One little fight (Avenger + Thor, Loki)

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Ich musterte mein Spiegelbild in der Türe vor mir ganz genau.
Die weißen Sneaker, die helle Jeans, den weißen Pulli und die blonden Haare, die mir wellig über die Schultern fielen, bis hin zu der Sonnenbrille in meinem Gesicht. Dann atmete ich einmal aus und drückte die silberne Klingel des Avenger-Hauptquartiers bis zum Anschlag durch, auch wenn mir bewusst war, dass bereits jedes Staubkorn über meine Anwesenheit bescheid wusste. Immerhin stand ich seit fünf Minuten auf der Matte vor dem Eingang und traute mich nicht, die Klingel zu betätigen. 
"Herein." 
Eine Computerstimme riss mich aus meinen Gedanken, und die Türe ging mit einem Surren auf. Vorsichtig betrat ich die Empfangshalle und sah mich um. Es war menschenleer und totenstill, was mich echt irritierte. Ich war davon ausgegangen, dass es hier so von Menschen wimmeln würde. Doch es war das genaue Gegenteil der Fall. Plötzlich kam ein junger Mann mit rundem Kopf herein und sah mich an. Sofort ging ich in Kampfstellung.
"Wowowow, entspann dich. Ich will dir nichts böses. Zu wem willst du?", fragte der Mann.
"Ähm... zu Thor Odinson. Oder Loki Laufeyson. Oder beiden.", gab ich zurück.
"Und was willst du von den beiden?"
"Das können sie dir ja sagen. Aber erst will ich sie treffen.", langsam kam mein Selbstbewusstsein wieder zurück.
"Na gut... Wenn du von Loki sprichst ohne gleich vor Angst zu bibbern, scheinst du ihn zu kennen. Das ist in Ordnung.", gab er nach und bedeutete mir mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Ich kam dieser Bitte nach, und er führte mich durch einige Gänge zu einem gemütlichen, großen Raum, wo fast alle Avengers versammelt waren.
"Leute, dass ist... unsere Besucherin. Sie will zu Thor, oder Loki." 
"Bei Odin. Kerry?!" Rief Thor.
Na, es war ja klar das mein Vater das einzige Staubkorn ist, welches meine Anwesenheit nicht mitbekommen hat., dachte ich und schüttelte kaum merklich den Kopf.
"Vater, schön dich zu sehen.", sagte ich und lächelte.
Plötzlich hörte ich eine Türe aufgehen und drehte mich um. In der Türe stand mein Onkel.
"Kerry?" Fragte auch er überrascht und ich grinste.
"Onkelchen, auch schön, dich zu sehen."
"Warte mal, warte mal, warte mal.", wurden wir bei unserem rührseeligen Aufeinandertreffen unterbrochen. "Wer bist du? Und woher kennst du die beiden Asgardianer? Und warum nennst du sie Vater und Onkel??",
Tony Stark schien auch ein wenig schwer von Begriff.
"Nun ja... erstens, ich bin Kerry. Kerry Odinson. Ich weiß, ich bin gar nicht Odins Sohn, aber der Nachname bleibt gleich oder wird ganz weg gelassen. Aber hier auf Midgard besteht ihr ja darauf, dass man zwingend einen Nachnamen haben muss. Was ja auch gar nicht unnötig ist. Schließlich leben Dad und Onkel Loki genauso hier, und haben keinen gemeldeten Nachnamen. Zweitens, bin ich auch so ein Asgardianer und drittens, weil er mein Vater und er mein Onkel ist."
Verwirrt sah Tony mich an und mein Vater seufzte.
"Kerry, warum bist du hier?"
"Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?", grinste ich frech und Onkel Loki legte einen Arm um meinen Hals und nahm mich sachte in den Schwutzkasten.
"Ich freue mich, dich zu sehen.", raunte er mir ins Ohr und drückte noch ein wenig fester.
"Ähm, Thor? Du merkst aber schon, dass deine Tochter gerade von deinem Bruder erdrosselt wird?"
Der Mann, der mich auch schon herein gebracht hatte, meldete sich unsicher zu Worte.
Vater seufzte. "Warte einen Moment, Bogen Männchen..."
Langsam wurde meine Luft ein wenig knapp, also schloss ich die Augen, konzentrierte mich und innerhalb der nächsten Sekunde flog eine Fliege unter Lokis Armen hervor, er verlor das Gleichgewicht und knallte auf den Boden. Grinsend verwandelte ich mich zurück und half ihm beim Aufstehen.
"Du bist besser geworden. Ich bin beeindruckt.", grinste er und rubbelte mir über den Kopf.
"Danke sehr.", antworte ich und richtete meine Haare wieder. Dann blickte ich in die verwirrten Gesichter der Übrigen.
Vater seufzte erneut. "Darf ich vorstellen? Meine Tochter, Kerry. Göttin des Sarkasmuses, der Elemente und der Gestaltenwandlung."
"Warte, ich dachte Loki wäre der Gestaltenfritze.", sagte Tony und Loki und ich funkelten ihn gleichermaßen an.
"Achte deine Worte, Eisenmann. Onkel Loki kann Illusionieren. Ich kann mich tatsächlich verwandeln."
"So, noch einmal, Tochter. Warum bist du hier?"
"Naja... Mutter und ich sind ja aus Asgard nach Virginia gezogen, damit ich meinen menschlichen Teil ein bisschen besser kennenlernen kann. Aber da im Viertel wo wir gelebt haben, waren so ein paar Jungs. Und die haben irgendwann angefangen Ärger in der Nachbarschaft zu machen. Ich hatte ein kleines Kämpfchen. Nein, dass ist das falsche Wort. Umm... eine Rangelei. Und Mom hat Angst bekommen. Dann meinte sie, dass ich jetzt zu meinem Vater und meinem Onkel nach New York gehe. Anstatt mich einfach wieder zurück zum Allvater nach Asgard zu bringen, nein, soll ich jetzt hier her. Nichts gegen euch, ihr seid ganz cool.", sagte ich an die Avengers gewandt. "Naja, also hat sie mir meinen Koffer gepackt, mir ein Ticket gekauft und mich in den Zug gesetzt. Und jetzt, bin ich hier."
Einen Moment herrschte Schweigen. Dann stand plötzlich Tony auf und kam zu mir.
"Dann würde ich sagen, herzlich Willkommen in New York.", er hielt mir seine Hand hin. "Mein Name ist, wie du vermutlich weißt, Tony Stark und ja... wenn du was brauchst, dann melde dich nur."
Lächelnd ergriff ich seine Hand und schüttelte sie. Dann setzte der Billionär sich zurück auf seinen Platz und Captain America, Steve Rogers, sah ihn verwirrt an.
"Was? Ich muss mich doch wenigstens mit einem Gestaltenwandler gut stellen, damit er mich vor dem anderen retten kann. Und da sie tatsächlich Gestalten wandeln kann, ist sie doch die naheliegendste Wahl.", antwortete er auf die unausgesprochene Frage.
"Kerry, können wir einmal draußen reden?", forderte Vater mich auf, und ich nickte.
Wir verließen den Raum, gingen einen Flur entlang und in einen Raum, wo ein langer Tisch mit einigen Stühlen stand.
"Also, was ist passiert?" Fragte er, als wir uns eine Weile angeschwiegen hatten.
"Habe ich dir doch bereits gesagt."
"Aber deine Mutter würde dich nicht einfach zu mir schicken. Wir haben uns schließlich voneinander getrennt, als sie mit dir schwanger wurde. Und selbst wenn ich in Asgard war, wollte sie nie, dass ich dich sehe. Hätte Loki nicht die Aufgabe als dein Lehrer angenommen, hätte ich dich vermutlich nicht aufwachsen sehen. Und essentielle Dinge habe ich ja auch verpasst."
"Schieb die Schuld aber nicht nur Mutter zu. Immerhin warst du es, der oftmals in den Welten umher gereist ist, und sich Monate lang gar nicht gemeldet hat."
"Wohl wahr. Und es tut mir aufrichtig leid."
"Ich weiß... das Thema hatten wir ja bereits das ein oder andere Mal."
"Also noch einmal: Warum bist du hier?"
Ich atmete schwer aus. Dann ließ ich die Tarnung fallen.
Auch ohne meine Spieglung sehen zu können, wusste ich, wie ich aussah. Meine Hose und mein T-Shirt waren zerrissen und mein Haar zerzaust. Ich hatte ein blaues Auge und eine Schürfwunde über dem rechten Auge und auf der Wange. Außerdem hatte ich überall Dreck und Staub.
"Bei Odin, was ist passiert?!", rief Vater und sah mich geschockt an.
Tränen füllten meine Augen, als ich antwortete. "Mutter und ich hatten Streit und ich lief weg. Dann wurde ich von diesen Jungen zusammengeschlagen und ver... vergewal-", meine Stimme brach. Vater kam einfach nur zu mir und legte seine Arme um mich. Ich begann an seine Schulter zu weinen und schluchzte:
"Und ich habe dich vermisst. Ich will nicht mehr bei Mutter leben. Wir streiten nur noch."
"Aber da hättest du doch einfach nur etwas sagen müssen.", antwortete er verzweifelt und drückte mich sanft etwas von sich, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte. "Du hättest mir nur eine Nachricht zukommen lassen müssen, und wir wären dich holen gekommen.", er sah enttäuscht und besorgt aus.
"Ich hatte Angst, Dad.", weinte ich. "Mutter hat es mir verboten. Sie sagte, wenn ich es wagen würde, mit dir Kontakt aufzunehmen, würde ich es mein Leben lang bereuen."
Die Enttäuschung und Besorgnis wurde zu Wut. "So geht das nicht! Ich werde dafür sorgen, dass sie ihre gerechte Strafe erfährt!"
"Nein, Dad!", rief ich. "Bitte, bleib bei mir. Ich brauche dich jetzt.", flehend sah ich ihn an.
Er zog mich wieder zurück in seine Arme und strich mir sanft über das Haar.
"Keine Sorge. Ich passe auf dich auf. Und die anderen werden das auch tun. Du kannst bei uns bleiben, so lange du willst."
"Danke."
Wir standen noch eine Weile einfach da, ich feste in seinen Armen, und schwiegen.
Doch plötzlich klopfte es.
"Ähm, alles okay bei euch?", fragte Tony und sofort verwandelte ich mich zurück in mein tadelloses Trugbild.
Doch Dad schüttelte den Kopf. "Die Sache mit den Avengers basiert rein auf Vertrauen. Wir müssen ihnen die Wahrheit sagen. Vertrau mir. Keiner wird dich verurteilen oder für schwach halten."
Ich war manchmal erstaunt wie gut Vater mich doch kannte. Genau das waren nämlich die Gründe gewesen, warum ich in einem Trugbild hier aufgetaucht war; ich hatte Angst verurteilt zu werden.
"Komm rein, Tony.", rief ich und als der Billionär verlegen herein trat, ließ ich erneut die Tarnung fallen.
Erschrocken japste er auf und sah mich schockiert an. "Wa-was habe ich verpasst?"
"Komm mit, wir erklären es allen.", sagte Vater und trat vor Tony durch die Türe. Ich folgte und das Schlusslicht bildete der Billionär.
Als wir wieder das "Wohnzimmer" betraten, kam Onkel Loki wortlos zu mir und zog mich ebenfalls in die Arme.
"Ich habe alles mitgehört. Wir finden einen Weg, die Jungen zu bestrafen. Und auch deine Mutter wird nicht ungeschoren davon kommen.", flüsterte er und ich nickte, erneut den Tränen nahe.
"Die Fliege an der Wand.", wisperte ich, und dieses Mal nickte Loki.
"Ich verspreche dir, bei allem was mir heilig ist, Thor wird bei dir bleiben. Und jeder andere den du um dich haben willst, auch."
"Danke, Onkel Loki. Das bedeutet mir sehr viel. Hab dich lieb."
"Ich dich auch, Sweety."
Ich drehte mich in seinen Armen herum, sodass ich mit dem Rücken an seine Brust stand, und die anderen Avengers ansehen konnte. Lokis Arme lagen über meinen Schultern und ich hielt seine Hände fest.
"Sag mal, Ziegenpeter, warum bist du bei ihr so friedlich, und uns wolltest du alle abmurksen?", fragte Tony.
"Weil sie meine Lieblingsnichte ist."
"Sie ist deine einzige Nichte.", sagte Vater kopfschüttelnd und ich drückte mich lächelnd noch ein wenig näher an meinen Onkel.
"So, aber jetzt mal dazu.", Vater gestikulierte in Richtung meines Gesichts und fragte mich dann sanft: "Soll ich erzählen oder möchtest du das machen?"
"Mir wäre es lieber, wenn du das machen könntest.", gestand ich und Vater nickte. Dann begann er zu erzählen, was ich erzählt hatte.
Nach seiner Erzählung sahen mich alle mit einer Mischung aus Mitleid, Verblüffung und Ehrfurcht an.
"Wenn du jemanden so zum Reden brauchst, über das, oder einfach nur so, sag bescheid. Girlspower.", sagte Natasha plötzlich in die Stille und lächelte mich aufmunternd an. Dankbar lächelte ich zurück.
Dann räusperte sich Tony. "Wie bereits gesagt, herzlich Willkommen. Du kannst das Zimmer neben Thor und gegenüber von Loki beziehen. Ich denke, dass sollte dir ganz gerecht werden."
"Hey!", protestierte Bruce Banner. "Das ist mein Zimmer."
"Korrigiere, Bruce. Aber das war dein Zimmer. Du kommst jetzt... auf die andere Seite neben Natasha.", entschied Tony.
"Alles gut Leute, ich nehme ein Zimmer was frei ist. Wegen mir muss keiner umziehen.", winkte ich ab.
"Nein nein, alles gut.", beeilte Bruce sich zu sagen und alle anderen begannen wissentlich zu grinsen.
Auch ich.
"Gut, ich würde sagen, Thor zeigt Kerry das Gelände und alles, dann kann sie sich einrichten frisch machen und dann kann Bruce einen Blick auf ihre Verletzungen werfen.", schlug Steve vor. Ich nickte.
Immer noch in Lokis Armen, seine Hände in meinen, spürte ich, dass es mir hier gut gehen würde. Dass ich hier, bei den Avengers, gut aufgehoben war.

Ende


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So, dann wären wir auch schon wieder am Ende dieses Oneshots angelangt.
Ich hoffe, er hat euch gefallen. Lasst gerne ein Sternchen da, dass würde mich sehr freuen ⭐
Ich habe mir überlegt, dass jetzt jeden Sonntag ein Oneshot kommen sollte, also ja... mal schauen. Wenn sich an dieser Planung etwas ändert, erfahrt ihr es auf meinem Profil.
Hab euch lieb,
Thi

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