zweiunddreißig

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Der Motor des Wagens röhrte auf, bevor letzterer sich langsam in Bewegung setzte, und ehe wir uns versahen, waren wir durch ein paar verschlungene Straßen und auf die Autobahn in Richtung Flughafen manövriert worden.

"Wohin geht's?", erkundigte sich Dylan beiläufig und lehnte sich entspannt zurück, als würde er nicht zum ersten Mal Hals über Kopf mit einer fast Fremden eine lange Reise antreten.

"Miami", antwortete ich etwas perplex.

Er sah mich ebenso verdutzt an.
"Ich hätte niemals gedacht, dass eine Frau wie du ausgerechnet an der Küste lebt."

"Wieso?", hakte ich nach, einen scherzhaften Anflug von Provokation in der Stimme.
"Nur weil ich blass bin und keine Surfer-Figur habe?"

Ein verlegenes Grinsen huschte über seine schönen Gesichtszüge.
"Zugegebenermaßen ja."

Dann sagte er nichts mehr, und weil auch ich nichts weiteres zu dem Thema beizutragen hatte, verfielen wir für eine Weile in Schweigen.
Anders als vorhin in meiner Suite schien dieses Schweigen mich zu erdrücken, und da auch Dylan nicht sonderlich locker wirkte, suchte ich krampfhaft nach neuem Gesprächsstoff, um die vertraute Stimmung zwischen uns wieder herzustellen.

"Das ist irgendwie merkwürdig, findest du nicht? Ich meine, ich weiß so vieles über dich, aber mich kennst du im Grunde kaum."

"Und trotzdem sitze ich mit dir im Auto auf dem Weg nach Miami.", schmunzelte er.
"Und weißt du auch, warum?"

Ich schüttelte erwartungsvoll den Kopf.
"Nein. Wieso?"

"Weil ich nicht viel über dich wissen muss, um zu erkennen, dass ich mich hoffnungslos in dich verliebt habe."

Mein Gott.
Dieser Typ wusste wirklich, wie man Herzen zum Schmelzen bringen konnte.

"Du kleiner Schleimer", schnurrte ich, um zu überspielen, wie gerührt ich eigentlich von seinen Worten war.
Es war unfassbar.
Da war ein weltberühmter, erfolgreicher und charmanter Mann, und er liebte mich. Er liebte mich so sehr, dass er einfach mit mir verschwand, obwohl wir uns erst vor so kurzer Zeit begegnet waren.

Ich fühlte mich grauenvoll und überglücklich zugleich.

*

Der Fahrer hielt direkt vor dem Haupteingang des Flughafens an, half mir aus dem Wagen und hievte unser Gepäck aus dem Kofferraum. Als ich mich mit einer kleinen Geldsumme bei ihm revanchieren wollte, lehnte er dankend ab, mit den Worten, Mister Sangster hätte die finanziellen Formalitäten bereits geregelt.

Also eilten Dylan und ich Hand in Hand zum Check-in, in der großen Hoffnung, dass die Anwesenheit des Hollywood-Teenieschwarms und seiner unscheinbaren Begleitung nicht bemerkt wurde.
Dank einer Lakers-Basecap und einer großen Sonnenbrille war Dylan mit den richtigen Undercover-Utensilien versorgt, sodass wir es tatsächlich unbemerkt bis zum Wartebereich am Gate schafften.

Mir wurde bewusst, dass ich heute noch nichts gefrühstückt hatte, als mein Magen ein lautes Grummeln von sich gab.
Daraufhin begab Dylan sich sofort auf den Weg zur wenige Meter entfernten Bäckertheke, um uns mit genügend Proviant einzudecken.
Er war ein Engel.

Während er weg war, sah ich durch die verglaste Front des Wartebereichs hinunter auf den sich vor mir erstreckenden Flugplatz und dachte nach.

War das hier wirklich das, was ich wollte?
Reiß dich zusammen, Blair. Es geht hier nicht um das, was du willst, sondern um das, was besser für dich ist.
Es wurde Zeit, das langsam zu begreifen.

Hinter meinem Rücken begannen ein paar junge Frauen aufgeregt zu kreischen, woraus ich schließen konnte, dass Dylans Tarnung aufgeflogen war. Also drehte ich mich um, um mich zu vergewissern, dass er nicht bereits von den übermütigen Fans niedergetrampelt worden war.

THE WAY IT GOES ϟ t.b.sWhere stories live. Discover now