siebenundzwanzig

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Blitzschnell riss ich mich von ihm los und starrte ihn entgeistert an.
Was war in ihn gefahren?!

Da traf es mich wie ein Schlag ins Gesicht.

Gestern auf der Terrasse.
Harvey hatte gedacht, ich wäre nicht in Thomas verliebt...sondern in Dylan.

Das war gar nicht gut.

"Dylan, hör zu", wollte ich eine Erklärung und somit die Rettung aus diesem überaus unangenehmen Moment starten.

Aber mal wieder wurde ich unterbrochen.
Meine Güte, kam ich an diesem Abend denn nie zu Wort?

"Dylan?"
Eine vertraute Stimme drang von irgendwo hinter mir an mein Ohr.
"Was-?"

Dylan sah erschrocken in meine Richtung, sodass auch ich mich umdrehte und damit die Verwirrung in ihrer Stimme in Isabellas Gesicht wiederfand.

Und ich hatte gedacht, die Situation hätte nicht peinlicher werden können.

Sie musterte ihn sowohl ungläubig als auch unendlich enttäuscht, was mich bezweifeln ließ, dass zwischen den beiden wieder alles komplett im Lot war.

Also machte ich mich möglichst unauffällig aus dem Staub, damit die beiden sich aussprechen und ich Harvey zur Rede stellen konnte.

Unverschämt rücksichtslos, jedoch viel zu aufgebracht um ein schlechtes Gewissen haben zu können, drängelte ich mich an der Security vorbei in den Backstage-Bereich.

So ein verdammter Trottel.

Er lehnte völlig ahnungslos an der Wand, nippte an einer Coladose, welche er beiseite stellte, sobald er mich zielstrebig auf ihn zustapfen sah, und hob grüßend die Hand.

"Blair! Was für eine angenehme Überraschung!"

"Nun ja, als angenehm würde ich sie nicht gerade beschreiben.", meinte ich bitter.
Ich baute mich mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm auf und funkelte ihn herausfordernd an, was mir leider einzig und allein einen fragenden Blick einbrachte.

"Was meinst du damit?", stotterte er und stellte einen der unschuldigsten Augenaufschläge, die ich jemals zu Gesicht bekommen hatte, zur Schau.

Fassungslos über solch eine nahezu besorgniserregende Dämlichkeit schüttelte ich den Kopf.
"Dass Dylan wegen einer gewissen Person auf falsche Gedanken gekommen ist.
SEHR falsche Gedanken."

Da er mich noch immer ansah, als könnte er kein Wässerchen trüben, fuhr ich verärgert fort:
"Vielleicht solltest du dich nächstes Mal zuerst vergewissern, dass du mit deiner Vermutung wirklich richtig liegst, bevor du falsche Schlüsse ziehst und irgendwelche hirnlosen Aktionen startest. Wie wäre es zum Beispiel gewesen, wenn du wenigstens nochmal nachgefragt hättest, bevor du Dylan von meinen vermeintlichen Gefühlen für ihn erzählt hast?!"

Mittlerweile war meine Stimme unkontrolliert lauter geworden, woraufhin sich vermutlich jedes andere Augenpaar in diesem Raum auf mich richtete.
Aber das war mir in diesem Moment herzlich egal.

Langsam schien Harvey zu begreifen.

"Du meinst...du...bist gar nicht in...?!"

Mit aufgerissenen Augen schlug er die Hände vor dem Mund zusammen.
"Oh Blair, das tut mir wirklich leid!"

"Das sollte es auch."
Ohne meine - wie ich hoffte, zumindest einigermaßen bedrohlich wirkende - Haltung zu lockern, strafte ich ihn mit einem anklagenden Blick.
"Überleg dir gut, wie du das wieder gut machen willst."

Na gut, vielleicht war ich etwas zu hart zu ihm.
Aber hey, das hatte er doch verdient, oder?

"Du klingst, als hätte ich deinen Vater umgebracht.", stellte Harvey belustigt fest und bestätigte damit meinen Zweifel, was meine Härte betraf.

"Na klar. Ich denk' mir was aus.", versicherte er mir dann und lächelte mich entschuldigend an.

Seufzend lächelte ich zurück.
Ich konnte ihm einfach nicht lange böse sein.

"Hast du was vor?", fragte ich und strich mir dabei eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn.
Als er stumm den Kopf schüttelte, lehnte ich mich neben ihm an die Wand.

Dann wartete ich.

Harvey war nämlich nicht der einzige, mit dem ich etwas zu bereden hatte.

THE WAY IT GOES ϟ t.b.sWhere stories live. Discover now