Sieben

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𝒜 𝓁 ℯ 𝒶
ᴡɪʟʟɪᴀᴍs

Was ich mir dabei dachte, dem Joggen zuzustimmen, wusste ich nicht. Ich schob es auf Sally, die mir ja geraten hatte, auch einen Schritt auf Kyson zuzugehen, nachdem er sich entschuldigt hatte.

Aber jetzt, als ich vor seiner Wohnungstür stand und mit zitterndem Finger den schwarzen Klingelknopf drückte, fühlte es sich so an, als hätte ich Steine gegessen. Dabei hatte ich nicht Mal die Brote angerührt, die ich Sally und Adam an den Rand des Pools hingestellte, bevor ich abhaute. Die Turteltauben bemerkten mein Verschwinden nicht einmal.

Die Sonne würde in vielleicht weniger als einer Stunde untergehen, also könnte Kyson sich etwas beeilen.

In dem Moment, als ich diesen Gedankengang hegte, öffnete sich die Tür und der Mann mit den apfelgrünen Augen stand vor mir.

Er trug ein schwarzes Shirt, eine schwarze Jogginghose und schwarze Schuhe. Wie immer sehr eintönig, doch ich kommentierte seine Wahl der Klamotten nicht. Meine waren nämlich genauso eintönig.

Ich trug ein lilafarbenes Shirt und die passende Sportleggins dazu. Ein Set, welches ich vor Monaten von meiner Mom geschenkt bekommen hatte und nie vorhatte, es zu tragen. Ich war nicht wirklich die sportlichste Person. Das war ich noch nie.

»Clio hat mich gezwungen Adam anzurufen, damit ich nach Feierabend nicht in meiner Wohnung versauere«, platzte es aus dem Mund von Kyson, der so schien, als wollte er das gar nicht laut sagen. Seine Augenbrauen waren skeptisch zusammengezogen und Motivation sah anders aus.

Ich faltete meine Hände vor meinem Bauch und blies die Wangen auf. Genau das meinte ich mit Enttäuschungen. Wollte er mich loswerden? War dies eine Ausrede?

Ich betrachtete ihn noch eine Weile. Er wirkte müde. Seine Augenringe waren dunkel gefärbt, seine Körperhaltung schlaff. Er schien unaufmerksam, nicht fokussiert. Vollkommen lustlos.

Ich zwang mir ein Lächeln auf, verunsichert von seiner Haltung und der Aussage. Ging es Kyson nicht gut?

Machte ich mir Sorgen um einen Mann, den ich nicht richtig kannte? Fragen, die mich überforderten und ich einen Rückzieher machen wollte.

»Dann verschieben wir das lieber. Ich wollte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst, mich mitzunehmen«, presste ich hervor, doch wagte es nicht, mich zu bewegen, bis er etwas dazu sagte.

Kyson schluckte und fuhr sich mit der Hand durch die schwarzen Haare. Flüchtig erkannte ich ein schwaches Zittern in seiner Bewegung.

»Nein, nein...er hat schon recht. Ich bin nur nicht geübt darin«, sagte er und griff nach etwas, das aussah wie ein Schlüssel und schob ihn in seine Hosentasche, bevor er durch den Türrahmen ging und die Tür hinter sich zuzog.

Also hatte er sich umentschieden und wollte mich nicht loswerden. Das war...gut. Ich entspannte mich wieder ein bisschen und runzelte die Stirn.

»Im Laufen?«

Diesmal war Kyson derjenige, der die Wangen aufblies und mich aufmerksam betrachtete. Seine Augen wanderten einmal über mein Gesicht. Unvermittelt sah ich auf seine Kette, an der der silberne Ring baumelte.

»Im Aufbauen von sozialen Kontakten«, erwiderte er leise und überraschte mich mit seiner Ehrlichkeit. Damit hatte ich nicht gerechnet. Meine Augen richteten sich auf die seinen.

»Ich genauso wenig. Aber wir laufen ja nur«, schmunzelte ich unbeholfen und versuchte ihn etwas aufzuheitern, was mir gelang. Es huschte ein kleines Lächeln über seine markanten Gesichtszüge und er nickte.

»Dann lass uns gehen«, meinte er und ging an mir vorbei. Es duftete für eine Sekunde nach einem männlichen Parfum und Zitrone. Langsam und mit gleichmäßigen Schritten folgte ich ihm die Treppen hinab und nach draußen.

Kyson EvansWhere stories live. Discover now