Kapitel 33

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Margaret bestand darauf, Josie und sie in das Krankenhaus zu begleiten. In Hinblick auf Olivers und ihren Plan passte dies Brianna nicht, aber abwimmeln konnte sie ihre Großmutter nicht. Irgendwie würde sie die beiden schon kurz ablenken und aus dem Zimmer lotsen können. Auch wenn Oliver gesagt hatte, dass er ihre Mutter nur kurz berühren musste, war es vielleicht besser, wenn Josie und Margaret nichts davon mitbekamen. Brianna war sich nicht sicher, wie schnell eine der beiden anfangen könnte, da irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Schlüsse, die der Wahrheit entsprachen.

Als Margaret und Josie in Olivers Wagen einstiegen, entging Brianna nicht Margarets prüfender Blick in Olivers Richtung. Josie dagegen musterte ihn offen neugierig und fing sofort an ihn zu seinem Studium zu befragen. Sie müsse sich immerhin über alles informieren. Brianna vermutete, dass ihm diese Fragen durchaus lieber waren als neugierige Fragen über sie beide. Sie jedenfalls hoffte, dass Josie nicht doch noch irgendwann zu genau diesen Fragen kommen würde.

Als sie das Krankenhaus erreichten und zu dem Zimmer ihrer Mutter gingen, fiel ihr dann auch eine Möglichkeit ein, wie sie Oliver helfen konnte, seine Fähigkeiten unbeobachtet von Josie und Margaret einzusetzen. Sie sah zu Josie, die sich bei ihr eingehakt hatte, und lächelte, wobei sie hoffte, dass es verschmitzt wirkte.

„Wir sollten nicht alle auf einmal reingehen. Geh du mit Margaret zuerst rein. Ich hol mir solange einen dieser tollen Kaffees aus dem Automaten." Sie sah, wie Margaret dazu ansetzte etwas zu sagen, aber Josie war schneller.

„Nee, geh du zuerst rein. Ich hab Durst und selbst der Kaffee von hier wäre mir jetzt recht." Sie löste sich von ihr, hakte sich stattdessen bei Margaret ein und zog sie mit sich in Richtung des Kaffeeautomaten, der am Ende des Ganges lag. Brianna lachte leise auf. Das war einfach gewesen. Josie wollte ihr wohl ein paar Minuten allein mit Oliver gönnen.

„Komm. Lange wird Josie für ihren Kaffee nicht brauchen." Brianna betrat das Krankenzimmer und sah zu ihrer Mutter, die wie immer reglos und bleich in ihrem Bett lag. „Hey, Mom. Josie kommt auch gleich." Sie setzte sich auf den Stuhl am Bett und seufzte leise. Oliver schloss die Zimmertür, dann trat er an die andere Bettseite und legte seine Hand auf die Stirn ihrer Mutter, wobei er in Richtung der kleinen Kamera nickte, die noch immer im Zimmer angebracht war. Die hatte Brianna bereits vergessen.

Sehen konnte Brianna nichts, allerdings war sie sich auch nicht sicher, ob sie das überhaupt erwartet hatte. Oliver hatte ihr immerhin bereits gesagt, dass die Heilung nicht sofort einsetzen würde.

Nach einem Moment zog Oliver seine Hand zurück und atmete tief durch. Auf seiner Stirn glänzten einige Schweißtropfen, ansonsten sah er aus wie vorher auch. Er lächelte schwach.

„Kein Fieber, denke ich. Das sollte man aber im Auge behalten. Ich weiß gar nicht, wie schnell sich so etwas entwickelt. Gerade, wenn jemand im Koma liegt." Brianna nickte nur. Sie wusste, dass Oliver nicht das Fieber meinte.

„Ich denke, die Krankenschwestern haben ein Auge auf sie." Sie streichelte sanft über die Hand ihrer Mutter. Einen Moment saß sie einfach schweigend da, dann klopfte es an der Tür und sie schreckte hoch. Die Tür öffnete sich und Josie schaute rein.

„Der Kaffee war scheußlich wie immer. Tauschen wir?"

„Klar." Brianna beobachtete lächelnd, wie Josie zum Bett ihrer Mutter lief und sich zu ihr setzte. Margaret folgte ihr und warf Oliver einen Blick zu, schwieg jedoch. Rasch verließ Brianna den Raum, dicht gefolgt von Oliver.

„Kann ich dich auf einen scheußlichen Krankenhauskaffee einladen?" Oliver grinste leicht und Brianna musste lachen.

„Den willst du dir antun? Aber gerne. Josie bleibt sicher eine Weile bei Mom." Nachdem Oliver zwei Kaffeebecher geholt hatte, setzten sie sich auf die harten Besucherstühle auf dem Flur und Brianna nahm einen ersten, vorsichtigen Schluck des heißen Kaffees, der einfach nur säuerlich-bitter schmeckte.

Nur ein SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt