Fünfunddreißig

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𝒜 𝓁 ℯ 𝒶
ᴡɪʟʟɪᴀᴍs

Es war etwas Seltsames passiert, nach der Hochzeit meines ehemaligen besten Freundes, Zac Preston.

Kyson und ich waren gemeinsam Nachhause gefahren, hatten uns voneinander verabschiedet...alles vollkommen...normal, könnte man sagen.

Und dann, gestern in der Früh, als ich meinem Nachbarn auf der Treppe begegnete...da hatte er mich tatsächlich ignoriert.

Den ganzen Tag lang war ich so verunsichert und eingeschüchtert gewesen, dass ich angefangen hatte, mir einzureden, dass er das jetzt brauchte.

Den Blick, den mir Kyson dann heute Morgen zugeworfen hatte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich dachte, wir würden langsame Fortschritte erzielen, nach der Hochzeit und der Tatsache, dass er mich küsste, als wären wir zusammen.

Er sah mich an, als wäre ich eine Fremde. Als würden wir uns nicht kennen, als hätte ich ihn nicht von seiner anderen Seite kennengelernt.

Mein vorsichtiges Lächeln war augenblicklich in sich zusammengebrochen und ich hatte die Stirn gerunzelt, verstand nicht, was zwischen uns geschehen war.

Was ging in ihm vor, dass seine Blicke so kalt waren? Was war passiert, dass Kyson Evans mich ansah, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen?

Unsicher war ich an diesem Morgen auf ihn zugegangen und hatte seinen Namen geflüstert, doch da hatte er den Kopf geschüttelt und die Hand gehoben. Mir symbolisiert, dass ich stehenbleiben sollte. Er wollte, dass ich mich ihm nicht näherte.

Und noch vor einer paar Nächten hatten wir uns mehr als nur berührt. Wir waren miteinander verschmolzen. Er hatte mir gesagt, dass er mich brauchte. Und nun?

»Wieso?«, war alles, was über meine Lippen kam.

Wieso siehst du mich so an?
Wieso lässt du diese Distanz zu?
Wieso wirst du zu dem, der du eigentlich nicht sein möchtest?

Seine Hand glitt zurück an seine Seite, er hob den Blick ein letztes Mal an, um mir direkt in die Augen zusehen, bevor er ging. Aber diese drei Sekunden waren Antwort genug. Er schrie sie mir förmlich entgegen.

Hayley.

Und ab diesem Zeitpunkt änderte sich meine Sichtweise und ich fragte mich...

Was, wenn Kyson bereits in der Lage war, mich zu lieben, aber er nicht in der Lage war, die Vergangenheit loszulassen?

Was, wenn es nicht darum ging, sich neu zu verlieben, sondern das Vergangene zu akzeptieren um in der Gegenwart glücklich sein zu können?

Nach zwei weiteren Tagen der absoluten Stille zwischen uns hielt ich es nicht mehr aus.

Ich bekam Alpträume und diese wurden immer schlimmer. Mal träumte ich von einem heftigen Streit in dem Kyson sich Verletzungen zuzog und dann träumte ich davon, dass ich eines nachts wach wurde und die Wohnung von ihm leer stand. Er war still und heimlich umgezogen. Oder Kyson war nie da gewesen, ein Hirngespinst, mehr nicht.

Ich vermisste seine Nähe, seine Stimme und alles an ihm. Es brachte mich um den Verstand, denn so intensiv hatte ich noch nie für jemanden empfunden.

Kysons Schweigen riss ein Loch in meine Brust und diesen Schmerz konnte ich mit keinem anderen vergleichen, es war schrecklich.

Also packte ich meinen gesamten Mut und klopfte an diesem späten Abend an seine triste Wohnungstür und wartete ungeduldig, bis er sie öffnete.

Ausnahmsweise hatte ich mich in diesen vielen Stunden der Ungeduld und der quälenden Leere niemanden anvertraut. Hatte alles in mich hineingefressen.

Kyson EvansWhere stories live. Discover now