Kapitel 29

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Da die Haustür sicherlich noch verschlossen war und sie keine Zeit hatten, den Schlüssel zu suchen, wählte Brianna den Weg zur Küche. Josie humpelte neben ihr her, schwieg jedoch. Als sie die Küche erreichten und sie das offene Fenster sah, öffnete sie den Mund, um zu protestieren, aber Brianna ließ dies gar nicht zu.

Mit ein paar Schatten als Hilfe hob sie Josie aus dem Fenster und kletterte rasch hinterher. Es war mittlerweile dunkel geworden und Brianna hoffte, dass sie sich auf dem Weg zum Wagen nicht verliefen. Wieder nahm sie Josies Hand und lief los.

„Wie hast du mich eigentlich gefunden?"

„Frag lieber nicht." Irgendwo dort vorne war der Weg. In der Dunkelheit sah bloß alles gleich aus. Aber im Moment war keine Zeit für Panik. Sie mussten hier weg, bevor Laura zu sich kam. Sicher würde sie in der Dunkelheit ebenfalls Probleme haben, etwas zu erkennen, andererseits kannte sie sich hier sicherlich aus, wenn es das Ferienhaus ihrer Großeltern war. Sie würde den Weg zur Straße bestimmt auch im Dunkeln finden.

Hören konnte sie nichts, andererseits rauschte es so laut in ihren Ohren, dass sie Lauras Schritte vermutlich nicht einmal gehört hätte, wäre sie direkt hinter ihr gewesen. Mit etwas Pech liefen sie gerade mitten zwischen die Bäume und verloren wertvolle Zeit.

Doch schließlich erkannte sie den Weg zwischen den Bäumen und beschleunigte ihre Schritte. Der Wagen. Sobald sie drinsaßen und losfuhren, konnte Laura ihnen nicht folgen. Unterwegs konnte sie die Polizei anrufen oder vielleicht eher Oliver. Vermutlich hatte sie inzwischen noch einige weitere Nachrichten von ihm.

„Ich dachte ja, sie macht einen Scherz." Josie schluchzte auf und ihr Griff um Briannas Hand wurde fester. „Und erst dachte ich auch, du bist in dem Wagen. Wegen der Schatten. Aber da waren nur Laura und ein Typ."

„Und es war kein Scherz", murmelte Brianna und wurde langsamer, da sie den Umriss des Wagens vor ihnen sehen konnte. Sie tastete nach den Autoschlüsseln und ließ Josies Hand schließlich los, um aufzuschließen. Nachdem Josie eingestiegen war, stieg Brianna ebenfalls ein und startete den Motor. Sie hielt sich nicht mit Anschnallen auf, sondern fuhr sofort los. Als sie auf der Straße war, holte sie ihr Handy aus der Hosentasche und reichte es Josie. „Ruf bitte Oliver an."

„Du hast ganz schön viele Nachrichten von ihm", stellte Josie fest und schniefte leise. Brianna atmete tief durch.

„Ich hab ihm gesagt, wohin ich unterwegs bin. Vermutlich war er davon nicht sehr begeistert." Josie stellte das Telefon auf laut und schon nach dem ersten Klingeln meldete Oliver sich.

„Brianna? Wo bist du? Wir sind unterwegs zu der Adresse, rühr dich nicht ..."

„Ich hab Josie schon aus dem Haus geholt", unterbrach Brianna ihn, bevor er wieder einmal wie ein Wasserfall losplapperte. Sie hörte ein Flüstern im Hintergrund und schluckte. Das war es nun wohl mit der Geheimhaltung. Sie würde ihren Überfall auf Cory nicht vertuschen können. Und schon gar nicht ihr Zusammentreffen mit Laura. Die würde sie vermutlich sofort verraten.

„Wo seid ihr?" Oliver klang angespannt. Kam das von seiner Sorge um sie oder war er gedanklich bereits dabei, einen Bericht an seine Vorgesetzten zu schreiben und ihnen zu bestätigen, dass sie eine Mutantin war?

„Auf dem Weg zur Autobahn. Da sind zwei Wagen." Brianna umklammerte das Lenkrad fester. Hatte Cory irgendwelche Freunde zusammengerufen, um Laura zu helfen?

„Das sind dann wohl wir." Die Anspannung wich aus Olivers Stimme und er seufzte leise auf. „Pass auf Josie auf."

„Mach ich. Laura war grad noch im Haus. Eigentlich heißt sie Loretta."

Nur ein SchattenWhere stories live. Discover now