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Ambers POV:

,,Warum warst du eigentlich auf der Party? Es ist mitten in der Woche.", fragend sah ich den Dunkelhaarigen an, welcher gerade dabei war uns beiden ein Taxi zu bestellen.
,,Ich brauchte Ablenkung und ein Freund hat mich gefragt, ob ich mitkommen möchte.", schulterzuckend warf er mir einen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf sein Handy. ,,Und du?"
,,Wenn du das nicht weiß, dann kennst du mich ziemlich schlecht, Bambi.", meine Mundwinkel zuckten kurz, bis ich mich wieder unter Kontrolle hatte.
Das konnte ja schließlich nicht so weiter gehen, dass ich jedesmal in Jamals Gegenwart, zu einem Honigkuchenpferd motierte.
,,Ich weiß es, aber ich wollte es aus deinem Mund hören.", er sah mich wieder an und erforschte meine Augen.
Ich atmete tief ein und senkte meinen Blick auf unsere verschränkten Hände, dabei fiel er auf eine ganz besondere Stelle auf meinem Arm.
An die, wo man meine Zahnabdrücke ausmachen konnte.
Dort wo ich mich vor wenigen Stunden selbst verletzt hatte, da ich niemanden hatte und nicht in der Lage war, mich mit meinen Problemen und meinem Leben auseinanderzusetzen.

,,Oh mein-", Jamals Stimme brach, woraufhin ich schluckte.
Mir war bewusst, dass er diese Verletzung irgendwann eh bemerken würde, allerdings wusste ich nicht wie ich ihm es erklären sollte.
Ich war noch nie in der Lage gewesen, mich mit anderen Menschen darüber zu unterhalten, was ich meinem Körper alles zumutete.
Jamal hob meinen Arm an, sah sich diesen an und erforschte ihn nach weiteren Narben oder Verletzungen.
,,Wie? Ich meine-ich...Bin ich daran Schuld?", mit einem schmerzerfüllten und aufgewühlten Blick, sah er von meiner Verletzung zu mir auf.
Ich schüttelte den Kopf. ,,Wegen allem", waren die einzigen Worte, welche über meine Lippen kamen.
Ich wollte Jamal nicht anlügen, aber es ihm zu erklären warum ich das tat,  konnte ich auch nicht.
Auch wenn ich wollen würde, würden die Worte einfach nicht über meine Lippen kommen.

,,Hast du das schonmal gemacht?", fragte er und fuhr mit seinem Daumen über meine Wunde.
Das was ich vorher verabscheut hatte und mit welchem so viel Schmerz verbunden war, wurde durch diese Berührung in Luft aufgelöst.
Meine Haut, meine Wunde fühlte sich wieder menschlich an.
,,Mhm", antwortete ich ihm.
Ein Schwall von Angst übermannte mich.
Ich hatte Angst davor, dass er es nicht verstehen würde.
Mich für komplett gestört halten würde.
Mich los werden wollte und verlassen würde.

Aber Jamal überraschte mich ein weiteres Mal an diesem Abend.
Statt mich anzuschreien und zu fragen, warum ich mir das angetan hatte und das ich das unterlassen sollte, zog er mich an sich und umarmte mich.
,,Es tut mir leid", murmelte er an meinen Hals, weshalb sein warmer Atem auf meine nackte Haut traf und eine Gänsehaut verursachte. ,,So so leid.", wiederholte er und umfasste meinen Körper noch stärker.
Ich gab mich seiner Nähe hin, ließ meinen Körper die Wärme aufnehmen, welche er mir spendete und drückte mich an ihn.
Ich fühlte mich wohl, auch wenn diese Situation genau das Gegenteil von „wohl" war.
Jamal hatte herausgefunden, dass ich mich selbst verletzte.
Und trotzdem fühlte ich mich genau hier und jetzt in seinen Armen geborgen und wohl.
Es war irre, dass ich mich irgendwie befreit fühlte, obwohl ich ihm nicht mal etwas erzählt hatte.

,,Versprichst du mir was?", Jamals Worte kamen nur Bruchweise bei mir an, da wir uns immer noch umarmten und sein Kopf an meinem Hals lag.
,,Hm?", murmelte ich.
Eigentlich konnte ich mir seine Frage schon ausmalen.
Jeder Außenstehende, welcher mit so einem Problem konfrontiert wird, möchte von genau dieser Person hören, dass diese einem verspricht, sich nie wieder selbst zu verletzten.
Aber genau dann wusste man, dass diese Person nicht verstand was in einem vorging, dass man seine Gedanken und Handlungen nicht auf Knopfdruck abstellen könnte, dass man nicht in der Lage war es zu unterlassen.
Es war ein Prozess, ein ziemlich langer Prozess, mit vielen Steinen, welchen man durchlaufen musste und auch bereit dazu sein musste, sich mit seinen Problemen auseinanderzusetzen.
Und wenn Außenstehende genau diese Worte von einem hören wollten, dann dachten sie meistens nur an sich selber.
Sie konnten es nicht ertragen, dass man sich so etwas antat und verstanden es auch nicht.

Bambi || Jamal Musiala✔️Kde žijí příběhy. Začni objevovat