31.

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POV Jordan

Das Wochenende war wie die ganzen letzten Tage einfach beschissen. Ich habe eigentlich nur im Fitnessraum gegen alles geschlagen, was ich gefunden habe. Megan war auf einer Geschäftsreise, sodass ich mich abends am Pool mit Wein betrinken konnte. Ich bin nicht mehr so viel draußen, weil mich jeder Ort an Jane erinnert. Sie will einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden. Mein hartes Image bin ich wohl mittlerweile los, aber es ist mir auch egal. Ich habe gar keine Lust mit irgendwelchen Mädchen zu flirten, wie ich es früher immer gemacht habe. Niemand könnte Jane je das Wasser reichen, das weiß ich genau. Sie hat mich verzaubert und nichts und niemand kann das ändern. Mehrmals habe ich darüber nachgedacht, ihr einfach zu verzeihen, um sie wieder bei mir zu haben. Schließlich war mein Stolz dann aber doch zu groß, sodass ich weiterhin vor mich hin leide.

Am Montag in der Schule kommt Layla zu mir und erzählt mir vom Winterball der Royal. „Es interessiert mich nicht", versuche ich sie gleich abzuwürgen. Sie hält mich allerdings fest und meint: „Jane ist Ballkönigin geworden." Ich verdrehe die Augen: „Ja, war klar und?" Als bräuchte ich diese Information nochmal warm aufbereitet, natürlich ist sie immer noch das Aushängeschild ihrer Schule. Layla schaut mir in die Augen und sagt: „Sie hat es nicht angenommen und hat stattdessen vor allen verkündigt, dass sie auf ein Mädchen steht, dass nicht zur Royal gehört." Ich runzele erstaunt die Stirn und in mir regt sich sofort etwas. Ich kann nicht glauben, dass Jane sich so etwas getraut hat. Aber warum sollte Layla mich anlügen? Sie läuft zurück zu den Cheerleadern und ich gehe genervt zu meinem Spind. Natürlich lässt es mich nicht kalt, wenn Jane so etwas macht. Ich war gerade auf dem Weg, etwas besser mit dem Abstand zwischen uns klarzukommen. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, was ich denken soll. Cole geht an mir vorbei und mustert mich herablassend. Ich verdrehe nur die Augen und schreibe Paul, dass ich heute schwänze. Ich brauche Gewissheit, sonst finde ich keine Ruhe.

Das Sportgelände der Royal ist so riesig, dass es gar nicht auffällt, wenn man es betritt. Das Footballteam trainiert und die Cheerleader ebenfalls. Von Weitem kann ich Jane nirgends sehen, stattdessen steht Lynn vor den anderen und gibt Anweisungen. Eigentlich passt das ganz gut, ich wollte eh mit ihr reden. Ich kann es nicht über mich bringen mit Jane zu reden, bevor ich nicht weiß, ob das alles wahr ist. Noch einmal verletzt zu werden, ertrage ich einfach nicht. Ich gehe zu den Mädchen und warte bis alle beschäftigt sind. Lynn sieht mich und kommt sofort in meine Richtung.

„Wo ist sie?", fragt sie mich und ich weiß nicht wirklich, worauf sie hinauswill. „Was meinst du?" Ihr Gesichtsausdruck wird besorgt: „Sie ist gar nicht bei dir gewesen?" Ich schüttele langsam den Kopf und frage: „Was ist Samstag passiert?" Lynn seufzt und erzählt mir genau das, was Layla auch gesagt hat. Jane hat vor allen zugegeben, dass sie mich mag und ist dann abgehauen. „Ich habe gedacht, dass sie zu dir will, doch scheinbar habe ich mich getäuscht. Zuhause ist sie jedenfalls nichts", meint Lynn und Sorge macht sich in mir breit. „Sollen wir weitermachen?", fragt eine Cheerleaderin und Lynn seufzt. „Ich kann hier nicht weg, vielleicht hast du ja eine Ahnung, wo sie sein könnte", meint sie und verabschiedet sich dann von mir.

Ich schnappe mir mein Skateboard und fahre jeden Ort ab, den ich Jane gezeigt habe. Die Erinnerung an unsere schönen Momente zusammen schnüren sich um mein Herz. Ich muss sie finden und nach Hause bringen. Als ich am alten Bahnhofsgebäude ankomme, schmeiße ich wütend einen Stein durch die Gegend, weil sie nirgends zu sehen ist. Mein Blick schweift über die Wände und meine Augen weiten sich erstaunt. Schnell springe ich auf die Erhöhung und betrachte das Graffiti genauer. Neben dem Diamanten, den wir damals zusammen gesprüht haben, ist eine neue Zeichnung. Zwei Worte und eine Zeichnung, von der man erahnen kann, dass es ein Basketballer sein soll. Es ist das Zeichen der Marke Jordan. Das Graffiti, dass das große Bild endlich vervollständigt, sagt: Ich liebe Jordan. Mein Skateboard rutscht mir aus der Hand und mein Herz wird von einer Wärme umhüllt, die ich noch nie zuvor gespürt habe. Tränen sammeln sich in meinen Augen, Jane liebt mich.

Plötzlich höre ich ein Knistern zwischen den Bäumen und drehe mich in die Richtung des Geräusches. „Ich habe gehofft, dass du herkommst." Jane tritt zwischen den Bäumen hervor. Ihre Haare sind ganz zerzaust und sie trägt das Kleid, was ich in ihrem Zimmer gesehen habe. Allerdings ist es voller Dreck und an einigen Stellen zerrissen. Selbst in ihrem Gesicht ist sie schmutzig, doch für mich war sie noch nie schöner. Wie sie da steht, ist sie alles was ich mir je gewünscht habe und noch mehr. „Es tut mir so leid", will sie anfangen, doch ich bin mit zwei großen Schritten bei ihr und ziehe sie in meine Arme. Ich küsse sie und sie zuckt überrascht zusammen. Dann lässt sie sich in meine Arme sinken und erwidert den Kuss sehnsüchtig. Ich fahre mit meiner Hand in ihren Nacken und sie krallt sich fest in mein Shirt. Unsere Lippen passen zusammen wie zwei perfekte Gegenstücke. Genau das sind wir, zwei Gegensätze, die sich anziehen und immer zueinander finden werden. Ihr Parfum steigt in meine Nase und ich bekomme eine Gänsehaut. Ich habe sie so sehr vermisst, dass ich gar nicht aufhören kann, sie immer und immer wieder zu küssen.

Sie löst sich nur wenige Zentimeter von mir und sieht mir in die Augen. Sie braucht nichts zu sagen, denn ich sehe in ihren Augen genau, was sie denkt. „Ich liebe dich auch, Prinzessin", hauche ich und bringe damit ihre Augen zum Strahlen. Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und ich hebe sie in meine Arme.

Ich drücke sie so fest es geht an mich, sie gehört nur mir.

The girl from the other sideWhere stories live. Discover now