Kapitel 11

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Tylers Sicht:

Mit leichten Kopfschmerzen schließe ich die Haustür der großen Villa auf. Ich wohne hier jetzt seit einer Woche, aber es fühlt sich schon länger an. Das Licht in der Eingangshalle ist nicht so grell wie das Tageslicht und ich nehme meine Sonnenbrille ab. Trotzdem schaue ich auf dem Weg in den Flur auf den Boden um sie nicht zu sehr zu reizen.

Ein paar rote Flecken auf dem Boden, stechen mir ins Auge. "Ist das Blut?" murmle ich. "Ja tatsächlich. Mir ist gestern eine Vase runtergefallen und habe mich geschnitten." Jacks tiefe Stimme hallt in der Eingangshalle und ich zucke zusammen. "Ach so." sage ich und gehe hoch in mein Zimmer. Ich checke mein Handy und liege gelangweilt auf meinem Bett. Wochenende. 

Nach ein oder zwei Stunden beschließe ich hoch zu Sam zu gehen. Ich hatte sie den ganzen Tag noch nicht gesehen und es war immerhin 14 Uhr.

Ich jogge die zwei Treppenabsätze hoch und klopfe an ihre Tür. Keine Reaktion. Ich drücke die Türklinke runter. Abgeschlossen. "Sam bist du wach?" keine Reaktion. Sie muss noch schlafen. So ein Faulpelz. Ich beschließe runter zu gehen. 

Samanthas Sicht:

"Sam bist du schon wach?" ich halte vor Schreck in meiner Position inne. Ich bin schon fast beim Badezimmer angelangt und brauche dank der Schmerzen ewig. Es fühlt sich an als würden alle meine Knochen gebrochen sein. Ich höre wie Tyler wieder runtergeht und atme einmal erleichtert aus. 

Im Bad angekommen schaue ich in den Spiegel. Oh Gott. Wie soll ich das verstecken. Auf meinem Wangenknochen prangt mal wieder der gute alte blau lila Fleck. Na toll er war erst seit zwei Tagen wieder weg. Auf meinem Hals kann man sehr deutlich blau lilane Fingerabdrücke erkennen. Mein rechter Unterarm ist blau und aufgeplatzt. Getrocknetes Blut klebt daran. Mein Tshirt ist aufgerissen und einzelne Blutflecken verzieren es. Selbst mein BH ist kaputt.

Auf meinen Bauch ist rechts ein riesen Bluterguss und in der Nähe der Rippen auch. Ich drücke leicht auf die betroffenen Rippen und keuche vor Schmerz auf. Aus meiner Erfahrung sind zwei gebrochen. Man könnte meinen ich wäre Krankenhelfer, soviel wie ich mich selbst verarzte und diagnostiziere. 

Ein paar aufgeplatzte Hautstellen und Schnittwunden an den Armen, dank dem über die Treppe schleifen. Passend dazu das gleiche auf den Beinen. Auf meinem Dekollte  sind blutige Kratzer die wie die Hölle brennen. "Arsch." murmle ich wütend und hole meinen Erste Hilfe Kasten aus meinem Schrank. 

Ich trage Salbe auf alle offenen Wunden und kühlendes Gel auf die Blutergüsse aus. Ehe ich meinen vermutlich geprellten Unterarm verarzte. Die Salbe für offene Wunden trage ich hier dicker auf und verbinde das ganze mit einem Verband. 

Seufzend Verbinde ich auch eine andere Stelle am anderen Arm wo ein etwas tieferer Schnitt ist der Gott sei dank nicht wirklich weh tut. 

Mein Tshirt musste ich übrigens zerschneiden. Es klebte an dem verkrustetem Blut.

Die kaputte Jeans schmeiße ich in den Müll und ziehe dafür eine extrem lockere und bunte Hose an. Sie hat weiße, blaue, rote und orangene Streifen nach unten. Doch sie ist die lockerste Hose die ich finden konnte.

Dazu werfe ich einen Rollkragenpulli über um die Würgemale zu verdecken. Den blauen Fleck im Gesicht lasse ich wo er ist. Ich war beim Kickboxtraining.

Deshalb bewege ich mich auch so langsam und mir tut jede Bewegung weh. Gute Ausrede. Hoffe ich. 

Mit schmerzverzerrtem Gesicht laufe ich die Treppen runter. Heute muss ich mal wieder für mich einkaufen. "Hey Sam! Ich hab dich schon vermisst!" ein glücklicher Tyler kommt aus der Küche. Ich lächle etwas gezwungen und selbst das tut weh. 

"Hi Tyler." sage ich und gehe so normal wie möglich zur Tür. "Wo gehst du hin? Woa heftiger Fleck im Gesicht hartes Kickboxtraining? Läufst auch so steif, war der Gegner gut?" er stellt Haufen von Fragen.

"Ich gehe einkaufen. Und ja, der Gegner war gut." antworte ich und trete raus in Sonnenlicht. Mit steifen Bewegungen ziehe ich meine Jacke an. 

"Einkaufen? Habt ihr nicht Leute für sowas?" brabbelt er weiter. "Ja, aber ich koche lieber für mich selbst." sage ich. Ich habe letzten Donnerstag mein Gehalt bekommen. Kein Hungern mehr.

"Das ist cool. Kann ich mitkommen?" fragt er. Ich seufze. "Ist die langweilig?" frage ich und drehe mich zu ihm um. Er wippt auf seinen Füßen hin und her. "Kann sein." sagt er und ich muss lächeln. "Du kannst mitkommen." sage ich schließlich und ein glückliches Grinsen bildet sich auf seinen Lippen. 

"Aber wehe du nervst." lache ich und laufe zu meinem Auto. 

Leave me aloneWhere stories live. Discover now