Neunzehn

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𝒦𝓎𝓈ℴ𝓃
ᴇᴠᴀɴs

Es waren einige Tage vergangen, seit ich Alea zu meinem Elternhaus mitgenommen hatte.

Auf dem Heimweg dachte ich mir, es wäre dumm gewesen, sie mitzunehmen. Doch jetzt wusste ich, dass ich es eigentlich als sehr schön empfand.

Im Moment schraubte ich an einem Luxuswagen herum, während meine Kollegen Mittagspause machten. Die Hitze heute war unerträglich, die Luft war feucht und ich konnte mich auch nicht mehr wirklich auf das konzentrieren, was vor mir war.

Meine Gedanken waren zerstreut, erfüllt von Erinnerungen des Kusses. Immer wieder kehrte dieses berauschende Gefühl zurück, als ich Alea mit meinen Händen festgehalten hatte und ich sie küsste.

Und dann, gerade als ich kurz davor war, es zu akzeptieren, tauchte ein Bild von Hayley auf und ich fühlte mich augenblicklich schlecht. Es waren viele neue Eindrücke, denn bisher hatte ich in meinem Leben nur eine Frau geküsst.

Vor einigen Tagen änderte sich das dann schlagartig.
Ich hatte Herzklopfen, als ich Alea küsste. So starkes Herzklopfen, wie bei Hayley.

Mit den Händen stützte ich mich an der geöffneten Motorhaube ab und starrte vor mich hin.
Wenn ich nur wüsste, wie ich jetzt weitermachen sollte.

»Du solltest langsam wirklich Nachhause gehen, Kyson. Die Jungs habe ich schon weggeschickt, bei der Hitze kann man nicht anständig arbeiten«, ertönte es mit einem Male neben mir, weshalb ich erschrocken zusammenzuckte und mich zu meinem Chef umdrehte.

Marcel war zunächst erschrocken, dann lachte er.

»Na sowas, wo warst du denn mit deinen Gedanken? Beim Auto definitiv nicht«, mutmaßte er und rieb sich mit dem Handrücken über seinen dunklen Vollbart.

Ich hatte mich noch heute morgen rasiert, weil ich bei der Hitze nicht noch mehr im Gesicht schwitzen wollte.
Wie hielt er das bloß aus?

Mein Kopf war total warm, meine schwarzen Haare klebten mir in der Stirn und im Nacken begannen sie zu tropfen.

»Kyson?«

Ich blinzelte und sah Marcel an.

Gedanklich? Bei meiner toten Verlobten und einer Frau, die ich geküsst habe und mich unfassbar dabei fühlte.

Nein, das war definitiv kein Gedankengang über den Porsche vor meiner Nase.

»Hab' einfach nur nachgedacht«, sagte ich ausweichend und er nahm es glücklicherweise einfach hin.

»Wie gesagt. Mach Feierabend, die Klimaanlagen hier in der Halle funktionieren nicht richtig, seit dem Sturm«, meinte er und betrachtete selbst den Motor, an welchem ich gerade schraubte.

»Wie kommst du mit deinem Tanztraining voran?«, fragte der grauhaarige Mann, während wir einfach nur dastanden und uns weder bewegt, noch gesprochen hatten.
Ich schloss die Motorhaube und griff nach dem Tuch, welches auf meiner Schulter lag und entfernte den Dreck grob von meinen Fingern.

»Gut, wir haben momentan eine kleine Pause. Aber der Ball ist bald«, erzählte ich ihm und musterte Marcel forschend, weil er mich so seltsam ansah. Er kniff immer wieder die Augen kurz zusammen, die durch seine Brille so riesig aussahen.

Seit dem Kuss hatten sie und ich sehr wenige Worte miteinander gewechselt, was mich nervös und unruhig machte.

»Was ist?«, hakte ich nach und klang unsicher. Irgendwas führte er doch im Schilde oder warum starrte er mich so an, als wäre ich ein Sonntagsrätsel aus der Zeitung, das er lüften wollte?

Kyson EvansOù les histoires vivent. Découvrez maintenant