Kapitel 41 Unerreichbare Liebe

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Kapitel 41    Unerreichbare Liebe

Dan öffnet die Fenster seiner Praxis und lüftet den nach dem Wochenende stickigen Raum. Die Rollos zieht er noch nicht hoch. Ihm ist nicht danach. Die dunkle Atmosphäre passt zu seiner Stimmung.

Es ist 9.03 Uhr und die Woche beginnt mit schlechter Laune.

Nachdem Lee und Dan um 7.27 Uhr einen Tee tranken und schließlich übereinander herfielen, wollte Lee gleich wieder verschwinden.

Er ließ sich einfach nicht davon überzeugen, dass es doch eigentlich kein Problem sei, gemeinsam in der Uni einzutreffen. Freunde könnten doch schließlich auch Zeit miteinander verbringen.

Doch Lee erklärte ihm, dass er sich nicht kontrollieren könne. Dass man ihm ansähe, welche einzige Vorliebe er habe. Es sei besser, wenn er sich verdeckt hielte.

Und so hinterließ Lee um 8.32 Uhr einen enttäuschten Dan, der von dem höchsten Hoch in den Sumpf seiner schlechten Laune fiel.

Er beschloss, gleich loszufahren. Dann sehen sie sich halt erst um 10 Uhr. Und Dan kann ein flüchtiges Grinsen nicht unterdrücken, als er überlegt, ob Lee ja vielleicht sogar früher auftauchen könnte.

Was auch immer. Dan schüttelt sich kurz und nimmt sich vor, sich nicht von seinen Gefühlen leiten zu lassen.

Dann soll er eben mit den Öffentlichen zur Uni fahren. Zeit geben, heißt halt auch geduldig sein und frei lassen. Er will ihn so akzeptieren, wie er ist.

Gesteht sich aber ein, dass es weh tut. Er kann es einfach nicht verstehen. Wieso will Lee verdeckt bleiben? Wieso kann er nicht zu ihm stehen?

Zeit geben. Er will ihm Zeit geben.

Und während sein Verstand langsam beginnt, Dans Grundbedürfnisse zu besänftigen, klopft es an der Tür.

Dan schreckt hoch und erinnert den Adrenalineinschub im Morgengrauen.

Mit sehnsüchtig klopfenden Herzen läuft er zur Tür und schluckt, bevor er den nächsten Moment erlaubt.

Und als er nicht Lee sieht vor der Tür, beruhigt sich sein Puls wieder.

„Guten Morgen, Dan. Ich bin so froh, dich hier aufzufinden. Ich hoffe, ich störe dich nicht. Aber ich würde dir so gerne etwas sagen. Und unsere nächste Sitzung ist erst am Freitag. Solange halte ich das nicht aus, befürchte ich", sagt Hassan mit aufgeregter, heiterer Stimme.

„Welch' Überraschung. Guten Morgen. Deine gute Laune ist wirklich ansteckend", sagt Dan erfreut und merkt, wie er sich wirklich über die Leichtigkeit freut. So wird ihm auch bewusst, wie schwer er sich zuvor fühlte.

„Es ist wirklich ein Zufall, dass ich heute schon früher hier bin. Meine 1. Sitzung beginnt um 10 Uhr. Komm doch rein. Wir haben etwas Zeit", sagt Dan freundlich.

„Aber wirklich nur, wenn ich dich nicht von etwas Anderem abhalte. Ich kann auch warten", erwidert Hassan höflich.

„Jetzt komm schon rein, Mustafa", lacht Dan und löst bei Hassan ein lautes Auflachen aus.

Sie gehen rein und Dan zieht endlich die Rollos hoch.

„Ich bin gespannt, was du mir erzählen möchtest", sagt Dan, schaltet sein Diktiergerät ein und setzt sich auf seinen Sessel.

Hassan setzt sich auf die Couch und überlegt, wo er anfangen soll. Am Wochenende überfluteten ihn verschiedene Gefühle und bewegten ihn zu ungewöhnlichen Taten.

„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll", entschuldigt er sich.

Dan guckt ihn an und nimmt seinen inneren Wirbel wahr. Er sieht ihm an, dass er sich selbst etwas näher gekommen ist. Eine Metapher an sich wahrnahm.

Die Psychologie der LiebeOnde histórias criam vida. Descubra agora