Kidnapped (Tony Stark)

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Ein letzter unsicherer Blick über die Schulter, dann überquerte ich die Straße.
Ich war spazieren gegangen, wie eigentlich jeden Tag. Und wie ebenfalls fast jeden Tag ging ich die gleiche Strecke, die mich, zu meinem Verdruss, durch eine dunkle Gasse führte. Doch glücklicherweise war diese Gasse nicht sonderlich lang, und wenn ich mich beeilte, schaffte ich diesen Abschnitt in gut einer Minute. Meinem Vater, Tony, würde das gar nicht gefallen, aber was solls. Dinge sind wie sie sind.
Doch seit zwei Wochen war irgendetwas anders. Ein seltsames Gefühl machte sich erneut in mir breit. Es war wieder dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Und genau jetzt, wo ich die Gasse betrat, war es am schlimmsten. Und das allein hätte ein Grund sein sollen, einfach auf dem Absatz kehrt zu machen.
Plötzlich kam mit quietschenden Reifen ein kleiner Transporter neben mir zum Stehen. Verwirrt wandte ich den Kopf. Jemand riss eine Autotür auf und sprang heraus. Ich sah den Mann, der sich vor mir aufbaute, verängstigt an. Was zum Teufel sollte das denn werden?
Ich wollte schreien, doch kein Laut entwich mir, als der breit gebaute Mann nach meiner Schulter griff und mich zu sich zog. Aber selbst wenn ich hätte schreien können, hätte es nichts gebracht. Ich stand in einer Gasse in einem der fiesesten Viertel in ganz Miami und selbst wenn mich jemand gehört hätte, dann wäre mir vermutlich keiner zu Hilfe geeilt.
Angst breitete sich in mir aus, während der Mann immer näher zu mir kam, und schließlich seine Lippen auf meine drückte. Als ich beißende Geschmack von Alkohol und Zigaretten schmeckte stieg endlich Panik in mir auf. Adrenalin rauschte innerhalb von Sekunden durch meinen gesamten Körper, und ich begann wie wild um mich zu treten und zu schlagen. Als ich den Kerl mit einem Tritt am Bein erwischte, ließ er endlich von mir ab und schrie schmerzerfüllt auf.
"Du kleines Biest.", zischte er, während ich ihn schwer atmend ansah.
"Ich bin das Biest? Du hast doch angefangen, mit dem Scheiß! Ich bin 16, verdammt! Lass mich doch einfach in Ruhe!", schrie ich, wandte mich ab und wollte wegrennen, doch er hielt mich am Arm fest.
"Warum kennst du mich?"
"Glaubst du, ich merke nicht, dass du mich seit zwei Wochen stalkst, du ekelhafter Perversling?"
Inzwischen war ich den Tränen nahe, und mein Arm schmerzte unter dem festen Griff des Mannes, der mich seit zwei Wochen ununterbrochen verfolgte.
"Tja, jetzt habe ich mein Ziel endlich erreicht. Ich liebe dich, und ich weiß, du tust es auch.", raunte er mir ins Ohr, ehe mir jemand von hinten einen Sack über den Kopf stülpte und ich hochgehoben wurde. Erschrocken japste ich nach Luft, doch es war schon zu spät, um sich noch zu wehren. Die beiden Kidnapper warfen mich achtlos in den Transporter und knallten die Türe zu. Ich hörte, wie die Fahrertüre geöffnet und wieder geschlossen wurde, und riss mir den Sack vom Kopf. Offenbar wollten sie mich weder ersticken noch verheimlichen wohin sie mich brachten.
Ich sah mich um und wunderte mich, warum es so dunkel war. Doch dann verstand ich, dass die Fenster abgeklebt worden waren. Langsam krabbelte ich nach vorne - oder dahin, wo ich vorne vermutete -, doch da machte der Wagen eine scharfe Kurve und ich wurde gegen die Wand geschleudert. Schmerz durchzuckte meine Schulter an der Stelle, wo ich gegen die Verkleidung geprallt war. Regungslos blieb ich liegen. Als der Wagen wieder gemächlicher über die Straßen ruckelte, wagte ich einen erneuten Versuch. Ich krabbelte langsam, immer darauf bedacht, nirgendwo gegen zu knallen, nach vorne, bis meine Finger an etwas hartes stießen. Langsam richtete ich mich auf und tastete die Wand vor mir ab. Meine Finger konnten weiteres Klebeband erfühlen. Aber es war zu dunkel um zu erkennen, an welcher Wand ich stand oder gar in welche Richtung wir fuhren. Erst jetzt begriff ich, dass ich den Sack gar nicht auf dem Kopf haben brauchte.
Ich konnte ohnehin nicht mitverfolgen wohin wir fuhren.

Plötzlich hielt der Wagen an, die Türen gingen auf und wurden wieder zugeschlagen, und jemand öffnete die hintere Transportertür.
"Raus da! Aber ein bisschen plötzlich!", forderte mich eine barsche Stimme auf. Sofort gehorchte ich, noch während ich registrierte, dass es der andere Mann sein musste, der mich hier herum kommandierte.
Auf wackeligen Knien kletterte ich aus dem Transporter und fand mich in einem Parkhaus wieder, doch ehe ich erkennen konnte, in welchem, wurde ich wieder gepackt und jemand drückte mich an die Transporterwand. Es war der Perversling.
Er drückte seine Lippen erneut auf meine und seine Finger fuhren unaufhörlich an der Innenseite meiner Beine rauf und runter. Starr vor Schreck konnte ich mich nicht dagegen wehren.
"Brent, komm jetzt! Wir müssen weiter! Mach damit später weiter.", bellte der Mann mit der barschen Stimme.
Widerwillig ließ der Perversling von mir ab und sofort rang ich nach Atem. Ich fühlte mich benutzt und dreckig und wollte am liebsten eigentlich nur zu meinem Vater.
Mein Vater...!, der Gedanke durchschoss meinen Kopf und unwillkürlich spürte ich neue Energie. Dad würde mich finden. Wie und Wann wusste ich nicht. Aber er würde mich finden.

Etwas später, mittlerweile war ich in einem andern Transporter, in dem ebenfalls alles abgeklebt worden war, hielten wir erneut. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wir konnten zwanzig Minuten unterwegs sein, aber ebenso gut bereits zwei Stunden. Der Motor ruckelte unter mir und um uns herum brummten Motoren von wartenden Autos.
Entweder eine Ampel, oder wir stehen im Stau..., überlegte ich. Kalte Tränen rannen über meine Wangen und tropften auf meine Hände, die auf meinen angezogenen Knien lagen. Ein leises Schluchzen entwich mir. Ich wollte einfach nur noch heim...
Plötzlich ging eine kleine Scheibe, die die Fahrerkabine vom Frachtraum trennte, auf und Brent blickte herein. Er grinste hämisch.
"Warum heulst du denn?"
"Ich will nach Hau-Hause.", schluchzte ich, und fühlte mich wie ein kleines Kind, dass sich im Supermarkt verlaufen hatte und nun verzweifelt nach seinen Eltern suchte.
"Ich bin jetzt dein Zuhause, also gewöhn dich besser dran."
Brent wollte das Fenster schon wieder zu schieben, da rief ich:
"Was willst du denn von mir?"
Er drehte sich noch einmal zu mir. "Was ich von dir will? Liebe. Zuneigung. Befriedigung und Bestätigung. Eine Beziehung, eben."
Übelkeit stieg in mir auf, als ich realisierte, dass er nicht nur betrunken war, sondern mich wirklich für immer aus meinem Leben entreißen wollte. Erneut nagten Tränen an mir und ich begann wieder zu Schluchzen, als plötzlich Metall quietschte. Erschrocken schrie ich auf und purzelte wie ein Würfel beim Kniffel durch den Wagen, als das Hinterteil in die Luft gehoben wurde, und wieder auf den Boden knallte. Waren wir frontal irgendwo gegen geknallt?
Ich vernahm wütendes Geschrei von vorne und dann wie Glas splitterte. Getrieben aus Neugierde und Adrenalin stand ich auf und begann am Klebeband herum zu friggeln. Nach einer Zeit, die mir vorkam wie Ewigkeiten, hatte ich einen Streifen von dem Band abbekommen und konnte durch einen winzigen Spalt nach vorne spähen. Doch der Spalt war nicht groß genug, als dass ich ein umfassendes Bild bekommen hätte. Frustriert stolperte ich zurück und schlug gegen eine der Wände, während ich verzweifelt aufschrie. Tränen flossen aus meinen Augen und ich konnte kaum noch atmen, weil ich so schluchzte.
Doch auf einmal knirschte die Transporterwand vor mir und noch während ich sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, wurde sie herausgerissen.
Ich verschluckte mich an meinem ungleichmäßigem Atem und begann zu husten. Durch meine verheulten Augen versuchte ich zu erkennen, was den Transporter kaputt gemacht hatte, auch wenn mir die Antwort eigentlich schon klar war.
Hustend und mit wackeligen Knien stand ich auf und stolperte auf den Ausgang zu. An der Fahrerkabine stand Iron Man und hielt meine beiden Kidnapper an den Krägen fest. Doch als er mich sah, ließ er sie achtlos auf den Boden fallen, die Rüstung öffnete sich und mein Dad kam als Mensch aus Fleisch und Blut auf mich zu gelaufen.
Sein Gesicht war voller Falten vor Sorge und ich erkannte die pulsierende Ader an seinem Hals, die sich immer bildete wenn er besonders Wütend war, schon von weitem. Ich war mir sicher, dass irgendein Verrückter uns wieder filmte, doch es war mir egal. Ich humpelte auf ihn zu, verheult und verängstigt, und fiel in seine Arme.
"Dad....", wimmerte ich leise. "Ich hatte solche Angst."
Erneut flossen Tränen über meine Wangen, doch dieses Mal aus Erleichterung, nicht aus Angst. Um uns herum brummten die Motoren der Wagen als er antwortete:
"Pschhht. So etwas passiert dir nie wieder. Und wenn doch, werde ich immer für dich da sein. Ich werde dich immer retten kommen, versprochen."
"Ich weiß. Danke."

Ende


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Tja, dass wars dann auch schon vom ersten Oneshot.
Ich hoffe, er hat euch gefallen.
Lasst gerne einen Vote und einen Kommentar da, und schaut beim nächsten Oneshot wieder vorbei.
Hab euch lieb,
Thi

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