Neun

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𝒜 𝓁 ℯ 𝒶
ᴡɪʟʟɪᴀᴍs

Als Kyson sich erhob, konnte ich meine Frage nicht zurückhalten.
»Sehen wir uns heute Abend?«, wollte ich wissen.

Er sah mich an und es dauerte ein paar Sekunden, bis er nickte und sagte: »Aber nicht zum Joggen«

Daraufhin zogen sich meine Mundwinkel ein Stück hinauf und er verdrehte leicht lächelnd die Augen für einen kurzen Moment.
Wieder einmal bemerkte ich, wie gut ihm der schwarze drei-Tage-Bart stand, aber auch wie ausgelaugt er aussah.

»Clio und Ryan sind zu Besuch, wenn es dich nicht stört«, erklärte er und wirkte etwas angespannt.

»Oh, ich wollte mich nicht aufdrängen«, entfloh es mir und ich stand ebenfalls auf, mit der leeren Kaffeetasse in meiner linken Hand.

»Nein, ich dachte nur, das wäre dir zu viel mit ihnen«, murmelte er und zog die Augenbrauen ein Stück zusammen. Ich spürte eine Welle der Entspannung durch meinen Körper gleiten und lächelte erleichtert.

»Stört mich nicht, ich würde die beiden sehr gerne besser kennenlernen«, meinte ich, wobei ich mein Kinn noch ein Stück anhob, um leichter in seine apfelgrünen Augen sehen zu können.
Zum Glück hatte ich heute keine Schicht im Club.

»Na dann, bis später, Alea«, verabschiedete sich Kyson und ging. Es dauerte einen Moment, bis ich wieder zu mir kam und seine Tasse mit abräumte und einige Dollarscheine unter seinem Teller fand, die er für seinen Kaffee zahlte. Wieder mit einem netten Trinkgeld.

Wann hatte er die dort verstaut?

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen lief ich zurück zu Liam, der mir das Geschirr mit hochgezogenen Augenbrauen abnahm und in die Spülmaschine packte. Ich legte derweil das Geld in die Kasse und drehte mein Gesicht in die Richtung des Blondschopfes, der mich aufmerksam betrachtete.

Unsicher was ich sagen sollte, blieb ich also lieber vorerst stumm.

»Ihr trefft euch jetzt schon? Das ging erstaunlich schnell, Alea«, grinste Liam und sah mich mit seinen klaren, blauen Augen an. Kurz lenkte ich den Fokus auf seine vielen kleinen Sommersprossen, die er im gesamten Gesicht trug, bevor ich lachend den Kopf schüttelte und sagte: »So ist es nicht. Ich glaube, wir entwickeln uns zu so etwas wie Freunden und das ist gut so«

Liam nahm seine Unterlippe zwischen die Zähne um nicht zu lachen. Ich schloss die Augen und schüttelte erneut lächelnd den Kopf.

»Pass bloß auf, dass du dich in ihm nicht irrst. Irgendwie ist er...ich kann es dir nicht beschreiben, aber dieser Kyson wirkt ziemlich komisch auf mich, Al«

»Ich glaube er ist eigentlich ganz okay, Liam. Ich glaube er ist der typische Fall von einem Kerl, der nur auf harte Schale macht und eigentlich total nett ist, weißt du? Er taut auf« Ich erwiderte Liams nachdenklichen Blick und seufzte, weil er schwieg.

»Okay, was geht dir durch den Kopf, Liam?«, hakte ich nach und stupste ihn an der Schulter an. Er atmete tief ein und wieder aus.

»Ich glaube nicht, dass er dieser typische Fall ist, wie du es nennst. Aber keine Ahnung, ich rede schon wieder wirres Zeug. Ich kenne ihn ja nicht mal. Ich glaube, ich hätte gestern früher ins Bett gehen sollen«, murmelte er halb müde, halb lachend und rieb sich mit dem Handrücken über die Augenlider.

Es klingelte, weshalb ich zur Eingangstür sah und mich um den nächsten Kunden kümmerte. Dabei dachte ich über Liams Worte nach und stellte fest, dass er womöglich recht hatte.

Jeder Mensch besaß eine Geschichte, die uns prägte. Wahrscheinlich war Kysons Vergangenheit der Grund für sein verwirrendes Verhalten. Seine Stimmungsschwankungen und seine teilweise sehr direkte, gefühlslose Art.

Kyson EvansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt