Kapitel 1

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Nervös blickte Brianna auf den Gebäudekomplex vor sich. Sie hatte sich dies hier so sehr gewünscht und nun, da sie hier stand, verknotete sich ihr Magen und ihr Herz und ihre Gedanken wollten ihr den Dienst versagen. Sie wischte ihre feuchten Hände an den Seiten ihrer neuen Hose ab, zupfte ihre Bluse zurecht und atmete ein paar Mal tief durch.

Sie hatte all die Tests und Gespräche nicht bestanden, um jetzt einen Rückzieher zu machen.

Gerade aufgerichtet und mit einem, wie sie hoffte, gewinnenden Lächeln auf den Lippen betrat sie das Gebäude und ging auf den großen Empfangsbereich zu. Vier Augenpaare richteten sich auf sie und Brianna entschied sich für die sympathische Frau mittleren Alters, die sogleich höflich lächelte.

„Guten Tag und willkommen bei S.H.I.E.L.D.. Wie kann ich Ihnen helfen?" Oh, wie gut Brianna diesen Spruch mittlerweile kannte. Sie lächelte immer noch, auch wenn die Nervosität nun nicht mehr nur ihr Herz, sondern auch ihre Kehle mit Beschlag belegte.

„Ich ..." Ihre Stimme war ein einziges Krächzen, sie musste sich räuspern, bevor sie fortfahren konnte. „Mein Name ist Brianna Davenport. Ich beginne heute ein Praktikum in der Fremdsprachenabteilung."

„Ah, natürlich, da habe ich Sie auch schon. Miss Brianna Davenport, Abteilung Fremdsprachen, Praktikantenausweis für drei Monate." Die Frau tippte etwas in ihren Laptop und öffnete dann eine Schublade ihres Schreibtisches. Sie schob Brianna einen eingeschweißten Ausweis, etwas wie einen Schlüsselanhänger mit zwei runden, flachen Anhängern und eine Scheckkarte rüber. „Ihr Ausweis, den tragen Sie bitte immer sichtbar mit sich. Die meisten machen ihn an der Hose oder der Bluse fest, sehen Sie, hier ist eine Öse. Ich kann Ihnen einen Clip oder ein Band geben, was Ihnen lieber ist. Dies hier", sie tippte auf den Anhänger, „öffnet Ihnen alle Türen. Zumindest die, für die Sie autorisiert sind. Der weiße ist für das Büro, in dem Sie sitzen werden, der graue für die allgemeinen Gänge und den Fahrstuhl. Und die Karte hier ist für die hauseigene Kantine. Es ist ein Guthaben von 50 Dollar drauf, wenn Sie es aufladen möchten, können Sie dies direkt in der Kantine oder auch bei uns machen."

„Oh ... äh ... danke." All die Infos erschlugen Brianna ein wenig, auch wenn es im Grunde nicht viel war. Ein Ausweis, den sie immer bei sich tragen sollte, war hier wohl nichts Außergewöhnliches, dass sie Schlüssel oder Chips zum Öffnen der Türen kriegen würde, hatte sie auch erwartet, und einzig die Kantinenkarte überraschte sie nun, würde aber sicher auch bald ihren Einsatz finden. Sie ließ sich einen Clip geben und befestigte den Ausweis am Saum ihrer Bluse, bevor sie die Karte und den Anhänger einsteckte.

„Ah, da kommt auch schon Mrs. Wesley, sie ist für Sie zuständig. Viel Spaß und Erfolg, Miss Davenport."

„Äh ... danke." Brianna schenkte der Frau am Empfang ein flüchtiges, aber freundliches Lächeln, bevor sie sich der jungen Frau zuwandte, die sich ihr näherte. Mit ihrem straff zusammengebundenen Haar und in dem schlichten, gutsitzenden Hosenanzug strahlte sie eine gewisse Strenge aus und Brianna hatte das Gefühl unter dem musternden Blick ihrer dunklen Augen zusammenzusinken.

„Miss Davenport also. Katelyn Wesley. Ich bin seit drei Wochen für die Praktikanten in der Fremdsprachenabteilung zuständig. Bei allen Fragen können Sie zu mir kommen. Sie werden zwar mit einigen Kollegen in einem Büro sitzen, aber für alles, was nicht direkt mit der Arbeit zu tun hat, bin ich da. Kommen Sie." Mrs. Wesley drehte sich um und eilte mit klackernden Absätzen zu den Fahrstühlen, die sich hinter dem Empfangsbereich befanden. Brianna folgte ihr rasch und stieg zu ihr in den modernen Fahrstuhl, der bei Weitem den in ihrem Wohnhaus überragte, obwohl dieser erst in diesem Frühjahr erneuert worden war.

Völlig lautlos öffneten und schlossen sich seine Türen und genauso lautlos fuhr der Fahrstuhl in die Höhe. In der siebten Etage hielt er und Brianna war beinahe ein wenig enttäuscht, als sie auf einen schlichten Gang mit einem hellgrauen Teppich und cremefarbenen Wänden traten.

Nur ein SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt