Kapitel 19

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Ich weiß nicht wie lange wir beide auf meinem Bett sitzen und Disney Filme gucken. Natürlich mit einem gewissen Sicherheitsabstand, ich will in diesem Moment niemanden anfassen.  Wir gucken gerade Mulan, Tyler kennt den Film noch nicht, was mich ziemlich empört hat. "Disney Filme sind ein wichtiges Grundfundament fürs Leben." sage ich zu Tyler und drehe meinen Kopf zu ihm. Sein berühmtes Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht und er schüttelt belustigt den Kopf. 

"Du bist ein riesen Nerd."neckt er mich und ich ziehe eine Schnute. "Tzzz. Bin ich gar nicht." nörgele ich. Ich schaue weiter den Film, bei dem ich mitsprechen kann. Ich fange an zu lachen und greife nach den Chips. Zu meinem Pech tut Tyler das auch und unsere Hände streifen einander. Nicht das mich das normalerweise stört, doch wie erwähnt bin ich gerade nicht so in Kuschelstimmung. Reflexartig ziehe ich meine Hand zurück. "Alles ok?" fragt Tyler. "Ja, warum?" frage ich zurück. "Naja, du fährst wie eine Irre in die Auffahrt, in High Heels mal bemerkt, überfährst mich fast, wirkst total neben der Spur und bist schreckhaft wie sonst was, ich hab keinen Vergleich." erklärt er seine Frage. 

Er sieht mich von der Seite an. "Was ist auf deinem Date passiert und wer war dein Date eigentlich?" er belagert mich mit Fragen und mir fallen gerade keine Lügen ein so wie sonst immer. "Nichts, ich fahre sehr oft so schnell. Ich hab nicht erwartet, dass jemand auf der Auffahrt rumläuft das passiert hier nicht so oft." rede ich mich raus. "Sicher du fährst immer wie eine Irre." witzelt er. "Nicht wie eine Irre, aber schnell." antworte ich und das ist nicht mal eine Lüge. 

"Aber irgendwas ist doch passiert?" hakt er nach. "Tyler, bitte frag nicht nach dem Date, es war langweilig nichts weiter." seufzend trinke ich einen Schluck meiner Cola, ein Getränk das ich genauso oft trinke wie Tee. Er nickt und belässt es dabei. Erleichtert lehne ich mich zurück und schließe für einen Moment die Augen. 

Ich wache auf ohne das Hintergrundgeräusch des Disney Films oder das regelmäßige kehlige Lachen von Tyler. In meinem Zimmer ist es dunkel, auf mir liegt eine Decke fein säuberlich ausgebreitet und mein Laptop ist ausgeschaltet. Stille. Mir ist es zu ruhig. Es ist Samstag, laut meinem Wecker 1 Uhr nachts. Es ist Jakes Zeit nach Hause zu kommen, er könnte jeden Moment durch die Tür reinstolpern. Es ist wie die Ruhe vor dem Sturm. Wie in einem Horrorfilm kurz bevor jemand umgebracht wird, wenn dieses leise und helle Geigengeräusch kommt. 

Zitternd atme ich aus, denn der Sturm wird jeden Moment die Dachziegel von meinem kleinen Heim reißen. Schnell stehe ich auf und schleiche den ersten Treppenabsatz runter um an Tylers Tür zu lauschen. Stille. Ich bete, dass er schläft. Immer schön an der Wand entlang schleiche ich den nächsten Treppenabsatz herunter und öffne schon die Zimmertür von Jack, trete ins Zimmer. Leer. Ich schlage die Decke zurück um alles zu erledigen, was ich jetzt schon erledigen kann, um es nicht später tun zu müssen, wenn ich ihn hier reinzerre.

Da höre ich es auch schon. Das Schaben der Tür und der Poltern, als Jake sich wie immer an die Wand wirft, weil er nicht mehr stehen kann. Es ist jedes Mal ein Wunder, wie er nach Hause kommt. 

Hastig laufe ich nach unten und versuche leise zu sein, doch Jake zerschlägt meinen Plan, als er röchelnd, aber dennoch meiner Meinung nach zu laut, meinen Namen spricht. "Schlampe." grunzt er. "Wo bist du wieder." Ja das bezeichne ich auch als meinen Namen, ich bin es nicht anders gewohnt, seit einer recht langen Zeit. Meine Rippen brennen, sie sind immer noch blau vom letzten Mal. "Hier." flüstere ich und laufe auf ihn zu um seine, auf dem Boden stehende, Aktentasche zu greifen. Allerdings mit meinem rechten Arm, denn mein linker ist immer noch verletz, nachdem er letztes Mal seinen Koffer nach mir geworfen hatte. Er muss geprellt sein, jeden falls fühlt er sich so an. 

"Trag den hoch, Miststück." Und noch ein sehr beliebter Spitzname. Es ist fast krankhaft, wie ich das ganze mit purer Selbstironie an mir abprallen lasse.

Leave me aloneWhere stories live. Discover now