Drei

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𝒜 𝓁 ℯ 𝒶
ᴡɪʟʟɪᴀᴍs

Ich stellte soeben den Staubsauger zurück in die kleine Kammer mit Essensvorräten, schloss die Tür hinter mir und war dabei, den Frühstückstisch zu decken, damit mein Bruder und ich erst etwas im Magen hatten, bevor wir Sally abholen würden.

Den kleinen Tisch hatte ich schon für Adam und mich gedeckt, alles war sauber und eigentlich bereit, nur von meinem großen Bruder fehlte jede Spur. Was mich wunderte, wirklich wunderte. Er war immer pünktlich und besaß den Schlüssel für meine Wohnungstür, falls ich Mal nicht da war.

Ich lief zurück zu meinem Schlafzimmer und warf kurz einen Blick in meinen Wandspiegel, der direkt neben meinem Schrank hing. Mein Outfit bestand aus einer blauen Jeans, die über den Fußknöcheln endete, diese kombinierte ich mit einem leichten, grünen Shirt.

Auf meinem Bett lag mein Smartphone, welches ich nach einer Weile zögernd in die Hand nahm und meine Nachrichten checkte, vielleicht hatte Adam mir geschrieben, dass er sich verspätete.

›Hey, bin in 20 Minuten da‹, war seine Nachricht gewesen. Ich runzelte die Stirn, denn das hatte er vor einer halben Stunde abgesendet.

Ich tippte eine Nachricht zurück und fragte, wann er denn da sei, während ich wieder zurück in den länglich gezogenen Flur lief und meine Wohnungstür öffnete. Mein Handy versenkte ich in meiner hinteren Hosentasche.

Vielleicht war Adam ja schon da und hatte den Schlüssel vergessen.

Ich steckte den Kopf heraus und hörte definitiv die Stimme meines Bruders aus dem Treppenaufgang.

Mit wem unterhielt er sich denn? Neugierig schlüpfte ich durch den Türspalt und ging ein paar Stufen hinab, dabei lauschte ich aufmerksam.

Pro Stockwerk befand sich immer eine Wohnung. Über mir wohnte Kyson, und dennoch hörte ich deutlich dessen Stimme, die sich angeregt mit meinem Bruder unterhielt, von unten.

Ich blieb stehen und warf einen langen Blick über das Geländer und tatsächlich.

Dort stand mein Bruder und plauderte seelenruhig mit Kyson, der erstaunlicherweise einen sehr munteren Eindruck auf mich machte.

Er lächelte zwar nicht, aber er blickte auch nicht so analysierend und grimmig drein, wie gestern. Heute war mein neuer Nachbar wieder ganz in schwarz gekleidet. Kysons Haare waren ein einziges durcheinander und dennoch sahen sie gut aus. Er sah gut aus, keine Frage.

»Können ja Mal zusammen joggen gehen«, schlug soeben Adam vor. Meine Augenbrauen schossen in die Höhe.

Daraufhin erwiderte Kyson nickend: »Klar, du weißt ja jetzt, wo du mich findest. Man sieht sich bestimmt nochmal«

Halt. Das war zu viel für mein überfordertes Gehirn.

Zum Mitschreiben - die beiden konnten sich scheinbar leiden und hatten sich offensichtlich gerade erst kennengelernt.

Und mich behandelte er wie eine Verrückte?

Als Kyson dann auch noch Adam freundschaftlich auf die Schulter klopfte, schnaubte ich ungewollt. Mich würde er nicht einmal mit einer Zange berühren.

Augenblicklich hielt Kyson inne und die zwei Männer blickten zu mir auf, bevor ich auch nur daran denken konnte, mich zu verstecken. Vielleicht war ich ja wirklich eine Verrückte. Eine Stalkerin.

Ich lächelte gezwungen, was sollte ich auch sonst tun?

»Guten Morgen«, meinte ich verunsichert und verharrte still an meiner Stelle.

Kyson EvansOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz