36.

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POV Jordan

„Wann wirst du wieder bei Spielen auflaufen?", fragt Holly mich.

Sie ist eine der Cheerleaderinnen, mit denen ich früher öfters geschlafen habe. Eigentlich ist sie immer echt nett zu mir gewesen, weshalb ich sie nicht abweisen will. Trotzdem ist mir das offensichtliche Flirten ihrerseits unangenehm, weil ich lieber mit Jane reden würde. „Nach den Winterferien kann ich wieder spielen", meine ich und kratze an meinem Glas herum. „Da freue ich mich drauf", erwidert Holly lächelnd und legt ihre Hand auf mein Bein. Bevor ich etwas sagen kann, spüre ich eine Hand auf meinem Rücken.

„Sorry, aber könntest du meine Freundin bitte nicht anfassen?", zickt Jane Holly an. Ihre Stimme klingt so fest, dass selbst ich ein bisschen Respekt bekomme. Dieses Auftreten muss sie jahrelang an ihrer Schule perfektioniert haben. Holly wirkt eingeschüchtert und verwirrt, sofort zieht sie ihre Hand weg. „Tut mir leid", nuschelt sie, läuft rot an und macht sich aus dem Staub. Ich muss etwas schmunzeln, Jane so eifersüchtig zu sehen, gefällt mir. Es ist mega scharf, wenn sie so dominant ist. „Hör lieber auf zu Grinsen, mit dir bin ich noch nicht fertig", schimpft meine Freundin auf mich ein, doch ihr Ausdruck ist viel weicher als eben.

„Komm her, Prinzessin", hauche ich und ziehe sie in meine Arme. Widerwillig gibt sie mir einen Kuss, muss dann aber unwillkürlich lächeln. „Du nervst", murmelt sie und schmiegt sich dabei trotzdem dichter an mich. Ich schmunzele und streiche über ihren Arm, als mein Blick auf Paul fällt. Erstaunlicherweise steht Liam bei ihm und hält seine Hand, während er auf ihn einredet. „Was zum?", sage ich verwirrt zu mir selbst, doch Jane folgt sofort meinem Blick. Sie grinst und wackelt mit den Augenbrauen: „Nenn mich Verkupplungskönigin." Ich runzele die Stirn, das ist ihr Werk? Dann lege ich meinen Kopf auf ihre Schulter, während wir die beiden weiter beobachten: „Du bleibst meine Eiskönigin. Wie hast du das geschafft?" Sie zuckt die Achseln und meint: „Ich habe mich in ein Mädchen verliebt." Ich versuche mein breites Lächeln zu verstecken und gebe ihr einen Kuss in den Nacken. Als Liam Pauls Gesicht in seine Hände nimmt und ihn küsst, schlägt mein Herz schneller vor Freude. Jane jubelt und auch andere klatschen zustimmend. Pauls Haare stehen wild ab, als er sich von Liam löst, aber sein Lächeln sagt mehr als tausend Worte. Fröhlich schlinge ich meine Arme um die Hüfte meiner Freundin und flüstere ihr zu: „Egal, was du gemacht hast, ich liebe dich dafür." Sie lächelt und wird leicht rot, gibt es etwas Süßeres? Mein Blick fällt auf ihre Hände und ich ziehe eine Augenbraue hoch: „Für wen ist das andere Getränk?" Ihre Augen weiten sich und sie löst sich von mir: „Ich habe Kira vergessen."

Sie haucht mir noch einen Kuss auf die Lippen und verschwindet dann in der Menge, kopfschüttelnd schmunzele ich. Ich habe nicht lange Zeit zu träumen, weil ich von zwei Armen in die Luft gehoben werde. „Jo, du wirst es nicht glauben!", schreit mein bester Freund glücklich. Lachend löse ich mich aus seiner Klammerung: „Du weißt, dass ich das hasse." Ich bin niemand, der gerne viel körperliche Zuneigung hat, Jane ist da eine kleine Ausnahme. Paul lässt mich widerwillig los und sagt ganz aufgeregt: „Er hat mich gefragt, ob ich sein Freund sein will." Ich schmunzele über seinen kindlichen Enthusiasmus und sage: „Das freut mich so." Er grinst und reicht mir ein Getränk zum Anstoßen, dann stellt er sich neben mich: „Wir haben dieses Glück nicht verdient." Ich muss lachen, obwohl er wirklich recht hat. Ich hebe mein Glas und grinse: „Arschlöcher für immer." Er stößt mit seinem Glas gegen meins und erwidert mein Grinsen: „Und ewig."

Ich denke zurück daran, wie ich noch vor einem Jahr ständig irgendwelche Mädchen abgeschleppt habe. Es war einfach gewesen und hatte Spaß gemacht, weil ich keine Angst haben musste, verletzt zu werden. Stattdessen habe ich einfach ständig Mädchen ihre Herzen gebrochen und es war mir egal. Ich beobachte Jane dabei, wie sie mit ihren Freundinnen tanzt und weiß, dass ich nie wieder so sein möchte. Für sie werde ich ein guter Mensch sein und ich werde ihr niemals ihr Herz brechen. Paul schüttelt schmunzelnd den Kopf über mein Starren und meint: „Ich gehe jetzt zu meinem Freund." Ich sehe ihm grinsend nach und werde im nächsten Moment schon von einigen Footballern zum Bier Pong gezogen.

Ein bisschen Urlaub könnte tatsächlich gut tun.

The girl from the other sideWhere stories live. Discover now