The girl from the other side

1.

Die Sonne scheint warm in mein Gesicht, als ich nach draußen trete. Heute ist der letzte Tag vor den Sommerferien und ich bin absolut bereit, endlich frei zu haben. An der Straße wartet schon das Auto meines Freundes Josh. Er winkt mir zu und zeigt auf seine teure Designeruhr, weil ich wie immer zu spät bin. Als ich am Auto ankomme, gibt er mir einen kurzen Kuss und fährt los. Die Fahrt über hört er laut seine Musik und wir reden nicht.

Josh und ich sind seit Beginn der Oberstufe ein Paar, was auch ziemlich vorhersehbar gewesen war. Ich bin die erste Cheerleaderin und er ist Kapitän des Footballteams, wir leben quasi den Teenie-Film. Ich habe nie darüber nachgedacht, ob ich mit wem anderes zusammen sein könnte. In der Schule angekommen, klatscht Josh mit seinen Freunden ab und folgt ihnen ins Gebäude. Mich belagern ebenfalls gleich meine Cheerleaderfreundinnen und wir reden über das kommende Spiel gegen unsere Erzrivalen der PSA. Die Phoenix School of Art besteht nur aus komplett Asozialen, die angeblich irgendwelche künsterlische Begabungen haben. Das Spiel findet immer als letztes im Jahr statt und ist ein riesiges Event. Nächste Woche fahren wir zur Vorbereitung ins Trainingscamp. „Leute, ich habe so Bock darauf, die fertig zu machen", meint Lynn lachend. „Und das werden wir mit links", schaltet sich ihr Freund Ben ins Gespräch ein und legt ihren Arm um sie. Die meisten Cheerleader sind mit Jungen aus dem Footballteam zusammen. Unsere Schule ist die renommierteste im ganzen Bundesstaat und wird im Grunde nur von wohlhabenden Familien besucht. Im Gebäude kommt unser Schulleiter auf mich zu und meint: „Guten Morgen Miss Adams. Sie müssten heute Nachmittag zur PSA fahren und dort etwas unterschreiben. Sie werden mit ins Camp kommen." Ich runzele erstaunt die Stirn: „Was?" Meine Freunde sind ähnlich verwirrt und empört, doch wir würden unserem Schulleiter nie widersprechen. „Ich verlasse mich auf Sie", meint er noch und lässt uns dann stehen. Den restlichen Schultag regen wir uns nur darüber auf, dass die Asozialen ebenfalls ins Camp fahren.

Der Campus der PSA ist viel kleiner und schäbiger als unserer. Es ist zum Glück kaum mehr etwas los, weil die Unterrichtszeit schon vorbei ist. Nur in einer Ecke hängt noch eine Gruppe ab und ein Mädchen sprüht eine Wand mit Farbe voll. Sie tragen alle irgendwelche Skateklamotten und wirken einschüchternd.

Ich gehe zügig in das Gebäude und finde das Zimmer der Schulleitung zum Glück schnell. „Hallo, ich bin Jane Adams von der Royal. Ich soll hier etwas unterschreiben." Vor mir sitzt ein relativ junger Mann und lächelt mich sofort an. „Hallo, ich bin Dean", sagt er und schüttelt meine Hand. Hat er sich gerade bei mir mit seinem Vornamen vorgestellt? Diese Schule ist einfach schräg. Die Anliegen sind glücklicherweise schnell geklärt, sodass ich gehen kann. Ich laufe schnell aus der Tür und übersehe dabei ein Skateboard auf dem Boden. Ich rutschte aus und werde in letzter Sekunde von zwei starken Armen aufgefangen. Über mir erkenne ich das Mädchen, das vorhin die Wände mit Farbe vollgeschmiert hat. Sie hat die dunkelsten Augen, die ich je gesehen habe und in ihrem Blick liegt etwas, das ich nicht deuten kann. Sie hat lange dunkle Haare und in ihrer Nase einen Ring. Ihr Mund verzieht sich zu einem amüsierten Grinsen: „Eine Royal auf fremdem Terrain? Das sieht man nur selten."

Schnell reiße ich mich zusammen und reiße mich von ihr los. „Fass mich nicht an", blitze ich sie an, was sie nur zum Lachen bringt. Sie schnappt sich ihr Skateboard und mustert mich kurz.

„Wir sehen uns nächste Woche, ich freue mich schon." Dann grinst sie, zwinkert mir zu und fährt mit ihrem Skateboard davon. Kurz schaue ich ihr hinterher, wie kann man nur so sein. Ich laufe über den Hof und mir fällt das fertige Bild an der Wand auf. Es zeigt eine dunkelrote Rose mit Dornen und es sieht verdammt gut aus. Scheinbar ist dieses Mädchen auch Cheerleaderin, na toll.

Wenn alle auf der Schule so sind, werden die nächsten zwei Wochen der absolute Horror.