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„Wenn wir das tun, können wir nicht mehr zurück. Und auch nicht so bald nach Hause", stellte Athos fest. „Ich habe nichts, wofür es sich lohnt nach Hause zu gehen", meinte Aramis trocken. „Ich auch nicht", ergänzte Porthos trocken. „Gut, dann haben wir soeben beschlossen, dass wir drei - Aramis, Porthos und ich, Athos - morgen dem Kommandanten einen Besuch abstatten und uns melden, um Musketiere zu werden." Ein Beschluss, der es in sich hatte, der die Zukunft von Grund auf veränderte. „Dann treffen wir uns um acht Uhr vor dem grossen Zelt."

„Und was machen wir jetzt?", fragte Porthos. „Es ist der letzte Abend vor unserem neuen Leben als Musketiere. Ich finde, das sollten wir feiern. Wer kommt mit in die Stadt? Da gibt es ein paar Lokale, die nicht schlecht zu sein scheinen." Aramis und Porthos nickten und die drei Freunde machten sich auf den Weg. So gelöst wie heute, waren sie sonst nie, na gut, Athos vielleicht schon. Auf dem Weg erzählte er von den Lokalen, die er früher einmal besucht hatte und von den schönen Frauen, die es dort offenbar gegeben hatte. Während Porthos Athos neckte, dass bestimmt keine dieser Frauen mit ihm hatte sprechen wollen, dachte Aramis nach.

Das war eine gute Gelegenheit mal wieder mit einer netten Frau zu sprechen. Er hatte schon lange nicht mehr mit einer geredet oder auch nur eine gesehen. Frauen gab es in der Armee keine. Und es gab auch keine, die ihn hatte besuchen wollen oder die ihm geschrieben hatte. Er war frei. Er konnte tun und lassen, was und wie er wollte. Niemand würde ihm Vorschriften machen. Er grinste. Heute Abend würde er eine Frau kennen lernen!

∗∗∗

„Und du bist ein Soldat? So ein richtiger Soldat? Der vor nichts Angst hat?", flüsterte ihm eine dieser Frauen ins Ohr. Er nickte - vom Bier träge - und schob sie davon. Sie war ihm lästig, wie sie sich immer an ihn schmiegte, immerzu redete und nie damit aufhören wollte. Er stand auf und ging hinaus. Es war eine dumme Idee gewesen hierher zu kommen. Sein Schädel brummte und ihm war übel. Und dann diese quasselnden Frauen überall, die keine Scham zu kennen schienen.

Anne war nie so gewesen. Sie war eher eine Ruhige. Natürlich genoss sie das Leben und lachte froh, wenn die Sonne ihr Gesicht kitzelte, aber sie hatte auch einfach dasitzen können und still sein. So hatten sie sich einfach hingelegt und der Natur gelauscht, das gemeinsame Schweigen genossen. Sie hatten sich verstanden, auch ohne immer alles aussprechen zu müssen, er und seine Anne.

Seine Anne, die nie mehr seine Anne sein durfte. Mit einem Schlag wusste Aramis, weshalb er Musketier werden wollte. Nicht weil er ein Patriot war und seinen König beschützen wollte. Nein, er wollte Anne nahe sein. Wollte dass sie sich an ihn erinnerte, an ihre gemeinsame Zeit. Er wollte, dass sie zu ihm zurückkehrte. Aramis raufte sich die Haare. Weshalb musste er ihnen beiden das antun? Er wusste doch, dass sie bei ihm geblieben wäre, wenn sie gekonnt hätte. Er schämte sich in Grund und Boden, wie konnte er etwas von ihr erwarten, das so unmöglich war?

Hastig stand er auf, ging hinein und mischte sich unter die Menge, trank noch ein weiteres Bier und sprach mir allen Frauen, um sich von der einen Frau abzulenken, die er nicht haben durfte, der er sich nicht nähern sollte, aber es trotzdem nicht über sich brachte, ihr fernzubleiben.

Das Leben einer KöniginWhere stories live. Discover now