Der Vertrag von Tarent

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„Ich hoffe, Antonius und Lepidus werden auch wirklich erscheinen", knurrte Gaius mit zusammengebissenen Zähnen. Schon seit einer Stunde ging der Triumvir in seinem Zelt an der Küste von Tarent wie ein in seinem Käfig gefangener Löwe, der voller Ungeduld auf seinen Einsatz im Circus wartete, auf und ab. Gaius trug seine römische Uniform, die lorica plumata. Hierbei handelte es sich um einen Schuppenpanzer, der bis zum Oberschenkel reichte. Die Schuppen der lorica plumata zeichneten sich dadurch aus, dass sie im Unterschied zu der locria squamata, die viereckig waren, spitz zuliefen. Nur seinen Helm mit dem roten Busch hatte er auf dem Schreibtisch abgelegt. Da es immer noch Hochsommer war und sie sich zudem südlicher von Rom befanden, schwitzte er schon ohne den Helm genug in seiner Rüstung.

„Sie werden schon noch kommen", meinte Maecenas ruhig und sah von seiner Papyrusrolle zu Gaius auf. Maecenas hatte gelocktes, schwarzes Haar, das etwas länger als für einen Römer üblich war und ihm dadurch ins Gesicht hing. Doch wie bei allen römischen Männern war auch sein ovales Gesicht glattrasiert. Zudem hatte er feinere Gesichtszüge als die anderen Anwesenden, auch, wenn er ein paar Jahre älter wie sie war. Er hatte sich auf einen der bequemeren Stühle gegenüber von Gaius gesetzt und wartete gelangweilt, bis die Ehrengäste endlich eintrafen. „Antonius braucht deine Unterstützung ebenso wie du seine!"

„Es spielt keine Rolle, ob Lepidus kommen wird oder nicht. Es ist ja nicht so, als ob du oder Antonius ernsthaft vorhabt, ihn miteinbeziehen. Wolltest du ihm nicht ohnehin das Ergebnis eurer Verhandlungen diktieren", fragte Marcus, der neben Maecenas auf einem Stuhl Platz genommen hatte. Beide Männer trugen ebenfalls ihre komplette Rüstung, um dem Treffen die entsprechende Würde zu verleihen. Gaius wollte, dass seine Freunde, auch wenn sie sich im Hintergrund halten würden, die ganze Zeit über anwesend blieben, während er mit Antonius verhandelte. Ansonsten war nur Gaius' Leibsklave Zenon anwesend, der die Männer mit genügend Wasser und Essen versorgte und sein Freigelassener Felix, der das Treffen protokollieren sollte. Das Zelt war insgesamt spärlich eingerichtet. Hier wurde kein übertriebener Reichtum zur Schau gestellt, sondern sich auf das Wesentliche beschränkt. Abgesehen von dem Schreibtisch und den Stühlen, auf denen Marcus und Maecenas platz genommen hatten, befand sich kaum etwas hier drinnen. Also alles ganz nach Gaius' Geschmack.

„Lepidus soll einfach seine Truppen in Africa zusammenziehen", knurrte Gaius. „Mehr verlange ich ohnehin nicht von ihm."

„Du hast die Versorgungsschiffe vergessen", erinnerte ihn Marcus. „Wenn wir gegen Sextus vorgehen, dann müssen unsere Nachschübe gesichert sein. Wir werden diese Piraten nicht an einem einzigen Tag vernichten können. Aber ja, Lepidus ist nicht das Problem. Antonius hingegen wird schwerer zu knacken sein."

„Er profitiert davon Sextus Pompeius zu unterstützen, indem er ihn vor dir schützt", stimmte Maecenas Marcus zu.

„Und genau das ist das Problem", erwiderte Gaius gereizt. „Wieso sollte er mir helfen, gegen Pompeius vorzugehen, wenn es ihm doch dabei nützt, mich erpressbar zu halten."

„Weil er deine Hilfe gegen die Parther benötigt", antwortete Maecenas ruhig, legte aber nun doch seine Papyrusrolle weg. Auf dessen Inhalt konnte er sich ohnehin nicht mehr konzentrieren. „Für diesen Feldzug benötigt er zahlreiche Legionäre aus Italien, die ihm zwar laut eurem Vertrag von Brundisium zustehen, aber ohne dein Einverständnis kann und wird er sie nicht bekommen."

„Ich gebe Maecenas recht. Antonius und du befindet euch in einer Pattsituation und Antonius weiß das. Deswegen hat er sich dazu bereit erklärt, dich überhaupt hier in Tarent zu treffen. Also darfst du dir deine Unruhe unter keinen Umständen anmerken lassen, wenn er eintrifft. Er wird versuchen dich mit allen Mitteln zu erpressen und auf diese Weise weitere Zugeständnisse von dir zu bekommen. Auch wenn du die meisten davon nicht eingehen willst, musst du es tun und ihn so weit bringen, dass er Pompeius seinen Schutz entzieht."

Römische Verhältnisse - Die Diener RomsTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon