[2] erster Schultag ✔️

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AMBER


Nachdem ich in unserem überdimensionalen neuen Haus, was sich so gar nicht nach zu Hause anfühlte, mein Zimmer entdeckt hatte, begab ich mich daran meinen Koffer auszupacken und mein Zimmer umzugestalten.
Gemütlicher, nicht so kühl und spärlich, wie es derweil war.
Da die meisten Neubauten immer diesen modernen Stich besaßen und ich diesen auf den Tod nicht ausstehen konnte, hatten ich und das Haus jetzt schon ein ziemlich großes Problem miteinander.

Nachdem ich meine einhundert Lichterketten in meinem Zimmer verteilt, mein Bett neu bezogen und auch ein bisschen Deko aufgestellt hatte, begab ich mich in die Küche, um etwas Essbares zu suchen.
Wenn ich darüber so nachdachte, hätte ich mir das auch sparen können...
Denn natürlich hatten wir nichts daheim, wie waren ja gerade erst eingezogen.
Innerlich schlug ich mir für meine eigene Dummheit gegen den Schädel.
Also musste ich mir wohl oder übel etwas bestellen.
Was für ein Mist aber auch...

Mit einer Pizza Salami, einer Flasche Cola und einer Kuscheldecke, pflanzte ich mich in mein Bett und schaltete den Fernseher an.
Ich entschied mich noch etwas Riverdale zu sehen, da ich dann perfekt von meiner fiktionalen Beziehung mit Archie Andrews träumen würde und versank nach geschlagenen 30 Minuten auch in diesem wunderbaren, überhaupt nicht FSK18 mäßigen Traum.
Himmlisch hot.

•••

Ein unfassbar nervtötendes Piepen riss mich aus dem Land der Träume, oder sollte ich besser sagen, aus dem Land von Archie Andrews, und verleitete mich dazu, mit meiner Hand wild herum zu fuchteln, um meinen Wecker zu ermorden.
Wer hatte sich dieses Teil überhaupt ausgedacht?
Diesem gehörte nämlich definitiv einen Auftragsmörder an den Hals gehetzt, oder wenigstens an die Wand geklatscht.
Leider verlief mein Auftragsmord an meinem Wecker nicht ganz so prickelnd, sodass ich nicht nur den Wecker vom Nachtisch schmiss, sondern auch gleichzeitig mein Handy und meine Nachtischlampe.
,,Fuuck", stöhnte ich genervt auf und betrachtete mein Werk auf dem Boden.
Was für eine wunderschöne, von Kreativität strotzende, abstrakte Kunst.
Nicht das es gereicht hätte, dass meine Nachttischlampe in zwei gebrochen war, nein, natürlich hatte mein Handy Display auch noch einen fetten Riss.
Da fing ja mein Tag schonmal richtig gut an.
Yeppie....

Dementsprechend gelaunt, trottete ich ins Badezimmer, welches direkt an meinem Zimmer lag, und stellte mich erstmal unter die Dusche. Vielleicht würde mich ja das warme Wasser etwas entspannen.
Genau so war es auch, zumindest am Anfang, denn natürlich musste ich mich ausgerechnet heute, auch noch beim rasieren schneiden.
Super, da flog meine Laune erneut ein Stockwerk nach unten. Mittlerweile war diese wahrscheinlich schon am Erdkern angelangt...
Nachdem ich meine restliche Körperpflege nach gegangen war, meine Skincare erledigt und meine kurzen blonden Haare geglättet hatte, begab ich mich an meinen Kleiderschrank und verzweifelte, wie jeden Morgen, daran, was ich anziehen sollte.
Schlussendlich entschied ich mich für eine schwarze durchlöcherte Momjeans und einem weißen Crop Top. Darüber zog ich noch eine schwarze Lederjacke und fertig war ich.
In meine Schultasche warf ich schnell einen Collegeblock, mein iPad und einen Kuli.

Mit meiner Schultasche ging ich dann die Treppe herunter in unsere Küche.
Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass mein Dad mich heute bringen würde, da es mein erster Schultag war, aber nein, dies war auch heute nicht der Fall.
Er war mal wieder im Büro...Toll...
Ohne Frühstück, ohne irgendeinen Plan zu haben, wohin ich überhaupt musste, trottete ich aus dem Haus und lief die Route von Google Maps zur nächstgelegenen Bushaltestelle nach.
Zum Glück verlief auf der Busfahrt alles glatt, sodass ich pünktlich vor dem Schulgebäude stand.
Und ab da wurde mir schlecht...

Jetzt würde ich schon wieder die Neue sein, wieder neue Freunde finden,und mich wieder an eine neue Schulform gewöhnen müssen.
Fest umklammerte ich die Träger meines Rucksacks und ging schnurstracks in Richtung Eingang, ohne auf die anderen zu achten, da ich mir die Blicke echt nicht geben wollte.
Nicht heute, nicht wie die Jahre zuvor.

Leicht hilflos ging ich durch die Gänge, ich hatte einfach schlichtweg keinen blassen Schimmer wo das Sekretariat war, dass einzige was ich bisher gesehen hatte, war die Cafeteria oder wie sie es in Deutschland nannten "Mensa", und die Biologieräume.
Aber weit und breit kein Sekretariat.
Anscheinend waren auch die Schüler, genauso wie die Lehrer, nicht daran interessiert mir weiterzuhelfen...
Ich hatte echt mit dem Gedanken gespielt einfach wieder zu gehen, aber dann würde mein Dad sicherlich ausrasten und mich mit einen seiner Schreiattacken bestrafen.
Dabei würde er selber Schuld sein, denn wer mich nicht brachte und mich alleine zurückließ, der konnte auch nichts anderes erwarten.

Völlig in Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wie ich geradewegs in eine Person lief, erst als ich einen Ellenbogen in meiner Magengegend spürte, bemerkte ich diesen Zusammenprall.
Einfach nur top, was soll denn heute noch alles schiefgehen?
,,Fuck", stöhnte ich und hielt mir den Bauch.
,,Oh sorry", ertönte eine maskuline Stimme, welche mich aufsehen ließ.
Vor mir stand ein ein großer, braunhaariger Junge und sah mich entschuldigend, aber auch überrascht an.
,,Kann man jetzt eh nicht mehr ändern...", murmelte ich genervt.
Der Typ reagierte immer noch nicht, sondern starrte mich perplex an.
Ich hatte echt das Gefühl, als würde ich mit mir selber reden.
,,Mund zu, sonst fliegt da noch was rein.", diese Worte ließen ihn aus seiner Schockstarre fahren.
,,Oh ja, sorry. Ich ähh bin Alex.", verlegen kratze er sich am Hinterkopf und hielt mir seine Hand entgegen.
,,Amber", stellte ich mich ebenfalls vor und ergriff seine Hand.
,,Kannst du mir vielleicht sagen, wo das Sekretariat ist?", fragte ich ihn.
,,Ja klar, einfach den Gang runter und dann die Treppe hoch.", beschrieb er mir den Weg.
,,Ah okay, danke.", ich wollte gerade meinen Weg fortsetzen, als er weiter sprach.
Dafür dass er mich gerade noch wie ein Fisch angeglotzt hatte, war er nun sehr kommunikativ unterwegs...
,,Bist du neu oder warum musst du zum Sekretariat?", neugierig musterte er mich.
War das sein Ernst?
,,Ne, ich hab das Auto vom T-Rex abgefackelt.", scherzte ich kopfschüttelnd und lief weiter.
Eigentlich war das kein Scherz, da mir sowas wirklich schon mal passiert war, aber das tat hier gerade nichts zur Sache...

Vor dem Sekretariat machte ich halt, atmete einmal tief durch und betrat dieses dann.
Als erstes entdeckte ich einen riesigen Tresen, dahinter eine alte Frau, die nicht gerade nett aussah.
Man könnte auch sagen, Mimik war für sie ein Fremdwort.
,,Entschuldigung, ich bin neu und sollte mich hier melden.", begann ich das Gespräch mit der alten Dame, welche nach ihrem Namensschild zu urteilen Frau Sommer hieß.
Also den Sommer strahlte sie nicht umbedingt aus, sondern eher die Hölle.
,,Name?", kam gelangweilt und zugleich streng von ihr.
Hatte ich mit einem "Hallo, schön dich zu sehen" gerechnet?
Eventuell...
,,Amber Grey", antwortete ich ihr ebenso stumpf, wie sie es tat.
,,Jahrgangsstufe 11, hier der Stundenplan.", teilte sie mir knapp mit und drückte mir einen Zettel in die Hand.
Leicht überfordert starrte ich zuerst auf den Zettel und dann auf die Frau.
,,Ist noch was, oder klebst du fest?", machte sie mich an.
Ihre Art machte mich einfach nur Irre und unfassbar wütend.
,,Nein, hier würde ich keine Sekunde länger bleiben wollen.", entgegnete ich ihr, woraufhin sie mich erschrocken ansah.
Tja, damit hatte sie wohl nicht gerechnet.
,,Wie bitte?", fragte sie ungläubig und rückte ihre Brille zurecht.
,,Sie haben mich schon verstanden und danke für die nette Begrüßung.", sagte ich sarkastisch, drehte mich um und lief direkt aus dem Sekretariat heraus.
Frau Sommer und ich würden definitiv auch im zweiten Leben keine Freunde werden...

Das fing ja schonmal gut an, jetzt musste ich nur noch meine Klasse finden.


An dieser Stelle einen schönen Abend 🤍🍿

Bambi || Jamal Musiala✔️Where stories live. Discover now