Kapitel 20 Feuer

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Kapitel 20   Feuer

Dan schaut zum 3. Mal in den kleinen Spiegel in seinem Regal. Er zupft und zieht an seinem schwarzen Hemd.

Mehrmals hat er sich die obersten drei Knöpfe seines Hemdes aufgemacht und wieder zugeknüpft. Lieber nur ein Knopf. Oder zwei sind auch okay. Aber bei drei offenen Knöpfen zeigt er zu viel Haut. Er sieht im Spiegel seinen Adamsapfel hüpfen bei jedem Schlucken.

Und schlucken muss er ständig.

Er schluckt seine Aufregung runter. Sein Herz flimmert. Sein Bauch kribbelt. Seine Hände sind verschwitzt.

Er reibt sich die Hände an seiner schwarzen Hose ab und freut sich darauf, Lees kalte Hand in seiner warmen zu halten.

Heute werden sie beide in Schwarz scheinen.

Er wählte seine Kleidung gezielt heute. Wollte sich im schwarzen Schleier Lee näher fühlen.

Dan guckt auf die Uhr über der Praxistür.

17.56 Uhr.

Eine leichte Enttäuschung rieselt über seine Haut.

Noch vier Minuten und Lee hat noch nicht geklopft. Er wird diesmal wohl nicht früher kommen.

Dan versucht sich zu beruhigen. Lee ist sicher noch sauer. Will diesmal nicht so ungeduldig wirken. Er wird sicher pünktlich sein. Und auch, wenn er sich verspätet, er kann Lee alles verzeihen.

Ihm zeigen, dass er bedingungslos an seiner Seite steht.

Dan legt seine Hände auf sein Gesicht und versucht, seinen Atem zu beruhigen. Noch nie in seinem Leben hat er eine so massive Aufregung empfunden. Warum muss sein Körper so extrem reagieren? Als spiele ihm sein Gehirn einen Streich.

In Antizipation der Begegnung mit Lee fiebert sein Herz leidenschaftlich.

Ständig sieht er Bilder in seinem Kopf.

Bilder von Lees Gesicht.

Seine wunderschönen Augen.

Seine Wangen. Sein Kinn.

Sein Mund.

Dan gibt sich seinen Fantasien mit erhöhtem Herzschlag hin.

Er guckt auf die Therapiecouch und sieht Lees Körper auf ihn ruhen.

Und er lässt es zu, sich einen Blick auf seine tiefsten Wünsche zu genehmigen.

Wie er auf ihn zugeht.

Sich vor der Couch hinkniet.

Und Lee berührt.

Seine Hand auf seine zarte, schwarzbedeckte Brust legt.

Seinen Herzschlag an seiner Hand fühlt.

Ihm in die Augen schaut. Sich verliert.

Seinen Kopf auf Lees Brust legt.

Ihm Worte zuflüstert.

Ihm sagt, dass es ihm leid täte. Dass er ihm verzeihen soll. Dass er die Angst überwunden hat.

Ihm zeigt, dass er es jetzt verstanden hat. Dass er nun weiß, dass er nicht wegrennen muss. Dass er ihn braucht.

Dass er für ihn durch die Hölle gehen würde.

Er spürt Lees kalte Hand an seinem Kopf.

Er streichelt sein Gesicht.

Vergibt ihm.

Die Psychologie der LiebeWhere stories live. Discover now