The girl from the other side

35.

POV Jordan

„Hey", grüßt mich einer der Footballer der Royal, als er an mir vorbeigeht. Ich nicke ihm zu und schaue dann wieder zum Sportplatz. Wie so oft hole ich Jane vom Training ab, weil sie immer noch keinen Führerschein gemacht hat. Es ist der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien, doch die Royal scheint ihr Training auch in der Kälte durchzuziehen. Seit der Entschuldigung von Janes Mutter sind zwei Wochen vergangen und ich verstehe mich mittlerweile ganz gut mit ihren Eltern. Wir sind oft bei ihnen und ich sehe, wie glücklich es Jane macht. Rose, wie ich Janes Mutter mittlerweile nennen darf, hat mir Bilder von ihr und meiner Mutter gezeigt. Die Ähnlichkeit zwischen Jane und ihrer Mutter im Cheerleader-Outfit ist unfassbar. Es ist schön, mehr über meine Mutter zu erfahren und ich beginne sogar, Janes Eltern ein wenig zu mögen. „Hey du Träumerin", ertönt Janes Stimme direkt vor mir und bringt mich zum Zusammenzucken. Sie drückt mir einen Kuss auf den Mund und nimmt dann meine Hand auf dem Weg zum Auto. „Woran hast du gedacht?", fragt sie neugierig und ich schmunzele. „Ich dachte, dass meine Freundin wirklich lange braucht", necke ich sie und sie grinst sofort. Seit sie nicht mehr die Leitung beim Cheerleading hat, wirkt sie viel entspannter. Wir steigen in mein Auto und sie dreht gleich die Musik laut auf. Sie sing mit und ich muss über ihren Enthusiasmus lachen. Wenn sie so ist, verliebe ich mich jedes Mal wieder aufs Neue in sie.

Beim Mittagessen wirken Janes Eltern ziemlich aufgekratzt, was mich irgendwie nervös macht. Ich kenne sie zwar mittlerweile ganz gut, aber an diese Familienessen kann ich mich noch nicht gewöhnen. „Was ist los, Dad?", fragt Jane zum Glück irgendwann, ihr ist es wohl auch aufgefallen. Er wirft Rose einen Blick zu, worauf diese nickt. Dann lächelt er: „Wir haben etwas zu verkündigen. Wir möchten in den Urlaub fahren über Weihnachten." Sein Blick trifft meinen und er meint: „Mit euch beiden." Meine Gabel stoppt auf dem Weg zu meinem Mund, damit habe ich nicht gerechnet. Ich spüre Janes Blick auf mir, dann sieht sie wieder ihre Eltern an: „Wohin?" Rose lächelt und erklärt: „Wir wollen nach Europa. Ich würde dir gerne zeigen, wo ich mit deiner Mutter oft war. Nur wenn du möchtest, selbstverständlich." Den letzten Teil richtet sie direkt an mich und ich spüre die Sehnsucht in mir nach meinen Eltern. Mehr über sie zu erfahren, würde mich unfassbar glücklich machen. Ich nicke nur leicht und bin froh als Jane meine Hand unter dem Tisch nimmt und mich anlächelt. Das bedeutet, dass ich an Weihnachten nicht wie sonst oft alleine bin. Megan ist meistens für die Arbeit unterwegs, was ich ihr auch nie vorwerfen würde. Trotzdem wünsche ich mir schon lange ein Weihnachten mit Menschen, denen ich wichtig bin. Dieses Jahr werde ich bei meiner Freundin sein und diese Erkenntnis macht mich verdammt glücklich.

POV Jane

Bevor wir am Montag in den Urlaub fliegen, findet noch eine Party im Club unserer Stadt statt. Das mit Jordan und mir ist zwar kein Geheimnis mehr, allerdings haben wir uns noch nicht zusammen vor anderen gezeigt. Sie will mit Paul vortrinken, weshalb ich zu Lynn gehe und mit einigen Freundinnen zur Party laufe. Kira harkt sich bei mir unter und lächelt: „Ehrlich, wie hältst du es mit Lynn so oft aus?" Ich muss lachen, das Training ist wirklich härter denn je. Trotzdem bereue ich meine Entscheidung nicht, unser Team wird besser denn je sein. „Habe ich mich da gerade verhört, Küken?", kommt es sofort von hinter mir. Kira und ich sehen uns an und grinsen: „Schnell weg." Dann laufen wir vor und lassen Lynn und Sarah hinter uns zurück. Wir kommen beim Club an und geben unsere Jacken ab. „Ich hole uns was zu trinken, geh ruhig schon tanzen", meine ich und Kira läuft sofort in die Menge. Ich stelle mich an die Bar und bestelle zwei Mischgetränke. Mein Blick schweift über die Leute und bleibt an einem Paar dunkelbraune Augen hängen. Jordan zwinkert mir zu und ich beiße mir grinsend auf die Lippe. Sie sitzt in einer Ecke mit Paul und ein paar anderen Skatern.

Plötzlich legt jemand seine Hand auf meine Schulter und ich bin verwirrt, als ein Footballer der PSA vor mir steht. „Hey, ich bin Liam", stellt er sich vor. Er wirkt etwas nervös und knetet seine Finger. „Hi, ich bin" „Jane Adams, ich weiß", vervollständigt er meinen Satz. Ich runzele die Stirn und er wird leicht rot: „Sorry. Du bist beeindruckend." Ich streiche mir durch die Haare und fühle mich etwas unwohl. Die meiste Zeit hat kein Footballer mit mir geflirtet, weil jeder wusste, dass ich mit Josh zusammen war. Ich überlege kurz und meine dann: „Ich habe eine Freundin." Zum ersten Mal sage ich diese Worte und irgendwie fühlt es sich wirklich gut an. Liam sieht kurz verwirrt aus dann hebt er abwehrend die Hände: „Oh tut mir leid, ich habe das anders gemeint. Ich weiß, dass du Jordans Freundin bist." Jetzt bin ich ziemlich verwirrt und er scheint es in meinem Gesicht zu erkennen. „Es beeindruckt mich, wie du zu deiner Sexualität stehst. Du bist unwahrscheinlich mutig." Ich lächele verlegen und werde etwas rot. Noch nie zuvor hat mich irgendjemand als mutig bezeichnet. „Danke", sage ich ehrlich und er nickt.

Mein Blick huscht kurz zu Jordan, doch sie ist in ein Gespräch mit einem Mädchen vertieft. Eifersucht keimt in mir auf und ich will schon zu ihr laufen, als mir Pauls Blick auffällt. Er starrt in meine Richtung und plötzlich fällt es mir wie Sterne von den Augen. Ich gucke von Paul zu Liam und verstehe, warum er mich für meinen Mut bewundert. Ich greife nach Liams Hand und sehe ihm tief in die Augen: „Es hat keinen Sinn, es zu unterdrücken. Glaub mir, es ist leichter von ein paar Leuten ausgelacht zu werden, als nie wieder das Lachen von der Person zu hören, die wichtiger ist als alles andere. Trau dich, bevor es zu spät ist. Wenn ich, die Eiskönigin der Stadt, es geschafft habe, dann du schon lange." Er muss leicht schmunzeln und in seinen Augen funkelt etwas auf. Dann nickt er und zieht mich in eine kurze Umarmung: „Danke, Jane Adams." Ich schaue ihm nach, wie er zu der Ecke läuft, in der Paul sitzt und muss lächeln.

Dann sehe ich wieder das Mädchen bei Jordan und schnappe mir genervt mein Getränk.