32.

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„Du hast hier zwei Nächte übernachtet?", frage ich erstaunt, als Jane mir ihr kleines Lager zeigt. Im Grunde ist es einfach nur eine Ecke mit einem Kissen, einer Decke und ihrer Zahnbürste. Immerhin hat sie eine Decke dabei gehabt. Es ist tagsüber zwar nicht kalt, aber nachts bleibt eigentlich niemand freiwillig draußen. „Ich konnte nicht nach Hause gehen und Lynns Eltern sind da, also hätten sie mich heimgeschickt." Ich seufze und musterte meine Freundin, sie sieht wirklich fertig aus. Sorge macht sich in mir breit, seit ich Jane kenne, bin ich so weich geworden. „Du hättest zu mir kommen können", sage ich ehrlich. Egal wie sauer ich war, ich hätte sie so niemals weggeschickt. Sie schnaubt leicht: „Denkst du, ich wollte dem Mädchen, das ich toll finde, so unter die Augen treten? Ich wollte meine letzte Chance nicht vermasseln." Ich muss etwas schmunzeln und ziehe sie zu mir. „Ich war sauer auf dich, aber ich liebe dich, Jane. Ich würde dich immer beschützen, egal was du blödes gemacht hast", versichere ich ihr und sie lächelt dankbar. Sie gibt mir einen sanften Kuss und ich streichle ihre Wange. „Du solltest duschen", meine ich und verziehe gespielt das Gesicht. Sie lacht und boxt mich aus Spaß. Ich bin so glücklich, sie wieder zu haben.

POV Jane

Es fühlt sich gut an, wieder sauber zu sein. Ich habe meine nassen Haare hochgesteckt und mir Jordans T-Shirt übergezogen, das so schön nach ihr duftet. Ich betrachte mich im Spiegel und bin erleichtert keinen Dreck mehr in meinem Gesicht zu sehen. Es war schrecklich gewesen, draußen zu schlafen. Überall waren komische Geräusche gewesen und ich hatte ziemlich gefroren. Als Jordan schließlich vor mir gestanden hatte, hat es mein Herz vor Freude fast zerrissen. Sie hat mir zuhause gleich ein Bad eingelassen und ist in die Küche gegangen, um zu kochen. Als ich die Treppe herunter gehe, duftet es nach Tomatensoße.

Ich gehe zum Tisch und Jordan stellt einen Teller Nudeln vor mir ab. Mit einer hochtrabenden Geste verbeugt sie sich vor mir: „Guten Appetit, Ballkönigin." Ich laufe rot an, sie weiß davon? Sie schmunzelt über meine Reaktion und setzt sich zu mir: „Ich habe mit Lynn geredet. Ziemlich beeindruckend, dass du dich vor der ganzen Schule geoutet hast." Ich reibe mir die Stirn, das ganze Wochenende habe ich darüber nachgedacht, was meine Aktion bedeutet. Mein Ansehen an der Schule habe ich definitiv verloren, da bin ich mir sicher. Ich sehe Jordan dabei zu, wie sie irgendwelchen Schrott mit ihren Nudeln veranstaltet und weiß in diesem Moment, dass ich keine Sekunde des Ballabends bereue. Selbst wenn mich alle von der Royal jetzt hassen, ich habe mein Mädchen zurück. Sie erwidert meinen Blick und grinst schief.

„Ich liebe dich." Zum ersten Mal in meinem Leben sage ich diese Worte zu einem Menschen außerhalb meiner Familie und es fühlt sich genau richtig an. Sie lächelt und streichelt meine Hand. Irgendetwas sagt mir, dass sie genau weiß, wie besonders diese Worte für mich sind. Mein Blick fällt auf ihre Lippen und ich muss daran denken, wie sie sich an meinem Hals anfühlen. Ich beiße mir auf meine Unterlippe und sofort legt Jordan ihr Besteck weg. „Du siehst so heiß aus, wenn du das machst", meint sie und steht auf. Ich sehe sie fragend an, doch da hat sie mich schon am Arm mit sich gezogen. Sie zieht sich ihr Shirt über den Kopf, beim Anblick ihres braungebrannten Bauches kann ich nicht wegsehen. „Na los", meint sie grinsend und sieht mich auffordernd an. Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch, als sie ihre Hose auszieht und lacht: „Ich will in den Pool, kommst du mit oder was?" Ich ziehe mein Shirt aus, während Jordan ihr Handy mit der Anlage verbindet und vor sich hin grinst.

Als ich höre, was sie anmacht, verdrehe ich schmunzelnd die Augen. „Oh, I think that I found myself a cheerleader", singt sie mit und zieht mich am Arm zu sich. Ich tanze lachend mit ihr und merke, wie wohl ich mich fühle. Hier bei ihr kann ich voll und ganz ich selbst sein und muss mich nicht verstellen. Ich springe auf Jordans Rücken und bringe sie so aus dem Gleichgewicht, dass wir beide in den Pool fallen. Lachend spritzt sie mich mit Wasser ab, um mich danach in ihren Arm zu ziehen und zu küssen. Ich fahre mit meiner Hand in ihre nassen Haare und vertiefe den Kuss. Die Schmetterlinge in meinem Bauch fliegen so wild wie jedes Mal, wenn ihre Lippen meine berühren. Sie schiebt mich gegen den Rand des Beckens und fährt mit ihrer Hand an der Innenseite meines Oberschenkels entlang. Ich seufze genüsslich und verbinde unsere Lippen sofort wieder miteinander.

Sie schafft es, dass ich innerhalb von Sekunden all meine Sorgen vergesse.

The girl from the other sideWhere stories live. Discover now