Kapitel 17 Sorge

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Kapitel 17    Sorge

Die ersten Sonnenstrahlen wecken Dan aus seiner Dunkelheit. Er steht auf und schaut auf den Park.

Sieht die aufwachenden Bäume im Wind sich strecken. Die Sonnenstrahlen glitzern wie aufsteigende Schmetterlinge an der Wasseroberfläche des Lietzensees.

Der menschenleere Spielplatz steht still.

Dan trauert über ihre Leere.

Er sieht zur Schaukel rüber und sieht eine Person auf der Schaukel.

Alleine.

In Schwarz.

Alleine in Schwarz.

Dan reibt sich die Augen und fühlt sein verloren gegangen geglaubtes Herz wieder schlagen.

Er sucht ihn.

Lee. Er war doch eben da. Er saß auf ihrer Schaukel. Er wartet. Er wartet auf mich.

Aber nur die Leere zeigt sich Dan.

Sein Körper gibt nach. Jegliche Kraft entschwindet. Er kann sich kaum noch auf den Beinen halten.

Er schleppt sich zum Bett und wählt die Nummer 1 auf seiner Kurzwahltaste.

Während das Tuten im stillen Raum schallt, liegt Dan unter seiner Decke. Noch immer hält er sein Diktiergerät fest in den Händen. An sich gepresst.

„Hallo, Dan, ist was passiert? Es ist 7 Uhr früh", hört Dan Professor Dieckmanns Stimme aus der Ferne.

„Ich bin krank. Ich muss alle Sitzungen für heute absagen. Habe aber die Kontaktdaten nicht zu Hause. Hätte aber auch nicht die Kraft, alle zu informieren. Ich wollte dich bitten, mir auszuhelfen. Du hast ja den Schlüssel meiner Praxis", raschelt es aus dem inzwischen fiebrigen Dan.

„Du hörst dich schlimm an. Und das will was heißen. Du hast bislang nicht einen einzigen Tag an der Uni verpasst. Was ist bloß passiert? Ich mache mir Sorgen. Ich erledige das und komme dann zu dir. So kannst du nicht alleine bleiben", sagt Dieckmann besorgt.

Dans Fieber verschlimmert sich sekündlich. Er hört seinen deutschen Vater sich sorgen, kann aber keinen klaren Gedanken fassen. Und so sprudelt einfach alles aus ihm ungefiltert heraus.

„Es ist meine Schuld. Alles meine Schuld. Ich habe ihn zurückgelassen. Er tut mir so gut und ich habe ihn zurückgelassen", schweben Dans Worte. Er beginnt wieder zur Schluchzen mit leeren Tränen.

Professor Dieckmann wagt es nicht zu glauben, dass er seinen Dan schluchzen hört. Nie hatte er einen Einblick in Dans Emotionen. Er durfte sich bislang nur mit seinem Verstand vergnügen. Er spürt eine tiefe Rührung in sich.

„Dan, wen hast du zurückgelassen? Über wen redest du da?", fragt Dieckmann und hört den kleinen Jungen aus Taiwan, den er sofort in sein Herz geschlossen hatte, weinen. Flehen. Wimmern.

„Dan, du bist in keinem guten Zustand. Ich komme zu dir. Halt noch etwas durch. Sag mir bloß, ob dieser Er jetzt Hilfe braucht. Ist er in Gefahr?", sorgt sich Dieckmann.

„Ich habe ihn zurückgelassen. Ich bin einfach gegangen. Mir wurde alles zu viel. Ich hatte Angst. Einfach Angst. Ich habe Lee einfach zurückgelassen. Und ich habe es verdient alleine zu sein. Bitte komme nicht. Sag bitte nur meine Sitzungen ab", sagt Dan ehrlich und legt auf.

Und ohne einen weiteren Gedanken schläft er ein.

Sein Fieber brennt in seinem Körper. Er dunstet die enorme Hitze über seine Haut ab.

Als kämpfe sein Körper gegen den inneren Schmerz, den ihm das Eingeständnis brachte.

Er brennt zur Asche, um aus dieser den fruchtbaren Boden zu schaffen.

Die Psychologie der LiebeHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin