Kapitel 34

47 5 0
                                    


Am Wochenende kam kein Anruf vom Krankenhaus und Brianna machte sich am Montag ein wenig enttäuscht auf den Weg zur Arbeit. Vielleicht klappte es einfach nicht. Oliver hatte ihr ja auch nicht viel über seine Fähigkeiten sagen können und sie bezweifelte, dass er schon mal jemanden geheilt hatte, der im Koma lag.

Am vergangenen Abend hatten sie kurz telefoniert und Oliver hatte ihr, wenn auch nicht in ganz direkten Worten, angeboten, noch einmal mit ihr zu ihrer Mutter zu gehen. Sie überlegte, ob sie ihn gleich heute darum bitten sollte.

Auf dem Flur vor ihrem Büro wurde sie von Mrs. Wesley abgefangen, die ein paar Akten unter dem Arm hatte. Sie gab Brianna eine von diesen.

„Einladung zu einem Beurteilungsgespräch", erklärte sie mit einem knappen Lächeln. „Miss Alford liegt mir seit ein paar Tagen damit in den Ohren." Brianna durchfuhr es heiß. Eine Beurteilung würde ihr genau aufzeigen, wie ihre Chancen bezüglich der Übernahme standen. Jill hatte erwähnt, dass sie sich für sie ausgesprochen hatte. Aber die Entscheidung lag letztlich bei Mrs. Wesley und deren Auswertung ihrer bisherigen Leistung.

Bevor sie etwas erwidern konnte, hatte Mrs. Wesley ihr schon zugenickt und eilte den Flur runter. Brianna betrat ihr Büro und blickte auf die einfache Pappmappe. Abwesend erwiderte sie die Grüße ihrer Kollegen, eilte dann zu ihrem Platz und lud ihre Sachen ab, um in die Mappe zu schauen.

Den Text überflog sie bloß und suchte sofort den Termin. Es war bereits dieser Mittwoch, um elf Uhr sollte sie sich bei Mrs. Wesley einfinden.

„Was hast du da? Du bist ganz rot." Jills Stimme ließ sie hochsehen und Brianna musste lächeln.

„Mrs. Wesley hat mich zu einem Beurteilungsgespräch eingeladen. So eine Miss Alford hat sie wohl schon eine Weile damit genervt."

„Ja, diese Miss Alford. Von der hab ich auch gehört. Komische Frau." Jill grinste. „Sie hat von uns allen schon eine Einschätzung bekommen. Ich denke, deine Chancen stehen gut."

„Mehr als das. Die wäre schön blöd, dich abzulehnen", rief Valerie von ihrem Schreibtisch zu ihnen rüber und Brianna schaltete ihren Computer ein.

„Dann drückt mir einfach weiter die Daumen. Mittwoch wissen wir mehr." Als sie gerade ihre Programme öffnete, klingelte ihr Telefon, was sie verwundert die Augenbrauen heben ließ. Selbst bei den anderen klingelten die Telefone selten. Auf dem Display las sie „Carver, M" und runzelte nun die Stirn. Was wollte Mrs. Carver schon wieder von ihr? Sie meldete sich im gleichen Moment, in dem ihr Handy klingelte.

„Miss Davenport, bitte finden Sie sich heute um zehn Uhr in der Eingangshalle ein", begann Mrs. Carver sofort. „Wir haben noch ein paar Kleinigkeiten, die es zu klären gilt."

„Ähm, okay ..."

„Bis später." Damit legte Mrs. Carver bereits wieder auf und Brianna tauschte einen verwirrten Blick mit Jill.

„Das war Mrs. Carver. Sie hat noch ein paar Fragen. Ich soll um zehn unten sein."

„Man könnte meinen, sie hätten schon alles gefragt, was man fragen kann." Jill grinste. „Aber irgendwas gibt es wohl immer."

„Das kann sein." Brianna fragte sich, ob vielleicht Laura entkommen war. Würde man sie in dem Fall überhaupt darüber informieren? Sie griff nach ihrem Handy, um zu sehen, wer sie angerufen hatte. Es war ihre Großmutter gewesen. Nach dem verpassten Anruf hatte sie ihr ein paar Nachrichten geschickt.

Mom ist wach! Ruf Grandma an, wir sind unterwegs zum Krankenhaus. Kommst du auch?" Brianna umklammerte ihr Handy fester und las die Nachrichten noch einige Male. Als Jill sie ansprach, hob sie schwerfällig den Kopf.

Nur ein SchattenWhere stories live. Discover now