Kapitel 18

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Abbie hielt Wort. Brianna hatte noch nicht einmal ihr Büro erreicht und bereits neun Nachrichten von ihr. Auch auf ihre Erklärung hin, dass sie noch gar nicht bei der Arbeit war, fuhr Abbie fort ihr kurze Nachrichten zu schicken, die nicht mehr als „los, frag sie" enthielten.

Ihre Verletzung hatte sie ebenfalls erwähnt, mit der gleichen Erklärung, die sie dem Arzt in der Notaufnahme geliefert hatte: Sie sei auf dem Heimweg überfallen worden. Abbie hatte auf die Straßendiebe geschimpft und am Ende ein „aber du fragst deine Kollegen" hinzugefügt. Nein, einen Rückzieher konnte Brianna nicht machen.

Wenn sie ehrlich war, hatte sie auch mehr Angst vor dem Gespräch mit Josie wegen ihrer Verletzung. Gestern hatte Josie bereits geschlafen, als sie nach Hause gekommen war und heute Morgen war sie früher aufgebrochen, weil sie sich vor dem Unterricht mit Jake treffen wollte. Aber sie würde ihr die Verletzung nicht verheimlichen können. Zwar war es noch immer kühl genug, dass sie über ihrem T-Shirt eine Strickjacke tragen konnte, aber der Verband fiel doch auf.

Valerie sprach sie auch direkt darauf an, was mit ihrem Arm sei.

„Muskelkater? Du bewegst ihn so komisch. Ich sag ja, Sport taugt nichts."

„Nein, leider nicht." Natürlich würde sie auch im Büro bei ihrer offiziellen Variante bleiben. „Ich hab gestern Abend noch eine Freundin getroffen und auf dem Heimweg hat mich so ein Typ überfallen. Maskiert und alles. Ich hab gar nicht erst die Polizei gerufen, sondern bin gleich zur Notaufnahme. Ich hab eine schöne Fleischwunde am Arm. Musste auch genäht werden und ich hab ein paar Tabletten gegen die Schmerzen mitbekommen. Wenigstens benebeln die mich nicht."

„Ach du Scheiße", fluchte Valerie. „Gibt es überhaupt noch irgendwen, der noch nie überfallen wurde?" Brianna setzte sich an ihren Schreibtisch und schaltete ihren Computer ein.

„Vermutlich nicht."

„Geh ruhig nachher auf die Krankenstation und lass den Verband begutachten und eventuell erneuern", empfahl Jill ihr. Brianna lächelte schwach.

„Ich habe heute noch einen Termin bei meinem Arzt, bis dahin hält der Verband sicher." Ihr Handy piepte und ein Blick auf das Display verriet eine weitere Nachricht von Abbie.

„Falls nicht oder es durchblutet, gehst du hin. Oder ich zieh dich am Ohr hin." Jill sah sie betont böse an, was Brianna grinsen ließ. Mit diesem Ausdruck erinnerte Jill sie nur erneut an Josie, wenn diese versuchte streng zu gucken.

„Mach ich", versprach sie dann aber. Wieder piepte ihr Handy und Brianna seufzte. „Aber was anderes ... Also, ich bin ja nun schon eine Weile hier und wüsste gerne, wie ich mich so mache."

„Miserabel", rief Philip hinter der Trennwand und Brianna sah entgeistert in seine Richtung, während von ihm ein „aua, Caren, lass das" kam.

„Verpass ihm von mir auch noch ein paar", bat Jill und lächelte leicht. „Philips Humor war auch mal besser. Du bist ganz und gar nicht miserabel. Eher im Gegenteil. Wir geben der Wesley auch regelmäßig Rückmeldung zu deinen Leistungen, auch wenn sie selber auch einen Blick darauf hat."

„Mrs. Wesley guckt sich meine Arbeiten an?"

„Mehr oder weniger." Jill zuckte mit den Schultern. „Sie schaut, was du machst, wieviel du schaffst, sowas halt. Aber da sie nicht alle deine Sprachen abdeckt, gilt da unsere Beurteilung. Wenn du mich fragst, ist dein Vertrag bereits fertig und liegt bei der Wesley auf dem Rechner."

„Das wäre toll." Brianna musste lächeln. Immerhin war das doch ihr Ziel: Eine feste Anstellung. Wenn ihre Leistungen also weiterhin so gut blieben, hatte sie gute Chancen.

Nur ein SchattenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant