15.

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Die nächsten Tage schreibt Jordan mir nicht und reagiert nicht auf meine Anrufe. Ich habe keine Zeit zu ihr zu fahren, sodass ich gar nichts von ihr höre. Josh trainiert weiterhin mit dem Team, Chloes Aktion hat wohl nichts bewirkt.

Am Freitag beim Training stupst mich Lynn plötzlich an und meint: „Ist das Jordan beim Coach?" Verwirrt schaue ich zu den Footballern und tatsächlich redet Jordan mit dem Trainer. Sie zu sehen, macht mich glücklich, doch gleichzeitig auch sauer. Ich würde sie zu gerne ansprechen, doch vor den anderen kann ich das nicht bringen. Ich mache weiter Übungen und kann sie dadurch nicht mehr beobachten. Als das Training zu Ende ist, ist sie nicht mehr da. Wütend laufe ich nach dem Duschen aus dem Gebäude und volle Wucht in jemanden hinein. „Autsch", sagt meine liebste Stimme, doch meine Wut wird nur noch mehr. Sie reibt sich den Arm und lächelt mich an. „Was machst du hier?", frage ich genervt. Sie grinst und will nach meiner Hand greifen, als ich Stimmen hinter mir höre. Ohne ein weiteres Wort gehe ich an ihr vorbei und lasse sie stehen. Wieso ignoriert sie mich die ganze Woche und scheint sich nicht mal irgendeiner Schuld bewusst zu sein?

Als Lynn endlich fertig mit Schminken ist, laufen wir zu der Party, die nicht weit von Lynns Haus entfernt stattfindet. Es ist ein großes Event für alle Schulen der Stadt und gehört normalerweise zu meinen Lieblingsveranstaltungen. Sonst haben wir uns immer über die PSA lustig gemacht, aber dazu fehlt mir heute wohl die Lust. Wir holen uns gleich Getränke und setzen uns im Außenbereich auf einige Sofas. Die anderen schwärmen davon, wie gut die Saison werden wird, ich höre nur stumm zu. Lynn und Ben tanzen zusammen und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie wieder ein Paar werden. Wer kann es ihnen verübeln? Es ist so viel einfacher mit jemanden von der Royal zusammen zu sein. Naja, im Grunde bin ich gerade ja auch single. Jordan und ich haben nicht darüber geredet, was das zwischen uns ist. Nach dieser Woche bin ich mir sicher, dass es gar nichts ist.

Die Footballer der PSA kommen nach draußen und stellen sich zum Bier Pong. Als letztes kommt auch Jordan heraus und stellt sich zu Paul. Er sagt etwas zu ihr und sie lacht, ich kann den Blick nicht abwenden. Sie trägt eine kurze Sporthose und Vans, ihr Gips ist ab. Selbst von Weitem kann man eine Narbe an ihrem Knie erkennen. Heute Morgen war mir gar nicht aufgefallen, dass sie wieder laufen kann. Sie sieht so cool aus, wenn sie mit jedem Ball einen Becher trifft. Ich merke, wie unsicher ich mich fühle und es nervt mich. Bevor ich Jordan kennengelernt habe, war ich nie unsicher.

„Hey Jane!" Laylas Stimme lässt mich zusammenzucken, doch ich umarme sie und freue mich, sie zu sehen. „Wie läuft die Vorbereitung auf die Saison?" Sie setzt sich zu mir und ich lächele: „Sehr gut und bei euch?" Sie trinkt etwas aus ihrem Becher und meint: „Nachdem jetzt der ganze Trouble um Jordan vorbei ist, können wir uns endlich aufs sportliche konzentrieren." Ich runzele die Stirn und will sie fragen, was sie meint, doch sie wird von einem Ball getroffen. „Na warte", lacht sie und läuft einem Typen hinterher. Mein Blick fällt wieder auf Jordan und sie sieht mich ebenfalls an. Ihr Blick ist so intensiv, dass ich ihn nicht lange standhalten kann. Ich stehe auf und gehe rein an die Bar.

Nach einigen Minuten spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und ich weiß sofort, wem sie gehört. Ich drehe mich zu ihr und Jordan grinst leicht: „Hey." So nah wie sie bei mir steht, kann ich ihr Parfum riechen. „Hey", erwidere ich nur und schaue auf mein Getränk. Sie setzt sich auf den Barhocker neben meinem und mustert mich. „Warum bist du so nervös?", fragt sie geradeheraus und ich laufe sofort rot an. Dann fällt mein Blick auf ihr Bein, aus der Nähe sieht die Narbe ziemlich krass aus. Man sieht auch deutlich, dass ihre Muskeln abgebaut haben. Ich streiche mit meinem Finger vorsichtig über die Narbe, worauf sie scharf die Luft einzieht. Sie greift nach meiner Hand und murmelt: „Jane, lass das." Ich blicke auf in ihre Augen und hebe fragend eine Augenbraue. „Du siehst heute so scharf aus, ich halte es nicht aus, wenn du mich berührst und ich weiß, dass ich dich hier nicht küssen kann." Ein breites Lächeln erscheint auf meinem Gesicht und sie grinst leicht zurück. Dann fällt mir wieder die Woche ein und ich schlage ihr leicht gegen den Arm: „Warum hast du mich ignoriert?" Sie runzelt die Stirn, scheint es dann aber zu verstehen und meint: „Mein Handy ist kaputt, ich bekomme erst morgen ein neues." Ich fasse mir mit meiner Hand an den Kopf, Jordan ist so ein Depp. Trotzdem bin ich sehr erleichtert, dass es eine Erklärung dafür gibt. „Warum warst du heute bei unserem Headcoach?", frage ich gleich hinterher. Sie lächelt und will etwas sagen, als ein betrunkenes Mädchen ihre Arme von hinten um Jordans Hüfte schlingt. Sie hat Tattoos an ihren Armen und ist zu hundert Prozent von der PSA. Sie flüstert irgendetwas in Jordans Ohr und ich merke, wie sich mein Magen zusammenzieht. Jordan dreht sich zu dem Mädchen um und sie reden über irgendetwas. Ich komme mir dämlich vor und stehe auf, um zu meinen Freunden zurückzugehen.

Lynn zieht mich gleich mit zu den anderen und wir spielen einige Runden Karten. Ich merke den Alkohol etwas und laufe rein zur Toilette. Ich habe Glück und das Bad ist ausnahmsweise direkt frei. Plötzlich werde ich von hinten in den Raum geschoben und von innen gegen die Wand gedrückt. „Du bist mir einfach weggelaufen", meint Jordan und schaut mir tief in die Augen. Sie schließt die Tür ab und beißt sich auf die Lippe. „Du hast ja auch schon an den nächsten Lippen gehangen", meine ich patzig und sie grinst. Sie streicht mit ihrem Daumen über meine Unterlippe und haucht: „Ich habe nur Augen für ein Mädchen auf dieser Party und das gehört nicht zu den Assis von meiner Schule." Ich kann nicht anders als zu lächeln und murmle: „Ich glaube ich stehe auf Assis." Sie stemmt ihren Arm neben mir gegen die Wand, lehnt sich zu mir herunter und küsst mich. Gott, habe ich ihre Lippen vermisst. Zwischen den Küssen haucht Jordan: „Ich bekomme eine Operation."

Erstaunt schiebe ich sie von mir weg: „Was? Woher?" Sie schmunzelt über meine Reaktion, setzt sich auf den Rand der Badewanne und zieht mich zwischen ihre Beine. „Euer Direktor will Josh nicht hergeben, also muss er mich dazu kriegen wieder zu spielen", erzählt sie, während ich ihr durch die Haare streichle. „Unsere Schule bezahlt die Operation?", frage ich erstaunt und sie nickt grinsend. Irgendwie erstaunt es mich, dass sie das Geld wirklich annimmt. Ich hätte gedacht, dass sie zu stolz dafür ist.

„Wenn mir Football nicht so wichtig wäre, hätte ich mir diese Blöße nicht gegeben", gesteht sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

Ich streichle ihre Wange: „Du weißt, dass ich es dir sofort bezahlen würde."

Sofort schüttelt sie den Kopf und nimmt meine Hand: „Niemals. Du bist meine Freundin und nicht meine Mutter." Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, hat sie mich wirklich gerade als ihre Freundin bezeichnet?

„Was?", fragt sie und mein Lächeln wird noch breiter. „Ich bin also deine Freundin?" Jordan schmunzelt und stupst mir in die Hüfte: „Ich sehe doch, wie es dich fertig macht, wenn du keine Sicherheit hast."

Ich verdrehe die Augen, doch als sie mich in einen Kuss zieht, erwidere ich ihn sehnsüchtig. Sie zieht mich auf ihren Schoß und ich vertiefe den Kuss nur zu gern. Als sie mit ihrer Hand unter mein Shirt fährt, klopft es an der Tür. Schweratmend lösen wir uns voneinander und sie grinst mich an. „Fortsetzung folgt", haucht sie und stellt mich auf meinen Beinen ab. Dann will sie zum Fenster gehen, doch ich halte sie auf.

„Du kannst mit deinem Bein nicht da rausklettern." Sie hebt fragend ihre Hände: „Willst du etwa mit mir zusammen aus der Tür gehen? Da bleiben nicht viele Rückschlüsse." Ich verdrehe die Augen, haue ihr gegen den Arm und öffne das Fenster.

Ich kann nicht fassen, dass ich wirklich über das Dach klettere. Für dieses Mädchen würde ich wohl wirklich alles machen. Hauptsache ich kann sie weiterhin küssen und niemand zerstört das, was wir haben. Ich springe vom Vordach und bin wirklich froh, dass ich jahrelanges Training genossen habe. Lynn sieht den Sprung als einzige und lacht: „Was machst du denn da?" Ich lächele und ziehe sie mit mir in eine ruhige Ecke. Ich erzähle ihr von Jordan und sie freut sich für mich. „Du wirkst wirklich glücklich. So lebendig habe ich dich ja noch nie erlebt." Ich nicke nachdenklich: „Ich bin auch glücklich." Ich sehe Jordan aus dem Haus gehen und als sie mich sieht, zwinkert sie mir zu.

Ich schüttele lächelnd den Kopf über ihre Arroganz.

Es gibt nichts auf der Welt, das für mich anziehender ist, als das Grinsen dieses Mädchens.

The girl from the other sideHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin