fünfzehn

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"Bella? Wir haben einen Gast mitgebracht!", rief Thomas beim Betreten seiner Suite, während Dylan, Harvey und ich unsere Jacken an die Garderobe hängten.

"Momentchen!", kam es aus dem Bad, und nur ein paar Sekunden später öffnete sich die Toilettentür und Isabella streckte ihren top gestylten Kopf dahinter hervor.

Man sagt, die Augen seien der Spiegel der Seele.
Falls das tatsächlich wahr ist, dann befand sich Isabellas Seele in dem Augenblick, in dem sie Dylan entdeckte, in einem reinsten Wechselbad der Gefühle.
Tausend Emotionen fanden innerhalb kürzester Zeit ihren Weg auf ihre Gesichtszüge.

Als ich unauffällig zu Dylan herüberschielte, senkte er gerade nervös den Blick und murmelte eine knappe Begrüßung.

Was zum Teufel ging hier vor?!

Den anderen schien das seltsame Verhalten der beiden nicht aufzufallen.
Doch ich spürte mehr als deutlich, dass hier etwas faul war.

Ich ließ mir jedoch nichts anmerken und folgte der kleinen Gruppe wortlos auf den Balkon.

Der Ausblick, der uns dort erwartete, entlockte mir ein wohliges Seufzen.

Die Sonne war gerade dabei, am Horizont zu versinken, und tauchte die Dächer der Stadt sowie den gigantischen Eiffelturm in ein warmes Licht, welches das nahende Ende des langen Sommers verkündete.
Wir setzten uns an einen riesigen, gedeckten Tisch, an dem glatt doppelt so viele Personen Platz gehabt hätten, während ein Bediensteter uns die Vorspeise auftischte.

"Was ist das denn?!" Stirnrunzelnd betrachtete ich die undefinierbare Flüssigkeit, die mir in einer filigranen Porzellanschale serviert worden war.

"Trüffelsuppe mit Champignons und Schnittlauch", antworteten Thomas, Isabella und Dylan wie aus einem Mund und sahen mich dabei an, als wäre ich die erste Person, die noch nie Trüffelsuppe mit Champignons und Schnittlauch gegessen hatte.

Damit lockerte sich die Stimmung erheblich, und langsam schien sich auch die geballte Anspannung von Dylan und Isabella aufzulösen, was die Mahlzeit auf mich beinahe familiär wirken ließ.

Ja, ich fühlte mich in diesem Kreis mehr als wohl.
Umgeben von diesen wundervollen, sympathischen Personen, war es mir komplett egal, ob sie berühmt waren oder nicht.
Letzten Endes waren sie alle Menschen.

Wenn auch eindeutig meine Lieblingsmenschen.

Thomas saß mir direkt gegenüber, was es ihm schier unmöglich machte, mich zu ignorieren.
Doch die meiste Zeit gelang es ihm trotzdem, während ich hingegen gegen den Drang ankämpfen musste, ihn nicht ununterbrochen wie besessen anzuglotzen.

Ganze drei Stunden saßen wir beisammen, lauschten Dylans Geschichten über die in seiner bisherigen Zeit als Schauspieler und Mädchenschwarm gesammelten Erfahrungen, und diskutierten über Gott und die Welt.

Ich hätte niemals gedacht, dass mir diese Personen innerhalb solch kurzer Zeit so ans Herz wachsen würden.

Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns schließlich voneinander und Harvey und Dylan verschwanden erschöpft in ihren Suites.

Bevor auch ich mich zum Gehen wandte, drehte ich mich noch einmal zu Isabella um. Thomas stand noch auf dem Balkon, sodass wir beide allein waren und sich eine mir passend erscheinende Gelegenheit bot, um ihr heutiges Verhalten anzusprechen.

"Hören Sie, es geht mich vielleicht nichts an", begann ich vorsichtig.
"Mir ist nur aufgefallen, dass Sie sich heute Abend nicht wohl zu fühlen schienen."

Sie zuckte unmerklich zusammen, doch ich fuhr fort:

"Wenn Sie es mir nicht verraten möchten, dann verstehe ich das. Aber..."
Ich suchte einen Moment lang nach den richtigen Worten, dann sah ich ihr aufmerksam in die Augen und brachte damit all meine Aufrichtigkeit gegenüber ihr zum Ausdruck.

"Ich würde einfach gerne wissen, ob möglicherweise irgendetwas vorgefallen ist."

Auch sie blickte mich ohne jegliche Regung ihrer Gesichtszüge an, was mir keinerlei Möglichkeit gab, irgendwie aus ihnen schlau zu werden.
Zwischen uns entwickelte sich ein kleiner Starrwettbewerb, welchen sie schließlich abrupt beendete.

Tränen glitzerten in ihren ansonsten so fröhlich dreinblickenden Augen, und ihr Kiefer spannte sich unter ihrer makellosen Porzellanhaut deutlich an.

"Sie sind viel zu neugierig."

Mit diesen Worten knallte sie mir die Tür vor der Nase zu und ließ mich ratlos und mehr als besorgt auf dem Hotelflur zurück.

THE WAY IT GOES ϟ t.b.sWhere stories live. Discover now