Kapitel 22

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Ich schlage meine schweren Lider auf, als das helle Tageslicht mich aufweckt. Kurz sehe ich durch das Fenster, die Vorhänge offen, die Kissen auf der Fensterbank etwas verschoben und es liegt noch ein Buch einsam dort. Der Himmel ist blau, nur ein paar fadenartige Wolken ziehen sich durch das helle blau. 

Tief atme ich die frische Luft ein die von meinem auf kipp geöffneten Fenster kommt und lausche den Vögeln. Besonders viele sind es nicht, jedenfalls nicht so viele wie sonst immer morgens-

Oh nein wie spät ist es?! Ich fahre nach oben, kurz dreht sich alles um mich herum, dann stellt sich meine Sicht wieder scharf und ich suche mit meinen Augen meinen Wecker. Der Zeiger zeigt auf zwölf und augenblicklich werden meine Hände eisig. Ich hab verschlafen! Ich bin gestern einfach so eingeschlafen ohne mir einen Wecker zu stellen! Die Schule ist schon zur hälfte rum!

Panisch schlage ich die Decke um und haste, über den kalten Holzboden, ins Bad um mir in Rekordzeit die Zähne zu putzen, meine Haare kurz zu kämmen und sie in einen unordentlichen Dutt zu quetschen, damit sie mir nicht den ganzen Tag auf die Nerven gehen. 

Hüpfend schlüpfe ich in eine lockere Momjeans und greife dann, nach einem Shirt auf dem Boden. Wenig später sitze ich mit blanken Nerven in meinem Baby und rase zur Schule. Meine Laune ist schon jetzt im Keller und die ganze Zeit frage ich mich warum zum Teufel Tyler mich nicht geweckt hat. Wenn ich den erwische, von seinen Haaren kann er sich verabschieden!

Ich erreiche die Schule und brettere auf den Parkplatz ohne auf Hindernisse zu achten. Schräg fahre ich in eine Parklücke, ganz am Rand, weswegen ich auch noch über den gesamten Parkplatz hasten muss, bis ich schlussendlich etwas außer Atem und mit säuerlicher Miene vor meinem Englischraum stehe. Ich atme noch einmal entnervt aus und klopfe dann an die Tür. 

Bemüht eine entschuldigende, aber gleichzeitig freundliche Miene aufzusetzen warte ich bis meine Lehrerin, immer noch mit dem Kurs redend die Tür aufmacht. Ihr Kopf schnellt zu mir und, als sie mich erblickt sieht sie mich fragend an. "Tut mir leid, dass ich zu spät bin." sage ich leise und trete in den Raum. Der ganze Kurs sieht kurz zu mir, dann widmen sich die meisten entweder ihren Gesprächen oder ihren Aufgaben. 

"Ehm, Samantha?" die Stimme meiner Lehrerin lässt mich unmerklich zusammenzucken. "Ja?" ich drehe mich zu ihr. "Tyler sagte du würdest heute nicht kommen, du seiest krank." berichtete sie und mein Gesichtsausdruck wandelte sich von entschuldigend zu komplett verwirrt. "Was? Eh, das muss ein Missverständnis sein. Ich hab leider komplett verschlafen, mein Wecker er-" sie unterbricht mich "Alles in Ordnung, passiert jedem Mal, ich war nur kurz etwas verwirrt, wegen Tyler Aussage, aber dann ist das jetzt ja geklärt. Setz dich bitte." erklärt sie freundlich und ich haste auf meinen Platz. 

Zu meiner Verwunderung sitzt neben mir nicht, so wie sonst Finn, sondern Tyler. "Was machst du hier?" fragt er mich und ich sehe ihn unverständlich an. "Was mache ICH hier? Das ist mein Platz. Was machst DU hier?" frage ich zurück. "Jackson ist nicht da." murmelt er kurz und ich verdrehe die Augen. Diese kleinen Jungs können nicht alleine sitzen. "Dachte mir Diana, ist ne bessere Gesellschaft" er deutet unauffällig auf das blonde Mädchen neben ihm. Ich verziehe mein Gesicht. "Sicher." raune ich sarkastisch und krame in meinem Rucksack, nach meinen Englisch Sachen. 

"Also, warum bist du in der Schule?" fragt Tyler noch mal. "Wieso hast du unserer Lehrerin gesagt, dass ich krank bin? Und wieso hast du mich nicht geweckt?!" am Ende werde ich etwas energischer und lauter. "Du hast so friedlich geschlafen und gestern sahst du nicht wirklich gesund aus, als du nach Hause gekommen bist." erklärt er sein Verhalten. 

"Und deshalb meldest du mich krank? Wow." ich schnaube und schaue an die Tafel. "Du siehst übrigens niedlich aus, wenn du schläfst. Nicht ganz so aufmüpfig." raunt er und ich kann sein Grinsen förmlich spüren. 

Etwas empört drehe ich mich zu ihm. "Aufmüpfig? Du sagst das als wäre ich ein kleines Mädchen! Und übrigens sehe ich immer so aus, nach der Arbeit. So sieht man aus, wenn man arbeitet." sage ich etwas angesäuert und widme mich abermals dem Unterricht. "Ich meine nicht nur, dass du erschöpft aussahst. Ich meine auch die ganzen Verletzungen und.. keine Ahnung." brummt er und ich drehe mich, mit hochgezogener Augenbraue zu ihm.

"Machst du dir etwa Sorgen um mich?" necke ich ihn und beiße mir auf die Unterlippe um ein Grinsen zu unterdrücken. Sein Blick schweift kurz zu meinen Lippen, dann fixiert er sich auf meine Augen. "Nein. Und wenn nur brüderliche Sorge." sagt er und rümpft die Nase. "Ahh, klar Teddybär." lache ich. "Tyler, Samantha! Bitte stellt eure Gespräche ein." ruft unsere Lehrerin uns zu und ich kann aus einem Augenwinkel erkennen, wie Diana mit bösem Blick zu uns rüber schaut. 

"Entschuldigung." sage ich nur leise und konzentriere mich wieder auf den restlichen Unterricht. 

Nach der Schule, in der ich heute ja nur zur hälfte war, laufe ich auf den Parkplatz zu meinem Auto, als Tyler mich einholt und glückselig neben mir her läuft. "Was wird das?" frage ich verwirrt und steige in mein Baby. "Na wir fahren zusammen?" erklärt er, als wäre es selbstverständlich. "Wie bist du heute morgen bitte zur Schule gekommen?" frage ich ihn dann und starte den Motor, sobald er angeschnallt ist. "Diana hat mich abgeholt." grinst er und ich verziehe wie immer das Gesicht, wenn das wasserstoffblonde Püppchen erwähnt wird. "War sicher spaßig, huh?" keck grinse ich ihn an, während ich auf die Hauptstraße abbiege. 

"Recht unterhaltsam, ja. Sie hat mich zum Essen eingeladen." stolz lehnt er sich zurück. "Nice, wann?" frage ich und er sieht kurz zu mir rüber, vielleicht überrascht über meine lässige Reaktion. "Freitag." sagt er und sieht weiterhin perplex zu mir. "Das passt gut, ich muss da eh in die Stadt, ich kann dich also absetzen." schlage ich vor und biege währenddessen auf die Landstraße. "Wieso musst du in die Stadt?" fragt er dann neugierig und ich lächle kokett. 

"Hab n Date." sage ich schulterzuckend und ich sehe wie seine linke Augenbraue in die Höhe schießt. "Mit wem denn?" fragt er weiter. "Simon." erzähle ich dann. "Der Schönling von der Rosewood High School? Ist der nicht dumm wie Brot? lacht er und ich grinse. "Tja, aber er ist heiß. Girls gotta eat." sage ich nur und fahre auf unsere Einfahrt. Sein Mund klappt auf, perplex starrt er mich an. "Was? Ihr Jungs seid nicht die einzigen mit Bedürfnissen." sage ich schelmisch und steige aus. "Samantha Jones! Oh mein Gott!" "Was?!" rufe ich zu ihm. 

"Hatte ich nur nicht erwartet." lacht er und läuft zur Tür. "Pah" mache ich und schließe die Tür auf. "Du bist nur neidisch, weil mein Date heißer ist als deins." necke ich ihn und er reißt den Mund auf. "Tzz, als hätte ich sowas nötig, ich kann jede haben, Diana ist nur so aus Spaß." "Mhh, weil du auch so viel Auswahl hast, nachdem deine Ex überall rum erzählt, dass dein Freund sehr klein ist." lache ich und schließe die Haustür. 

"Sie tut was?!" entgeistert starrt er mich an und ich kann nicht aufhören zu lachen. "Samantha Jones, bitte sag mir, dass das ein Scherz ist!" ich lache weiter. "Sam! Bitte!" bettelt er und ich nicke zur lachend. Erleichtert atmet er aus und grinst auch leicht. 

"Wieso, denn stimmt das etwa?" frage ich grinsend und er sieht mich böse an. "Nein, natürlich nicht." sagt er. "Na, dann worum machst du dir Sorgen?" frage ich immer noch grinsend. 

"Weißt du Gerüchte können dein Leben zerstören!" er fuchtelt mit seinen armen in der Luft herum. "Du meinst dein Sexleben." korrigiere ich ihn lachend. "Noch schlimmer!" wir beide fangen an zu lachen und gehen gemeinsam die Treppe hoch. 

Leave me aloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt