zwölf

3.5K 216 28
                                    


Nach dem Frühstück erwartete mich ein nagelneues MacBook voller auf ausführliche Antworten wartende E-Mails.
So gut wie alle von ihnen enthielten Anfragen für Interviews, Fotoshootings oder sogar Werbespots.

Während ich versuchte, mir Thomas' Gesicht auf einer Cornflakesschachtel vorzustellen, zückte ich mein Handy und wählte seine soeben erhaltene dienstliche Nummer.

"Hallo?", meldete er sich mit seiner unwiderstehlichen, rauen Stimme.

"Hallo Thomas", sagte ich und blätterte einen vor mir herumliegenden Schnellhefter durch, um mich auf meine Arbeit anstatt auf ihn zu konzentrieren.
"Wo sind Sie gerade?"

"In meinem Zimmer. Wieso?"

Im Hintergrund hörte ich Isabella irgendetwas sagen.

"Weil ich ein paar Termine mit Ihnen besprechen möchte", erklärte ich.

Ich malte mir unwillkürlich aus, wie Isabella in einem seiner viel zu großen Pullover auf seinem Bett saß und ihn mit ihrem zauberhaften Lächeln anstrahlte.
Natürlich lächelte er zurück, und wirkte dabei wie der mit Abstand glücklichste Mensch auf Erden.

Schnell kam ich wieder zur Besinnung und hörte nur noch ein flüchtiges "Klar, kommen Sie einfach rüber", bevor mir das aus dem Telefonhörer dringende tutende Signal verriet, dass er aufgelegt hatte.

Seufzend erhob ich mich aus dem Lederstuhl an meinem Schreibtisch, warf einen letzten kritischen Blick in den Spiegel und machte mich mit einem merkwürdigen Prickeln in der Magengrube auf den Weg zu Thomas' Suite.

Obwohl ich bereits zweimal geklopft hatte, ließ mich niemand herein, sodass ich ohne einen weiteren Gedanken an die möglichen Konsequenzen einfach eintrat.

"Thomas?", fragte ich in die Stille hinein.

Er erschien im Türrahmen des Balkons, eine Hand in der Tasche seiner Jeans, die andere in seinem wirren, feuchten Haar vergraben.

Ich fragte mich, ob er sich bewusst darüber war, was für eine göttliche Ausstrahlung er besaß.

Vermutlich nicht.

Doch das machte ihn wiederum attraktiver denn je.

"Hey."
Sein rechter Mundwinkel hob sich leicht, und mein Herz begann wie wild gegen meine Brust zu hämmern.

Um mir nichts von meiner Faszination an seiner reinen Präsenz anmerken zu lassen, ging ich zu seinem Schreibtisch, öffnete mein MacBook und bedeutete ihm, sich zu setzen.

Vor mir lagen ein paar lange Stunden, die bloß darauf warteten, mit diesem einen Mann verbracht zu werden - wenn auch nicht direkt auf die Art, wie ich es mir wünschte.

Ab und zu stattete Isabella uns einen kurzen Besuch ab, um uns neugierig über die Schulter zu spähen, doch meistens waren wir allein und völlig in unsere Arbeit vertieft - auch, wenn es mir oft schwer fiel, mich zu konzentrieren, da ich andauernd das Gefühl hatte, dass Thomas mich beobachtete.

Doch warum sollte er so etwas tun?
Ich war bloß seine Agentin auf Bewährung, wenn man das so nennen konnte.

Nach zwei Stunden hatten wir seine Termine für die nächsten drei Tage festgelegt und eingehend besprochen, und am Ende unserer kleinen Aktion waren wir beide sichtlich zufrieden mit unserer gemeinsamen Leistung.

"In drei Stunden geht es also zum Cosmopolitan-Interview", hielt ich zum Abschluss fest. "Wir treffen uns um halb sechs vor der Suite."

"Aye aye, Käpt'n.", murmelte Thomas grinsend.

Bevor ich die Tür seiner Suite hinter mir zuzog, berührte er mich plötzlich sanft am Arm.

Eine kleine Schockwelle strömte durch meinen Körper, doch sie war nicht unangenehm, sondern hinterließ lediglich eine kribbelnde Gänsehaut auf der Stelle, auf der Seine Finger ruhten.

"Es macht Spaß, mit Ihnen zu arbeiten, Blair."

Langsam drehte ich mich um, wobei seine Hand wieder ihren alten Platz in seiner Hosentasche einnahm.

Mein Puls raste wie niemals zuvor.

"Das kann ich nur zurückgeben.", meinte ich.

Dann verließ ich mit klopfendem Herzen die Suite.

THE WAY IT GOES ϟ t.b.sWhere stories live. Discover now