Überschreiten von Grenzen

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Triggerwarnung: In diesem Kapitel kommt es zu Andeutungen einer Vergewaltigung.

Ein Lächeln lag auf Kianas Lippen, als sie sich leise summend auf den Weg in das triclinium machte. Sie hatte sich extra beeilt, um mit ihrer Arbeit rechtzeitig fertig zu werden. Zudem hatte sie sich vor ihrem gemeinsamen Abendessen noch frisch gemacht und ihre Haare von Laura zu einer ordentlichen Frisur flechten lassen. Nun fühlte sie sich mehr wie sie selbst, wie die Tochter eines gallischen Stammesfürsten und nicht wie das Sklavenmädchen eines Römers.

Als sie das Atrium betrat, sah sie, wie ihr Herr zur Tür hereinstürmte. Instinktiv wusste sie, als er sich ihr mit energischen Schritten näherte, dass etwas nicht stimmte. Er benahm sich anders als sonst. Er war vollkommen außer sich, so gar nicht wie er selbst. Auf Kianas Lippen formten sich schon die Worte, als ihr Herr lautstark «Hinaus! Alle hinaus!» brüllte. Irritiert blieb Kiana stehen und starrte ihn an. Die Sklaven, die sich neben dem Türwärter noch im Atrium befanden, setzten bereits zur Flucht an. Doch Kiana wusste nicht, ob sie ebenfalls gehen sollte.

«Du bleibst!», beantwortete ihr Herr ihre unausgesprochene Frage und ehe sie sich versah, hatte er sie auch schon gegen eine der Säulen im Atrium gedrückt.

«Herr?», begann Kiana verunsichert und versuchte seinen Griff um sie zu lockern, da der harte Stein sich unangenehm gegen ihren Rücken presste. Doch ihr Herr ignorierte sie. Stattdessen drückte er sie noch fester gegen die Säule und seine Lippen suchten hungrig die ihren.

Kiana wusste nicht, wie ihr geschah. Ihr ganzer Körper erbebte vor Verlangen nach ihm. Sie konnte nicht mehr klar denken, sondern handelte instinktiv. Sie legte ihre Arme um seinen Hals, um ihn näher zu sich heranzuziehen, und erwiderte seinen Kuss schüchtern. War das nur ein Traum? Wieso küsste er sie auf einmal? Er hatte sich doch sonst von ihr ferngehalten? Seufzend öffnete sie ihren Mund, als seine Zunge drängend um Einlass bat. Zögerlich begann sie selbst mit ihrer Zunge über seine zu streicheln. Noch nie zuvor war sie einem anderen Menschen so nah gewesen und irgendetwas kam ihr dabei so komisch vor. Auch dieses seltsame Kribbeln, was er in ihrem Bauch auslöste, war neu für sie. Nie zu vor hatte sie so etwas in sich gespürt. Doch als ihr Herr sie noch fester gegen die Säule presste und seine Küsse immer drängender wurden, merkte sie auf einmal, dass es kein angenehmer oder gar respektvoller, sondern ein gieriger und besitzergreifender Kuss war. Sie spürte, wie er sich ungefragt zwischen ihre Beine drängte. Plötzlich mischte sich Unsicherheit in Kianas Gefühle. Waren es wirklich Liebe und Begehren, was er für sie in diesem Moment empfand oder fiel er über sie her, wie ein Herr über eine Sklavin herfiel? Sah er noch den Menschen in ihr, den er nach eigenen Angaben so sehr schätzte, oder nur das Objekt, welches er besaß? Unsicher öffnete sie ihre Augen und sah ihren Herrn an, doch seine Augen waren vor Begierde so dunkel wie eine Nacht ohne Sterne und Mond. Nein, dieser Kuss war nicht der eines Liebhabers, sondern der eines Besitzers. Nur zu deutlich wusste sie, dass sie ihm mit Haut und Haaren gehörte, weshalb sie sich seinem Willen als seine Sklavin fügen musste. Denn er hatte jedes Recht dazu, wie ein Raubtier über sie herzufallen, und dennoch fühlte es sich für sie wie Verrat an. Verrat an dem Mann, der er für sie hätte werden und sein können. Sie hatte ihm vertraut. Die letzten Wochen hatte er sie in Sicherheit gewogen und ihr ein Gefühl von Schutz vermittelt. Sie hatte es genossen, Zeit mit ihm zu verbringen und sich mit ihm zu unterhalten. Sie hatte darüber nachgedacht, freiwillig das Bett mit ihm zu teilen. In ihrer naiven Fantasien hatte sie sich ausgemalt, wie er sie zu sich rief und sanft ihr Gesicht streichelte, ehe er sie zu seinem Bett führte. Nun wusste sie, dass dies alles Lügen waren. Nichts anderes als Streiche des naiven Geistes eines jungen Mädchens, welche keinen blassen Schimmer von der Welt um sich herum hatte. Denn statt all dessen schob er gerade ungeduldig den Stoff ihres Kleides nach oben und drängte sich schmerzhaft zwischen ihre Beine. Durch den Stoff seiner Kleidung zeichnete sich bereits seine Erektion ab und sie spürte sein hartes Gemächt zwischen ihren Beinen pulsieren. Die Panik in ihr steigerte sich noch weiter. Noch nie zuvor hatte sie ein männliches Glied so dicht an ihrem Körper gespürt. Sie kam sich hilflos und verletzlich vor, da nur noch der dünne Stoff ihrer Unterbekleidung und seiner Tunika sie voneinander trennten. Sie konnte nicht mehr klar denken. Sie war noch nicht lange genug eine Sklavin, um es einfach geschehen zu lassen. Verzweifelt versuchte sie, seine Hände von sich zu schieben, was der Kehle ihres Herren allerdings nur ein animalisches Knurren entlockte. Instinktiv duckte sie sich, als er sie losließ, da sie eine Ohrfeige erwartete. Er schlug sie nicht, griff aber stattdessen nach ihren Händen, zog sie nach oben und drückte sie gegen die Säule, wo er sie mit einer Hand festhielt. Kiana sah verzweifelt zu ihm auf und in diesem Moment kreuzten sich ihre Blicke. Kiana erschrak, als sie das wütende Funkeln in seinen Augen sah. So furchteinflößend, so aufgebracht, so erregt hatte sie ihn noch nie erlebt. «Herr, bitte nicht ...», flehte Kiana und ihre Stimme brach vor Verzweiflung. Ein Schluchzen mischte sich in ihre Stimme, während die ersten Tränen an ihrem Gesicht hinab liefen. Warum machte er das bloß mit ihr? Warum ausgerechnet jetzt? Ihr ganzer Körper zitterte nur noch vor purer Angst, während seine Augen sie weiter gefangen hielten. Wohin war die Güte verschwunden, die sie sonst in ihnen gesehen hatte? Er war doch immer so freundlich zu ihr gewesen. Sie hatte sich sogar wohl in seiner Gegenwart gefühlt! Aber nun schrie in ihrem Kopf nur die wütende Stimme ihres Vaters: ‚Was hast du erwartet? Er ist ein dreckiger Römer!'

Römische Verhältnisse - Die Diener RomsWhere stories live. Discover now