Sonne und Mond

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Anmerkung: Auch bei diesem Kapitel handelt es sich wieder um ein Kleopatra und Antonius Kapitel, dass in Zusammenarbeit mit Merit-ites entstanden ist. Wir hoffen, es gefällt euch, viel Spaß beim lesen :-)

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Als Antonius die Königin am nächsten Tag auf ihrem Flaggschiff besuchte, hatte er bis auf einige Wachen auf sein obligatorisches Gefolge verzichtet. Dafür erschien er in Begleitung von zwei jungen Frauen und eines kleinen, etwa zehn Jahre alten Jungen, der Antonius erstaunlich ähnlich sah. Auf seinem Kopf trug er dieselben braunen Locken und in seinem Gesicht prangte dieselbe markante Nase. Dagegen trugen die beiden Frauen knöchellange rote Tuniken aus edelster gesponnener Wolle und darüber jeweils eine gelbe Palla. Anscheinend war dies gerade die neuste Mode in Rom. Die beiden Frauen waren sichtlich aufgeregt und sahen die Königin mit großen und neugierigen Augen an. Eines der Mädchen war dunkelhaarig und hatte ebenfalls braune Locken, die allerdings ganz nach römischer Sitte zu einer sittsamen Frisur geflochten waren. Nur ein paar lockige Strähnen, die sich offensichtlich nicht bändigen oder unter der Palla verstecken ließen, hingen ihr noch ins Gesicht. Neben ihr schritt ein Mädchen, das weder Antonius noch dem Mädchen oder dem kleinen Jungen sonderlich ähnlich sah. Sie hatte langes, dunkelblondes Haar, azurblaue Augen und schmale, rote Lippen. Ihr Blick war schüchterner als der des anderen Mädchens und sie wich Kleopatras Blick gekonnt aus. Stattdessen hielt sie die Hand des kleinen Jungen und sah immer wieder von ihm zu Antonius. Dieser neigte den Kopf, als sie Kleopatra erreicht hatten, und deutete dann auf das brünette Mädchen mit den hübschen Locken. „Schönste Königin, darf ich dir meine älteste Tochter Antonia vorstellen", meinte er und fügte mit einem Blick auf die andere junge Frau mit den dunkelblonden Haaren hinzu: „Meine Stieftochter Clodia. Und der kleine Junge an ihrer Seite ist mein Sohn Marcus Antonius, aber wir nennen ihn alle Antyllus."

„Ich dachte, Antonia ist gerade einmal zwei Jahre alt?", stellte Kleopatra misstrauisch fest und sah den Triumvir überrascht an. Diese Tochter war eindeutig älter und sah ihrem Vater so ähnlich, dass wohl niemand ernsthafte Zweifel an der Vaterschaft von Antonius pflegen konnte. Antonius lachte schallend auf und schüttelte dann amüsiert den Kopf.

„Du verwechselst sie mit meiner anderen Tochter, die Octavia mir geschenkt hat. Diese hier", erklärte er und nickte in Richtung des Mädchens, „ist 16 Jahre alt und die Tochter meiner ersten Frau Antonia."

„Mir ist es wirklich ein Rätsel, wie ihr Römer überhaupt eure Frauen voneinander unterscheiden könnt", erwiderte Kleopatra amüsiert und für einen kurzen Augenblick spielte die Ahnung eines Lächelns um ihre Mundwinkel. Dann wandte sie sich an das Mädchen. „Ich freue mich, dich kennenzulernen, Antonia", sagte Kleopatra sanft und verbarg ihre Überraschung über die Tatsache, dass Antonius seine anderen Kinder zu ihrem Treffen mitgenommen hatte. Insgeheim wunderte sie sich generell darüber, warum die drei ihren Vater überhaupt nach Antiochia begleitet hatten. Es war nicht üblich, dass der Statthalter von seiner Familie begleitet wurde. Aber vielleicht galten für Antonius wie immer Sonderregeln. „Majestät", hauchte das Mädchen, lächelte verlegen und hielt den Blick demütig gesenkt. Kleopatra nickte leicht, obwohl kein Kind Ägyptens sie jemals ohne ausdrückliche Erlaubnis angesprochen hätte. Diese Römer waren immer so erfrischend.

„Und es ist auch schön, dich kennenzulernen Antyllus", wandte sie sich an den Jungen. „Du bist genauso alt wie mein Sohn Caesarion, wenn ich mich richtig erinnere."

„Der Sohn von Julius Caesar?", fragte der Junge ehrfürchtig und auf seinem Gesicht erschien ein verträumter Gesichtsausdruck. Was hatte Antonius diesen Kindern nur erzählt?

„Eben der", erwiderte die Königin, was die Augen des Jungen nur noch mehr zum Strahlen brachte. Antonius hatte bei dem Knaben ganze Arbeit geleistet. Wenn er jemals zum Mann reifen würde, dann würde er wie alle anderen Römer auf Monarchen wie Kleopatra herabblicken und sie herumkommandieren, so wie er es bei seinem Vater bestimmt schon unzählige Male beobachtet hatte.

Römische Verhältnisse - Die Diener RomsWhere stories live. Discover now