sieben

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Angenehm warme Luft umhüllte mich, als ich durch die sich vor mir öffnenden Schiebetüren des städtischen Arbeitsamtes schritt und mich interessiert umsah.

Es war eine Weile her, seit ich zum letzten Mal hier gewesen war, aber ich erinnerte mich noch an das eine oder andere Detail.
Es hatte sich nicht viel verändert.

Von der hohen Decke hing ein gigantischer, bei jeder kleinsten Bewegung funkelnder Kronleuchter, darunter befanden sich etliche Tische, an denen Angestellte und deren Kundschaft sich leise unterhielten.

Ein Mann mittleren Alters mit streng nach hinten gegeltem Haar und einem Lächeln, das eher auf die Titelseite einer Zeitschrift passte als in diesen Raum, kam auf mich zu.

"Kann ich Ihnen behilflich sein, Miss?"

"Hallo, ich bin Blair Conrad", stellte ich mich höflich vor, "ich bin wegen eines Gesprächs hier."

"Ah, natürlich, Miss Conrad!", strahlte er und schüttelte mir die Hand. "Mein Name ist Mister Reynolds. Kommen Sie doch bitte mit in mein Büro."

Ich folgte besagtem Mister Reynolds durch einige verwinkelte Gänge, bis wir schließlich sein spärlich eingerichtetes Büro erreichten und uns gegenüber voneinander an den großen Schreibtisch setzten.

"Wir haben einen Job für Sie.", verkündete er ohne Umschweife.

Neugierig lehnte ich mich etwas nach vorne, um ihm zu symbolisieren, dass er meine ungeteilte Aufmerksamkeit genoss.

"Es wäre zwar nur vorübergehend, bis eine spezialisierte Kraft, die diese Stelle dauerhaft annehmen kann, gefunden wurde", fuhr er fort, "aber das Gehalt..."
Er machte eine bedeutungsvolle Pause.
"...ist mehr als wünschenswert."

Flink zog er einen Kugelschreiber aus der Brusttasche seines Hemdes, schrieb etwas auf einen Zettel und schob diesen zu mir herüber.

Als ich die soeben von ihm zu Papier gebrachte Zahl las, stockte mir der Atem.

Er musste sich um ein paar Nullen zu viel vertan haben.

Von diesem Gehalt hätte ich drei Jahre lang weiterhin arbeitslos leben können, und trotzdem wäre immer noch genug Geld für einen Traumurlaub übrig gewesen.

Doch ich nahm das Angebot nicht an.
Noch nicht.

Ich hatte schon viel zu oft in meinem kurzen Leben unüberlegte Entscheidungen getroffen, und deren Folgen hatten mich gelehrt, jederzeit misstrauisch zu bleiben. Selbst, wenn - oder vielleicht sogar gerade weil - es sich um solch eine hohe Summe Geld handelte, war Wachsamkeit die goldene Regel.

"Machen Sie Scherze?", fragte ich, noch immer überwältigt von der Zahl auf dem Stück Papier.

Mister Reynolds stellte erneut sein Hollywood-Lächeln zur Schau und steckte den Kugelschreiber wieder ein.
"Nein."

"Aber...das kann unmöglich...", stotterte ich verwirrt.
"Das ist kein für mich angemessener Betrag! Das ist...das Gehalt eines Bediensteten im Hause eines Prominenten!"

"Nah dran.", lachte Mister Reynolds.
"Wirklich nah dran."

Mein Geduldsfaden war schon seit ich denken konnte nie sonderlich strapazierfähig gewesen, und langsam drohte er, zu reißen.

"Sagen Sie schon!", forderte ich schroff.

Wieder lachte er.

Langsam machte mich sein Verhalten aggressiv.

"Ist ja gut.", sagte er endlich, räusperte sich und sah mir offen und direkt in die Augen.

"Falls Sie zustimmen, werden Sie für eine Weile die Agentin eines Hollywoodschauspielers sein."

Wortlos starrte ich ihn an.

Was ging hier vor?

Er hielt meinen erstaunten Gesichtsausdruck offenbar für recht amüsant, denn er präsentierte mir schon wieder sein mittlerweile mehr als nervtötendes Lächeln.

"Ihre Leistungen im Bereich Management sind wirklich bemerkenswert. Deshalb sind wir der Meinung, dass Sie sich ausgesprochen gut dafür eignen würden, die Termine von Mister Sangster zu verwalten."

Einen Moment.

Was?

Wie bitte?!

"Verzeihung", hakte ich stirnrunzelnd nach, "sagten Sie gerade 'Sangster'?"

Es musste ein Missverständnis sein.
Sicher hatte Mister Reynolds eine ganz andere Person mit dem gleichen Nachnamen gemeint.

Ich hatte es nicht für möglich gehalten, doch sein Lächeln wurde noch breiter.

"Um genau zu sein, Thomas Sangster.
Ja."

Mir klappte die Kinnlade herunter.

Das hier konnte nur ein Traum sein.

"Er reist übermorgen nach Paris, Ihre Entscheidung sollte also schnell getroffen werden. Andernfalls müssen wir auf die Schnelle eine andere zur Verfügung stehende Managerin aufsuchen.", fuhr Mister Reynolds unbeirrt fort.
"Ihr Schweigen interpretiere ich mal als Zustimmung...?"

Mein Bewusstsein war kurz davor, sich zu verabschieden, doch ich riss mich zusammen und versuchte verzweifelt, die kaum zu bändigenden Gedanken in meinem Kopf zu ordnen.

Eine Agentin.
Thomas Sangsters Agentin.

Wow.

Nach ein paar ewig langen Sekunden ignorierte ich meinen rebellierenden Herzschlag und antwortete so ruhig wie es die momentane Situation zuließ:

"Natürlich."

THE WAY IT GOES ϟ t.b.sTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang