sich sein Blick. "Was ist das?" fragt er skeptisch und kommt auf mich zu.

"Ach ich hab nur ein wenig Kickbox Training gemacht." winke ich ab. "Ich dachte du hast aufgehört, weil dein Stiefvater es nicht bezahlen wollte." hakt er nach. Verdammt ich hatte es ihm ja erzählt. "Und du denkst das kann mich davon abhalten?" lache ich. "Stimmt. Du bist einfach zu stur." lacht er und legt einen Arm um mich. Wir ziehen die Hintertür auf und betreten das süße Restaurant  in dem ich jetzt seit über einem Jahr arbeite.

Das gewohnte quietschen meines Spindes unterbricht Dylans Redeschwall über die Idioten an seinem College. "Wie wäre es, wenn du einfach nicht mehr mit diesen Idioten rumhängst." schlage ich belustigt vor. "Das sind doch aber meine Freunde." jammert er. Ich lache und knöpfe mein Arbeitshemd zu. Mit einem Haarband binde ich mir meine Haare zusammen.

"Der blaue Fleck ist echt fies. Du solltest ihn abdecken." meint Dylan und zieht eine Augenbraue hoch. Ich schlage ihm auf den Arm "Als hätte ich Make-up das sowas abdeckt." lache ich. "Ach ja. Hatte ich ja ganz vergessen." sagt er grinsend. "Kinder, hop hop wir haben viele Gäste." unser Boss kommt lächelnd auf uns zu. Ich bin nur zweimal die Woche hier, aber jedes Mal ist es schön. Und anstrengend. 

Lächelnd stoße ich die Schwingtüren zum großen Raum auf und es kommen mir eine Schar Stimmen entgegen. "Oh man ist das voll." brummt Dylan hinter mir und schnappt sich einen Block von der Theke. Ich tue es ihm nach und begebe mich zu den Gästen. Zia läuft an mir vorbei und grinst mich an. Ich grinse zurück und sage ihr noch Tschüss, denn ich löse sie Montags immer ab. 

Nachdem ich ein paar Gäste bedient habe tippt Dylan mich an der Schulter an. "Ey kannst du den Tisch dahinten übernehmen?" er deutet auf einen Tisch in der Ecke. Ich laufe schnell dorthin und stelle mich lächeln vor die Gruppe Jungs. "Hey kann ich euch schon etwas bringen?" frage ich freundlich. Alle mustern mich mit diesem Fuckboy Blick doch einer fällt mir besonders auf. Er hat markante Wangenknochen und dunkelbraune Haare die ihm unordentlich auf die Stirn fallen.

"Wer hat dir weh getan Süße?" fragt einer der links von mir sitzt. "Nichts was dich angeht." sage ich etwas zu schroff. Der süße Junge in der Mitte lacht kurz auf. "Ich hätte gerne den großen mexican Burger mit einer Cola." sagt der hübsche und seine Stimme klingt so tief das ich einmal kurz unauffällig Luft schnappe. "Alles klar und der Rest?" frage ich ohne eine Miene zu verziehen. 

Alle anderen bestellen noch und ich spieße den Zettel in der Küche auf. Nach zwei Stunden bedienen und meinem fest gefrorenem Dauerlächeln lasse ich mich erschöpft gegen die Spindtür fallen. "So Jones. Wir sehen uns dann wohl am Donnerstag." grinst Dylan. Ich puste eine leichte gelöste Strähne aus meinem Gesicht und lächle ihn an. "Es sei denn du hast noch Lust was trinken zu gehen." schlägt er vor. Das macht er oft. "Sorry Dylan ich hab keine Zeit." sage ich etwas niedergeschlagen. Ich habe wirklich keine Zeit. Einkaufen, kochen, Hausaufgaben, putzen. Das ist das was bis jetzt auf meiner To-do-Liste steht.

"Wie immer nicht war Sam?" lacht er. "Sorry nächstes Mal bestimmt ok?" sage ich lächelnd. "Das merk ich mir." sagt er und grinst bevor er mich vor sich her aus der Tür schiebt und wir beide zu unseren Autos gehen. "Immer wieder ein Vergnügen Samantha Jones." ruft er mir noch zu als er in sein Auto steigt. Ich winke zum Abschied und fahre vom Parkplatz. Zuhause angekommen schließe ich so leise wie möglich die Tür auf, doch als ich sie öffne reiße ich erschrocken meine Augen auf. Tyler.

Tylers Sicht:

Mein Vater ist schon gegangen, Jack hat mir schon sein Büro gezeigt, was eher einem ganzen Apartment gleicht. Ich höre wie langsam die Tür aufgeschlossen wird. Die große weiße Tür wird langsam aufgeschoben und ich höre auf zu atmen als ich sehe wer dahinter steht. Samantha. 

Was macht sie hier? Sie scheint mich auch gesehen zu haben. Überrascht und erschrocken starrt sie mich an. "Oh eh. Tyler darf ich dir meine Stieftochter Samantha vorstellen?" Jake Sherman räuspert sich und es scheint ihm unangenehm zu sein, dass Samantha hier so reingeplatzt ist. Sie hat zwei Plastik Einkaufstüten in der Hand und auf ihrem Wangenknochen prankt ein bläulich lilaner Fleck. "Samantha das ist Tyler, er geht auch auf deine Schule. Er wird ein dreimonatiges Praktikum hier machen und auch hier wohnen. Im Gästezimmer. Wäre es umständlich für dich, wenn du ihm das Zimmer zeigen würdest? Und vielleicht etwas zu Essen für ihn machen könntest?" fragt Jake sie. 

Etwas verwundert sehe ich ihn an. Jake Sherman hat locker doppelt so viel Geld als mein Vater. Hat er nicht leute für so etwas? Samantha verrät ihren Ärger darüber indem sie ihre Augenbrauen verärgert zusammenzieht. Doch sie nickt nur schnell und schließt mit zittrigen Hände die Tür. Was ist hier bitte los. Und von wem ist dieser blaue Fleck. Nicht das ich mich dafür interessieren würde. Aber das Samantha mir Essen machen muss und mir das Zimmer zeigt. 

Sie läuft an mir vorbei und murmelt "komm mit." Ich folge ihr die weißen Treppen hoch und fühle mich dezent unwohl. Wir laufen erst ein Stockwerk hoch an drei Türen vorbei wieder Treppen hoch. Im zweiten Stock bleibt sie dann vor einer weißen Tür stehen. "Hier. Das ist das Gäste Zimmer." sagt sie knapp. "Und wo ist deins?" frage ich sie aus reiner Neugierde. "Ein Stockwerk höher." sagt sie noch knapp und läuft mit den zwei Einkaufstüten hoch.

Drei Monate mit Samantha Jones unter einem Dach leben? Geht das gut?

Leave me aloneWhere stories live. Discover now