Im Stich gelassen (Steve Rogers)

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Eine Klinge sauste Millimeter neben meinem Kopf ins Gras.
"Sprich deine letzten Worte, Sterbliche!", grölte das Skelett, welches über mir kniete. 
"Hinter dir.", ich grinste. 
"Hä, was?"
Skelette waren zwar gruselige Wesen, aber in ihrem Kopf war, im wahrsten Sinne des Wortes, nichts. 
Ich kam nicht mehr dazu zu antworten, da in dem Moment ein Schild auf die Halswirbelsäule meines Feindes krachte und ihm den Kopf abschlug.
"Wurde aber auch mal Zeit, dass du kommst.", grinste ich, und streckte Steve eine Hand entgegen. 
"Pöh, dann sieh beim nächsten Mal zu, wie du es alleine schaffst.", gab er beleidigt zurück. Ich grinste und drückte ihm einen leichten Kuss auf die blutige Wange. 
"Danke, Darling."
"Immer wieder gerne, Sweetheart.", er lächelte schwach, ehe wir uns wieder ins Kampfgetümmel stürzten. 
Der Kampf gegen die Skelette dauerte nun bereits über drei Stunden. Wir hatten schon über die Hälfte der Gegner zurück ins Jenseits befördert, aber trotzdem schien es nicht weniger zu werden. Die Army war inzwischen auch schon wieder abgerückt, weil wir es hier auch noch ohne ihre Hilfe schafften, und sie so wo anders helfen konnten. Wir beide konnten die Skelette zwar noch von der Zivilisation fern halten, aber auch unsere Kräfte, die der zwei amerikanischen Super-Soldiers, schwanden irgendwann.    
"Achtung, links!", schrie Steve plötzlich und ich wirbelte mein Schwert herum. Ich traf ein Skelett am Arm und mein Schwert ging durch die Knochen, als wären sie aus weichem Wachs. Während Steve ein Schild als Waffe hatte, hatte ich ein Schwert, und war ziemlich glücklich damit. 

Der Kampf dauerte immer weiter an, und schließlich hatten wir bis auf eine Handvoll besiegt. Und diese paar Skelette ergriffen auch bald die Flucht. 
"H-haben wir es geschafft?", keuchte ich und stützte mich auf mein Schwert, welches ich in den Boden gerammt hatte. 
"Ich... glaube schon.", gab Steve zurück. 
Ich lachte auf und warf mich in seine Arme. "Wir haben es geschafft, Steve!" 
Doch mein Freund teilte meine Begeisterung nicht. "Wir dürfen uns nicht ausruhen, dass weißt du.", sagte er ernst, und legte seine Lippen sanft auf meine, ehe er fortfuhr: "Bucky und der Rest verlassen sich auf uns."
"Du hast ja recht. Also los.", seufzte ich, nahm mein Schwert und steckte es mir in die Halterung, die an meinem Rücken angebracht war. Dann lief ich los. Steve folgte mir. 
Doch auf einmal begann der Boden zu vibrieren und wir blieben wieder stehen. Langsam drehte ich mich um, während Angst langsam in mir aufstieg. Wir blickten in die aufgehende Sonne, und ich erkannte die schweren Gefährte die mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit auf uns zu gebrettert kamen. 
Mit weit aufgerissenen Augen drehte ich mich zu Steve.
"LAUF!!!", schrie ich, doch es war zu spät. Wir rannten und rannten so schnell unsere Beine uns trugen, doch die Gefährte holten immer weiter auf und schließlich spürte ich, wie etwas schweres gegen meinen Rücken knallte und mich zu Boden riss.
Ich schrie und hörte noch, wie Steve meinen Namen brüllte.
Dann wurde es schwarz. 

Steve schlug die Augen auf und begann erst einmal zu husten. Er verspürte furchtbare Schmerzen in seinem rechten Fuß. Doch als er diesen hoch hob, war dort nichts. Nicht zum ersten Mal wusste er nicht, ob er dankbar dafür sein sollte, dass sein Körper sich schneller wieder regenerierte, oder ob er es verfluchen sollte. 
Er blickte zu seiner Hand, woher er ebenfalls ein unangenehmes Gefühl empfand. Doch dieses Problem ließ sich schneller beheben, denn er zog einfach die Nadel heraus. Plötzlich riss er die Augen auf, als hätte er einen Geistesblitz. 
"Sammy!", krächzte er und erhob sich aus dem Bett. Er wollte gerade das Zimmer, in dem er sich befand, verlassen, da kam eine junge Ärztin rein. 
"Mr Rogers, Sie sollten sich noch etwas ausruhen. Ihr Körper braucht Zeit, sich wieder an die körperliche Belastung zu gewöhnen." sagte sie und lächelte freundlich, aber bestimmt.
"Nein, Verzeihung Ma'am. Aber ich muss meine Freundin finden. Wissen Sie, wo Sammy ist?", fragte er.
"Mr Rogers, bitte. Legen Sie sich hin. Sie müssen sich ausruhen."
"Ich muss Sammy finden. Das muss ich. Wären Sie also bitte so nett, mir zu sagen, wo sie ist?"
"Das kann ich nicht, Mr Rogers. Aber ich bin mir sicher, man wird Ihnen bald sagen können, wo Ihre Freundin ist."
"Ich frage Sie ein letztes Mal.", sagte Steve ungeduldig. "Wo. Ist. Sammy?", er wurde langsam immer leiser, was ihn umso bedrohlicher wirken ließ. 
"Bitte, beruhigen Sie sich, und nehmen Platz. Ich werde-"
"Gar nichts werden Sie!", brüllte Steve und stieß die Ärztin zur Seite. Er sprang mit einem Satz zur Türe, was sich als dummer Fehler erwies, da sein Fuß noch immer schmerze. Doch er ignorierte es, und riss die Zimmertüre auf. Er fand sich in einem Krankenhausflur wieder und blickte immer wieder hektisch nach links und rechts, ehe er einfach nach rechts los sprintete.
"Sammy?", schrie er und rannte eine Treppe hinab. Ihm kamen einige Arzthelfer entgegen, und wollten ihn festhalten, doch er riss sich los und rannte weiter. "Sammy?? Wo bist du?", schrie er erneut und kam im Foyer an, wo ihn eine Menge Menschen anstarrten. Doch er beachtete sie nicht, und rannte zu einer Glastüre. Da diese sich allerdings nicht öffnen ließ, lief er ein paar Schritte zurück, und sprang dann mit solch einer Wucht dagegen, dass das Glas zersprang und er auf den Scherben landete. Er rammte sich einige von ihnen in die Schulter, doch er ignorierte den Schmerz, rappelte sich auf und rannte auf das Gelände. 
Die Sonne schien in warmen Strahlen vom Himmel herab. Steve hatte aber nicht genug Zeit, sich darüber zu wundern, dass schon Sommer war. Immer wieder schrie er verzweifelt nach seiner Freundin. Doch nach einer Weile, die er einfach nur auf dem Krankenhausgelände herumgeirrt war, wurden die Schmerzen in seinem Fuß zu stark und er wurde langsamer.
"Sammy? Wo bist du?", fragte er noch einmal leise. Tränen nagten an ihm und er lehnte sich verzweifelt an einen Baum. Er hatte das Gefühl, seine Freundin auf dem Schlachtfeld im Stich gelassen zu haben.
"Warte wa- STEVE?!", rief plötzlich eine bekannte Stimme. Sofort richtete er sich auf, wirbelte herum und blickte direkt in das hübsche, gutmütige Gesicht von Sammy. 
"Sammy...", flüsterte er und sie kam auf ihn zu gerannt. Er nahm ihre Hände in seine und zog sie zu sich.
"Warum bist du nicht in deinem Bett?", fragte sie leise und sah ihm tief in die schmerzerfüllten Augen. 
"Ich musste dich finden. Ich habe dich im Stich gelassen.", flüsterte er, und trotz, dass er so leise sprach, hörte man klar und deutlich die Verzweiflung. "Ich hätte dich retten müssen. Dich nicht da lassen. Dir hoch helfen und dich tragen. Ich-"
"Hey, schhhht.", wisperte sie und brachte ihn mit einem sanften Kuss zum Schweigen. "Ich habe es doch überlebt. Und du auch. Und das ist alles was zählt. Ich liebe dich."
"Ich...", er schluckte. Seine Schuldgefühle überrannten ihn wie die Gefährte Sammy auf dem Schlachtfeld. Während sie ihre Köpfe aneinander drückten, wurde der Schmerz, die Angst sie im Stich gelassen haben, nur stärker. Doch er wusste, sie hatte recht. Sie würden alles durchstehen. Aber nur wenn sie zusammen hielten. 
"Ich dich auch."

Ende


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Und ein weiterer, wenn auch etwas verspäteter, Oneshot. 
Ich hoffe, er hat euch gefallen. Ich persönlich bin nicht so wahnsinnig zufrieden - vor allem nicht mit dem Titel, wenn ihr da also bessere Ideen hättet, wäre das super - aber naja... 
Anyway...
Hab euch lieb,
Thi

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