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„Aber, aber, mein lieber Aramis. Genügt es Ihnen denn nicht, mich an jedem zweiten Tag zu sehen?", neckte sie ihn auf seine stürmische Begrüssung. „Nein. Ich muss zugeben, dass das nicht ausreicht. Ich möchte Sie mindestens jeden Tag sehen!"

„Mindestens?" Sie lachte. „Mehr wird wohl auch schwer möglich." Tadelnd schüttelte er dem Kopf und schlug dann einen belehrenden Tonfall an. „Wissen Sie, Milady, zwischen zwei Tagen gibt es auch immer noch eine Nacht."

Sie trat einen Schritt auf ihn zu. Der Abstand zwischen ihnen verringerte sich drastisch. „So, so. Gut zu wissen. Und was würden Sie denn in diesen - wie nannten Sie es nochmal... ach ja - Nächten gerne tun?"

Aramis konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Er hatte diesen Auftrag angenommen und jetzt konnte er nicht mehr aussteigen. Kein anderer konnte den Auftrag für ihn übernehmen. Er musste an das Wohl seines Landes denken.

Er brachte sein Gesicht ganz nah an ihres. „Zum Beispiel das." Und er küsste sie. Das Erstaunlichste war, dass Milady seinen Kuss erwiderte, obwohl sie doch als unnahbar galt. Er löste sich kurz von ihr. Wusste, was er jetzt zu sagen hatte. „Ich liebe dich, Anne."

Die Frau schreckte zurück. „Anne? Wer ist Anne?" Aramis hätte schreien können vor Wut. Ja, er hatte sich vorgestellt, sie wäre Anne, weil es dann einfach für ihn gewesen war, die Worte auszusprechen, aber den Namen hätte er vielleicht besser weglassen sollen.

„Niemand. Beziehungsweise Ihr", erklärte er so gelassen wie nur möglich. „Ich bin Anne? Ich heisse nicht Anne", erwiderte sie kalt. Aramis wusste, dass er sich dringend eine gute Erklärung bereit machen sollte, falls er das Vertrauen der Milady nicht verlieren wollte. Und das durfte nicht geschehen.

„Eben, das ist es ja. Ich weiss nicht, wie Sie heissen. Dabei würde ich Sie doch gerne beim Vornamen ansprechen. Und Anne ist ein häufiger Name, also habe ich Sie einfach so genannt." Was redete er denn da? Jetzt würde alles auffliegen und er konnte seine Mission vergessen.

„Das war auf eine absurde Art romantisch von Ihnen, Aramis. Trotzdem verbiete ich Ihnen mich weiter bei irgendwelchen Vornamen anzusprechen. Ich sage Ihnen meinen Namen, wenn ich es für richtig halte und bis dahin möchte ich weiter mit Milady de Winter angesprochen werden."

„Sehr wohl, Milady. Entschuldigen Sie." Ein riesiger Stein fiel Aramis von Herzen. Es hätte schlimmer kommen können. Nur durfte ihm ein solcher Patzer nicht noch einmal unterlaufen. Ein weiteres Mal würde er nicht ungeschoren davon kommen.

Das Leben einer KöniginWhere stories live. Discover now