14.

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Die letzte Ferienwoche verbringe ich damit jeden Tag nach dem Training zu Jordan zu fahren und mit ihr im Garten zu sitzen.

Wir reden über alles Mögliche und sie öffnet sich mit jedem Tag ein wenig mehr. Am letzten Tag der Ferien erzählt sie mir vom Unfall ihrer Eltern, der mittlerweile acht Jahre her ist. Es war ein Autounfall, bei dem ihre Mutter sofort, ihr Vater später im Krankenhaus gestorben ist. Ihre Schwester hat damals das Sorgerecht für sie bekommen, da sie schon zwanzig gewesen ist. Seitdem konnte Jordan im Grunde machen was sie wollte, dafür ist sie wirklich gut geraten, muss ich sagen.

Abends gehe ich meist noch eine Runde mit Lynn spazieren, um sie abzulenken. Allerdings hat sie scheinbar auch einen neuen Jungen im Blick, von dem sie mir noch nicht den Namen verraten möchte. Meinen Eltern habe ich bisher nicht von Jordan erzählt und weiß auch nicht, wie ich es machen soll. Es ist schon tabu mit einem Jungen aus einer anderen sozialen Schicht zusammen zu sein, aber ein Mädchen? Meine Eltern würden nie verstehen, was ich an Jordan finde. Ich hoffe sehr, dass meine schöne Zeit noch länger anhält. Mittlerweile würde ich es nicht mehr aushalten, Jordan nicht mehr zu küssen.

Der erste Schultag nach den Ferien fühlt sich seltsam an, weil ich von Lynn statt von Josh abgeholt werde. Sie hat ein Cabrio und es macht Spaß auf dem Weg zur Schule laut Lieder mit zu singen. Dort angekommen bin ich wirklich froh, die anderen aus dem Team gleich um mich zu haben. Zum Glück haben wir andere Kurse als letztes Jahr und ich muss nirgends neben Josh sitzen. In der Pause sehe ich ihn mit einem Mädchen aus dem Schwimmteam händchenhaltend über den Hof laufen.

Lynn mustert mich prüfend, doch ich zucke die Achseln: „Ist mir eigentlich klar gewesen." Sie lächelt, doch es erstirbt als sie Ben hinter Josh laufen sieht. Er ist über die Ferien noch etwas muskulöser geworden und sieht wirklich gut aus. Lynn wird nervös, als er direkt auf uns zu kommt. „Hey", sagt er und lächelt schief, „können wir nochmal reden?" Lynn sieht sichtlich fertig mit ihren Nerven aus, sodass ich mich vor sie stelle. „Denkst du nicht, du hattest genug Zeit dich zu melden?" Ben kratzt sich an seinem Hinterkopf und meint: „Du verstehst das nicht. Bitte Lynn, gib mir nur fünf Minuten." Ich will schon etwas erwidern, da spüre ich die Hand meiner besten Freundin an meinem Arm. Ich blicke ihr kurz prüfend in die Augen, doch sie nickt, also lasse ich sie gehen. Wir beobachten die beiden, wie sie sich auf eine Bank setzen und reden. Mein Handy vibriert und ich ziehe es aus meiner Hosentasche.

J: Und wie ist es wieder unter Gleichgesinnten zu sein? Vermisst du es, dich überlegen zu fühlen?

Ich muss grinsen und tippe sofort eine Antwort.

I: Es ist ätzend und ich vermisse es sehr, dich zurecht zu weisen.

Ich muss nicht lange warten, da kommt auch schon eine Antwort von Jordan.

J: Das klingt irgendwie heiß, ich hoffe du zeigst mir später, was du damit meinst :*

Ich werde rot, obwohl niemand sieht, was ich da lese. Ich wünschte, ich könnte heute zu ihr. So wie es aussieht, haben wir heute Nachmittag noch Training und abends muss ich bei meinen Eltern essen. Während der Schulzeit werden meine Eltern sowieso genauer darauf achten, was ich in meiner Freizeit tue. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, weil Lynn wiederkommt. Ich sehe sie fragend an und sie lächelt leicht: „Wir gehen am Freitag zusammen auf die Eröffnungsparty und gucken, wie es läuft." Ich schmunzele und nicke ihr aufmunternd zu.

Mein Blick fällt auf das Eingangstor und ich erkenne Chloe und zwei Freundinnen von der PSA. Sie werden von unseren Mitschülern abwertend gemustert, was mich irgendwie sauer macht. Ich stehe auf und laufe zu ihnen: „Hey Chloe, was macht ihr denn hier?" Sie sieht erleichtert darüber aus, ein bekanntes Gesicht zu sehen, auch wenn es meins ist. „Wir wollen dafür sorgen, dass Joshua James aus dem Team geworfen wird." Sie sehen sehr selbstsicher aus, doch ich bezweifle, dass unser Direktor ihnen zuhören wird. Josh ist der beste Spieler, den die Schule seit langem hatte und kann sich im Grunde alles erlauben. Ich zeige den dreien den Weg zum Büro unseres Direktors und meine: „Macht euch aber nicht zu große Hoffnungen." Chloe sieht mich mit festem Blick an und sagt: „Er hat geschafft, dass ein Teammitglied von uns nie wieder Football spielen kann. Das mindeste, was wir erreichen ist, dass er ebenfalls nicht mehr spielt." Damit lässt sie mich stehen und ich ziehe sofort mein Handy aus der Hosentasche.

Jordan hat sich also gegen die Operation entschieden, ich muss dringend mit ihr reden. Ich rufe sie an, doch sie geht nicht ran. Genervt muss ich in den Unterricht und bin beim Training auch nicht wirklich konzentriert.

The girl from the other sideजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें