Kapitel 3

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„Es ist neu, dass wir so offen an die Öffentlichkeit gehen, aber es ließ sich durch die ganzen Ereignisse der letzten Jahre einfach nicht vermeiden." Jill spuckte ihr Kaugummi zielsicher in ihren Papierkorb und schob Brianna die Packung mit Gummibärchen hin, aus der sie sich schon den ganzen Vormittag bediente. Dankend nahm Brianna sich ein paar der Bärchen. „Nur dass die Wesley so gar nichts davon hält, macht es nicht leichter. Wenigstens ist sie nicht mehr in der PR-Abteilung. Da war sie vorher."

„Sie erwähnte, dass sie die Abteilung gewechselt hat." Irgendwann würde sie sich wohl an den Büroklatsch gewöhnen, der hier tagtäglich herrschte. Eine Woche war sie nun hier und Jill hatte sie von Tag zu Tag weiter an die Aufgaben in ihrem Büro herangeführt. Sie bekam jeden Morgen ein paar Nachrichten von diversen Social Media Accounts und sollte diese übersetzen, da sich die PR-Abteilung damit nicht auch noch auseinandersetzen wollte.

„Gewechselt, ja, genau." Jill prustete und wechselte übergangslos ins Bulgarische, eine Sprache, die auch Brianna während ihres Studiums gelernt hatte. „Sie wurde gewechselt, weil ihr die Veränderungen nicht passten. Und wenn sie sich hier nicht bewährt, war es das und sie fliegt. Na ja, nicht weit. Sie kann wohl jederzeit zum FBI zurück."

„Sie war beim FBI?" Brianna konnte nicht leugnen, dass es interessant war mehr über ihre Kollegen und ihre Vorgesetzte zu erfahren, und Jill erzählte ihr bereitwillig alles, was sie wissen wollte. Und die Gespräche mit Jill hatten noch einen Vorteil: Sie konnte Bulgarisch sprechen, was sie seit ihrem Studium nicht mehr gemacht hatte. Es hatte einfach an Gelegenheiten gemangelt.

„Ja, war sie. Und gut genug, dass S.H.I.E.L.D. sie abgeworben hat. Tja ... aber das hat ihr bei den Veränderungen nicht geholfen. Oder vielmehr bei ihrer Sturheit."

„Na, was tratscht ihr?" Philip rollte mit seinem Stuhl um die Trennwand herum, die seinen und Carens Schreibtisch von Jills und ihrem trennte, und sah sie fragend an.

„Ach, das Übliche. Bürotratsch. Was man so macht, wenn man den halben Tag mit euch zusammenhockt." Jill streckte ihm die Zunge raus und Philip lachte.

„Dann tratsch ich mal mit. Geraldine hat mir gerade geschrieben. Sie ist zum dritten Mal Großmutter geworden. Ein Junge diesmal. Mark." Er hielt ihnen sein Handy hin, auf dem das Bild einer älteren Frau zu sehen war, die einen in helle Decken gewickelten Säugling hielt.

„Das ist Geraldine, wir hatten dir ja von ihr erzählt." Jill grinste. „Sie hatte nach jedem Wochenende was über ihre Kinder und Enkel zu erzählen. Deswegen hat es ihr auch gar nicht leid getan aufzuhören. Jetzt kann sie noch mehr Zeit mit ihren Enkeln verbringen."

„Man sieht, dass sie ihren Enkel liebt", stellte Brianna fest und dachte an ihre eigene Großmutter Margaret. Sie hatten kein schlechtes Verhältnis, aber es war von Anfang an deutlich gewesen, dass Margaret Josie vorzog. Die beiden gingen oft gemeinsam shoppen und essen und Margaret machte Josie auch abseits von Geburtstagen und Feiertagen viele kleine Geschenke. Brianna wusste auch, woran es lag und sie machte ihrer Großmutter keinen Vorwurf daraus, aber manchmal wünschte sie sich doch, dass es anders wäre. Dass Margaret sie genauso akzeptierte, wie sie Josie akzeptierte.

„Das tut sie. Meine Großmutter ist eine Schreckschraube. Wehe, man kommt mit Schuhen ins Haus, die haben draußen zu bleiben. Hände bitte ständig waschen. Vor dem Essen, bevor man ihre heiligen Katzen berührt, bevor man ihr den Tee serviert, bevor man die Pflanzen anfasst ... Ich war als Kind echt nicht gerne bei ihr und als wir dann umzogen, war ich so froh, weil das hieß, dass ich sie nicht mehr so oft sehe. Leider waren wir dann doch immer noch an allen Feiertagen und natürlich zu ihrem Geburtstag da." Jill schnaufte leise. „Im ersten Jahr gab es einen großen Krach mit meinen Eltern, weil sie meinte, sie sollten doch auch an meinem und ihren Geburtstagen zu ihr fahren. Sie könne uns schließlich nicht besuchen, sie muss sich ja um ihre Katzen kümmern. Dad hat ihr so richtig die Meinung gegeigt. Seitdem reden sie nicht mehr miteinander, abgesehen von minimalem Smalltalk zur Begrüßung."

Nur ein SchattenDove le storie prendono vita. Scoprilo ora