*[45]

3.8K 90 17
                                    







Ambers POV:



,,Und da, genau über Pegasus erkennt man die Eidechse.", ich zeigte mit meinem Finger in den Himmel hinauf, auf welchem die hellen Lichter tanzten.
,,Mhm, meinst du hier?", Jamal zeigte nun ebenfalls in den Sternenhimmel empor.
Mir entfuhr ein Lachen, bevor ich seine Hand in meine nahm und sie zur Eidechse führte.
,,Das da war der Schwan, hier befindet sich die Eidechse."
,,Oh...", ich drehte meinen Kopf so, dass ich Jamals Seitenprofil betrachten konnte.
Ich musterte ihn, wie er gebannt in den Himmel sah und das Abbild der Sterne in seinen Augen schimmerte.

Nachdem Jamal und ich gemeinsam aufgrund der Kälte aus dem See gekommen waren, hatten wir uns unsere getrocknete Kleidung übergeworfen und auf die Picknickdecke gelegt.
Nun sahen wir beide in den dunklen Abendhimmel hinauf.
Dieser Moment erinnerte mich an den Abend zurück, als wir beide im Gras lagen, die Sterne bewunderte hatten und ich Jamal das erste mal etwas in meinem Leben anvertraut hatte.
Es war der Abend, an dem ich ihn das erste mal geküsst hatte.
Allein die Erinnerung an diese Zeit, ließ mein Herz schneller gegen meinen Brustkorb schlagen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen blassen Schimmer, was alles mit uns passieren würde oder das ich überhaupt fähig sein würde, mich ihm vollends anzuvertrauen.
Ihm einfach alles zu sagen, was mich über die Jahre hinweg belastet hatte, was ich mir selber über die Jahre hinweg angetan hatte.
Er war der Einzige der alles, wirklich alles über mich wusste.

,,Woher kennst du dich so gut mit Astronomie aus?", er drehte seinen Kopf zu meinem Profil und sah mir in die Augen.
,,Mein Opa hat mit mir früher in seinem Garten die Sterne beobachtet, er hatte ein Teleskop welches wir dafür benutzt hatten. Mich hat der nächtliche Himmel und die Sterne, welche frei auf diesem tiefen Schwarz tanzten imponiert.", ich lächelte, da ich an die Zeit mit meinem Großvater zurück dachte.
Er war der Vater meines Vaters und trotzdem das komplette Gegenteil von ihm.
Er hatte sich immer um mich gekümmert, als mich  meine Eltern vernachlässigt hatten.
Wir haben zusammen gekocht, Ausflüge unternommen und einfach die Kleinigkeiten zusammen gemacht, welche Eltern mit ihren Kindern normalerweise machten.
,,Ich kann mir vorstellen wie schön das gewesen sein muss, besonders als Kind...ihr solltet es irgendwann mal wiederholen.", er lächelte mich mit einem zarten Lächeln an, welches mir Linderung gegen den stechenden Schmerz in meinem Inneren versprach.
,,Ich denke nicht...", ich sah in den Himmel hinauf und zeigte auf den hellsten Stern in der Dunkelheit. ,,Er ist bereits selber einer der Lichter.", ich seufzte und sah wieder zu Jamal, welcher seine Augen leicht aufriss.
,,Oh..Ich wollte nicht-", ich unterbrach ihn.
,,Nein, alles gut. Als wir weggezogen sind, haben wir irgendwie durch die Entfernung schleichend den Kontakt verloren. Wir haben zwar telefoniert oder uns geschrieben, aber es war einfach nicht mehr das Gleiche. Als ich zehn war, habe ich dann erfahren, dass er verstorben war.", ich spürte wie sich der Druck in meiner Brust und hinter meinen Augen verstärkte.
,,Ich vermisse ihn, so so sehr. Er war der Einzige der für mich da war.", ich spürte wie eine warme, kleine Träne sich ihren Weg über meine Wange schlich.
,,Es tut mir leid...", Jamals Finger strichen zärtlich über meine Haut und wischten die verräterische Flüssigkeit von dieser.
Sachte beugte er sich vor und küsste meinen Mundwinkel.
Der Druck und Schmerz in meinem Inneren verblasste immer mehr.

,,Komm", er erhob sich und streckte mir seine Hand entgegen.
,,Was hast du vor?", verwirrt sah ich ihn von unten aus an.
,,Meine Grandma hat mir eins von Anfang an beigebracht, wenn man traurig war, dann sollte man aufstehen, sich richten und all seine Probleme wegtanzen.", er lächelte mich auffordernd an.
Ich ergriff seine Hand und erhob mich. ,,Ist deine Grandma Grey's Anatomy Fan?"
Jamal grinste und reichte mir einen seiner AirPods. ,,Sie ist eine weise Frau."
Kopfschüttelnd steckte ich mir den AirPod in mein Ohr und genoss die Anfangstöne von Locked out of Heaven von Bruno Mars. ,,War ja klar..."
,,What? Es passt voll gut.", er legte seine rechte Hand an meine Hüfte, welches ein Kribbeln auslöste und sich durch meinen gesamten Körper bis hin zu meinem Herzen zog.
Mit seiner Linken nahm er meine Hand in seine.
,,Sag mir jetzt nicht, dass der Youngstar auch noch tanzen kann.", skeptisch sah ich ihn an.
,,Finde es heraus...", schmunzelnd fing er an Rück-vor und einen Wechselschritt zu tanzen.
Ich tat es ihm automatisch gleich, ich passte mich seiner Führung an und wir tanzten einen weiteren Wechselschritt.
Es war der Jive, welchen wir passend zum Takt von Locked out of Heaven tanzten.
,,Am liebsten hätte ich ein Video, dann könnte ich dich dein Leben lang erpressen.", lachend von der Vorstellung, welches Bild wir gerade abgaben sah ich in den Sternenhimmel.

Ich sah den Stern, den hellsten am Himmelszelt und wusste das mein Großvater da war.
Auch wenn ich ihn nicht sehen konnte, war er da.
Er war in meinem Herzen präsent.
,,Sie hatte recht, mit dem tanzen und dem richtigen Menschen, kann man seinen Problemen und Belastungen entfliehen.", ich sah wieder in Jamals Augen.
Ich konnte nichts dagegen tun, ich verlor mich immer und immer wieder in diesem tiefen braun, welches mit goldenen Sprenkeln geziert war.
Und mit dem Anblick dieser, spielte sich vor meinem inneren Auge ein Kurzfilm, bestehend aus allen Momenten, welche ich und Jamal hatten ab.
Angefangen ganz am Anfang, als ich versehentlich in die Umkleidekabine des FF Bayern Münchens geplatzt war, an das lächerliche Spiel Seven Minutes in Heaven, an die damit verbundenen ersten Gefühle und Spannungen, welche ich im Kleiderschrank verspürt hatte und dachte an unseren fast-Kuss in Leons Küche zurück. Ebenso blitzten die Erinnerungen von unserem gemeinsamen Tag in München auf, an unseren ersten Kuss und all die Momenten die danach noch folgten.
Mir wurde klar, dass ich jemanden gefunden hatte, der mir mit seiner Art und Weise gezeigt hatte, dass ich als Person einen Wert hatte, dass ich soviel wert war und dass es völlig okay war, so zu sein wie ich sein wollte.
Aber vor allem hatte er mir gezeigt, dass Liebe soviel mehr als Schmerz bedeutete, dass Liebe dieses Gefühl war, wenn man in Gegenwart der jeweiligen Person Purzelbäume schlagen könnte, dass man sich genau für diese eine Person zum Affen machen wollte, damit diese ein Lächeln auf den Lippen bekam und dass Liebe mit so unfassbar vielen Gefühlen gekennzeichnet war, die man nie im Leben beschreiben könnte.
Liebe war lebendig.
Liebe machte einen lebendig.
Jamal machte mich lebendig...

Ich hatte mich in Jamal verliebt, obwohl mein Kopf dagegen angeschrien hatte.
Ich hatte Angst von ihm verletzt zu werden, so wie die fehlende Zuneigung und Liebe meiner Eltern mich verletzt hatte.
Aber nun stand ich genau hier, unter einem hell erleuchteten Sternenhimmel, in den Armen von genau diesem Jungen, welcher trotz meiner Abneigung nicht locker gelassen und mich dazu gebracht hatte, gegen meine Angst und meinen Verstand anzukämpfen.
Ich hatte auf mein Herz gehört und es war das einzig Richtige.
Ich wollte Jamal in meinem Leben haben, ich wollte dieses unbeschreibliche Gefühl, welches sich jedesmal in meinem Körper ausbreitete, wenn er in meiner Gegenwart war fühlen und vor allem wollte ich ihn spüren, jede verdammte Minute.

Ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken, sah ihm immer noch in seine braunen Augen und beugte mich etwas vor, um seinen Mundwinkel zu küssen.
,,Ja, Ja ich will."
,,Wait, what?", völlig verdutzt sah er mich an, als ich bemerkte dass er keine Ahnung hatte woran ich gerade gedacht hatte.
Was gerade alles in meinem Kopf vorging.
,,Du hast mich damals auf der Party, wo wir uns ausgesprochen hatten gefragt, ob ich deine Freundin sein will. Und ja, ja ich will.", ich lächelte ihn zögernd an.
,,Wirklich?!"
,,Ja, du bist der Jenige mit dem ich meine Zeit verbringen möchte, bist der Mensch dem ich alles anvertrauen kann, egal was es ist und ich will das du immer da bist, Jamal. Ich will in deinen Armen liegen und das Gefühl von Geborgenheit fühlen.
Ich bin bereit, für das alles hier. Wenn nicht jetzt, dann nie mehr.", abwartend streichelte ich über die empfindliche Stelle hinter seinem Ohr.
Er sah mich einfach nur an, in mir keimte diese Unsicherheit wieder auf.
Was war, wenn er es sich anders überlegt hatte, er mich nicht als Freundin haben wollte? Setzte ich ihn womöglich gerade unter Druck?
Mein Gedankenschwall wurde durch seine Lippen, welche sich sanft auf meine legten unterbrochen.
Mein Zweifel wurde mit den Bewegungen unserer Lippen weggefegt.
Mein Herz zappelte unruhig in meiner Brust, meine Haut fing an zu brennen und mein Puls raste hinter meiner Haut.
,,Endlich...", hauchte er an meine Lippen und mache genau das, was mir vollends Sicherheit versprach- er lächelte.

Ein Lächeln, welches alles besiegelte.
Es war ein Lächeln voller Gefühle, ganz voran die Glücksgefühle.
Ich konnte es nicht fassen, Jamal Musiala war offiziell mein erster fester Freund.

Bambi || Jamal Musiala✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt