Kapitel 35

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Nachdem sie schließlich das Krankenhaus verlassen hatten, holten sie sich unterwegs etwas zu essen. Josie war voller Vorfreude auf die nächsten Tage und malte sich bereits aus, wie sie ihre Mutter täglich besuchte. Brianna versprach ihr, nachmittags dazuzukommen. Vormittags würden ihre Großeltern mit Josie ins Krankenhaus fahren, zumindest solange sie noch von der Schule freigestellt war.

Zu Hause angekommen rief Brianna bei Mrs. Wesley an, um ihr Bescheid zu geben, dass sie am nächsten Tag ins Büro kommen würde. Sie hatte Josie und ihren Großeltern bereits erklärt, dass nun wohl bald die Entscheidung bevorstand. Ihre Großmutter hatte deswegen geradezu darauf gedrängt, dass sie nicht zu oft fehlte, auch wenn sie gerade einen sehr guten Grund dafür hatte.

Nach dem Telefonat mit Mrs. Wesley rief sie Oliver an und erzählte ihm, was sie bisher im Krankenhaus erfahren hatten. Er war zuversichtlich, dass sich der Zustand ihrer Mutter weiterhin bessern würde, bot aber gleichzeitig an, sie noch einmal mit Brianna zu besuchen und seine Fähigkeiten erneut an ihr anzuwenden.

„Vielleicht wäre es nicht verkehrt", stimmte Brianna zu. „Wollen wir das morgen besprechen? Und kannst du mir Mrs. Carver Nummer geben? Dann kann ich ihr sagen, dass ich morgen wieder da bin. Vielleicht hat sie da ja Zeit für ihre Befragung."

„Ich denke, das hat sie. Sie ist grad in ihrem Büro, ruf Sie direkt an." Sie verabschiedeten sich und Brianna folgte Olivers Rat. Bereits nach dem zweiten Klingeln meldete Mrs. Carver sich mit einem knappen „Ja?".

„Hallo, Mrs. Carver. Brianna Davenport hier. Also, ja, ich bin morgen wieder im Büro. Ich wollte fragen, wann Sie mich befragen wollen. Und was es denn noch zu klären gibt."

„Das besprechen wir morgen, Miss Davenport. Ich schicke Mrs. Wesley eine Nachricht, dass Sie morgen früh direkt zu einer Befragung eingeladen sind. Neun Uhr in meinem Büro. Oliver holt Sie ab. Bis morgen."

„Dann bis morgen." Brianna war sich nicht sicher, ob Mrs. Carver ihre Worte überhaupt noch gehört hatte, sie hatte bereits aufgelegt. Nach einer kurzen Nachricht an Oliver, dass sie sich in der Eingangshalle treffen konnten, ging Brianna ins Wohnzimmer, um für den restlichen Tag Josie und ihren Großeltern Gesellschaft zu leisten. Die Frage, warum die Befragung dieses Mal in Mrs. Carvers Büro stattfinden sollte, rückte dabei weit in den Hintergrund.

Erst am Morgen, als Brianna Oliver durch die Gänge eines Gebäudeteils folgte, den sie noch nicht kannte, dachte sie wieder daran, wie seltsam sie es fand, dass diese Befragung bei Mrs. Carver stattfand. Sicherlich gab es genügend freie Räume, in denen sie sich hätten unterhalten können.

Die nächste Überraschung folgte, als sie Oliver in das Büro folgte und er sich nach ein paar höflichen Floskeln verabschiedete. Sie war mit Mrs. Carver allein. Bisher waren bei jeder Befragung mehrere Personen anwesend gewesen. Sie kam gar nicht dazu zu fragen, ob noch jemand kommen würde. Mrs. Carver bat sie, Platz zu nehmen, und öffnete eine Akte, die auf ihrem Tisch lag.

„Nun, Miss Davenport, wie Sie uns erzählt haben, verfügen Sie über interessante Fähigkeiten." Mrs. Carver musterte sie und Brianna nickte.

„Ja. Aber bevor Sie fragen, ich hab nichts damit gemacht. Also ... so gut wie nichts." Es sprudelte regelrecht aus ihr heraus, wie sie zwei Überfälle verhindert hatte. Mrs. Carver hörte ihr schweigend zu und lächelte schließlich knapp.

„Ich habe Sie nicht hierherbestellt, um Sie anzuklagen. Dann säßen wir nun woanders."

„Okay. Und worum geht es dann? Ist Loretta etwa frei? Ist sie abgehauen?"

„Miss Raymond ist sicher untergebracht. Würde sie doch fliehen können, würden Ihre Schwester und Ihre Großeltern sofort informiert und aus Ihrer Wohnung gebracht werden. Sie äußerte sich doch sehr negativ über Ihre Schwester. Aber auch deswegen habe ich Sie nicht hierherbestellt." Mrs. Carver musterte sie erneut genau und lehnte sich schließlich bequem zurück, den Kopf leicht schief gelegt. Brianna sah sie abwartend an, obwohl ihr Herz schneller schlug und ihr ein „Nun sagen Sie schon" auf den Lippen lag. „Ihre Versuche zeigen mir, dass Sie durchaus gewillt sind, Ihre Fähigkeiten zu nutzen. Stimmt das so?"

Nur ein SchattenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang