🤍 Forced marriage (Loki)

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"Tochter!" 
Vaters Stimme hallte durch die Gänge des Palastes. Ich saß in meinem Gemach auf dem Bett und las ein Buch, welches Loki mir vor ein paar Tagen aus der Bücherei Asgards mitgebracht hatte. Seufzend legte ich das Buch weg. Vater mochte es gar nicht, wenn ich ihn warten ließ. So stand ich auf und lief die Gänge entlang in den Thronsaal.
Mein Vater war der König von Vanaheim und ich somit die Prinzessin der Nachbarwelt von Asgard. Ich liebte meine Heimat, aber ich wusste, dass wir seit Urzeiten einen Krieg mit Muspelheim führten. Ebenso wusste ich, dass ich eines Tages Vanaheim regieren musste, und der Gedanke daran missfiel mir gewaltig. Aus zwei Gründen: Erstens war Vanaheim die einzige Welt wo eine Frau herrschen durfte und die anderen Welten würden es dann möglicherweise als Chance sehen, die Welt einzunehmen, da diese ja dann von einer Frau regiert würde. Und zweitens würde mein Ehemann zwangsläufig die Herrschaft übernehmen, sobald wir ein Jahr verheiratet waren. 
"Vater? Ihr habt mich rufen lassen?", vorsichtig betrat ich den Thronsaal und sofort fiel mir die drückende Hitze auf, die dort herrschte. 
"Ja, meine liebste Tochter.", er erhob sich und trat einige Schritte auf mich zu. "Ich möchte dir jemanden vorstellen."
Plötzlich ging eine Seitentüre auf und ein Feuerdämon kam herein. Sofort riss ich meinen goldenen Speer vom Rücken und richtete ihn auf den Feind. 
"Was macht dieser Dämon hier? Und warum tötet ihn keiner?", fauchte ich, die Spitze des Speers immer auf den Feuerdämon gerichtet. 
"Weil er dein zukünftiger Ehemann ist."

Vor Schreck ließ ich den Speer beinahe fallen. Doch in letzter Sekunde erlangte ich die Kontrolle über mich zurück und griff das kalte Gold fester. 
"WAS?!", schrie ich und funkelte meinen Vater an. "Ich will dieses Ding nicht heiraten!" 
"Oh, das verletzt meine Gefühle zu tiefst, Algea."
Die Stimme des Dämons war genauso schmierig wie sein Auftreten. 
"Tja, da hast du wohl leider Pech gehabt. Verlass auf der Stelle den Thronsaal meines Vaters! Ich muss mit ihm alleine reden.", rief ich bissig.
"Algea! Was fällt dir ein, so mit unserem Gast zu sprechen?!", rief Vater erbost und wandte sich dem Schleimer zu. "Ich bitte um Verzeihung, Prinz Eldar. Ich weiß nicht, was in meine Tochter gefahren ist."
"Ist schon in Ordnung, König Njord. Ich weiß bereits um das Temperament ihrer entzückenden Tochter. Ich werde nach unserer Hochzeit wohl noch genug Zeit haben, ihr Benehmen beizubringen. Aber nun", er wandte sich zum gehen. "Werde ich euch Zeit geben, zu reden. Das sind schließlich äußerst ungewöhnliche Neuigkeiten." 
Dann fiel die Tür ins Schloss. 

"Vater, wie kannst du mir so etwas antun?", rief ich. 
"Es ist das Beste für Vanaheim!"
"Aber nicht das beste für mich! Ich bin deine einzige Tochter, und du hast mir immer gesagt, ich dürfe selber entscheiden, welcher Mann um meine Hand anhalten darf. Die Einzige Einschränkung war, dass er adliger Abstammung sein musste. Warum hast du mich so belogen?!"
"Die Hochzeit mit Prinz Eldar war doch auch nie mein Plan gewesen!"
"Aber warum? Warum jetzt?"
"Weil wir geschwächt sind. Die vielen Jahre des Krieges haben uns geschwächt. Wenn die Feuerdämonen uns noch einmal angreifen würden, dann würde Vanaheim untergehen."
Verzweifelt sah ich meinen Vater an. "Aber warum fragen wir nicht um Hilfe? Die Asen würden uns mit Sicherheit zur Hilfe eilen."
Wütend schlug er mit seinem Zepter auf den goldenen Boden. "Weil wir nicht auf ihre Hilfe angewiesen sind!" 
"Schön. Also verheirate deine einzige Tochter mit so einem Schleimer, damit dein Stolz nicht gekränkt wird! Genauso hätte Mutter es gewollt." 
"Wage es nicht, deine Mutter da mit rein zu ziehen.", bedrohlich sah er mich an. 
"Fein, dein Stolz ist wichtiger als mein Leben. Ich darf mich nicht verteidigen, nicht mit der rechtmäßigen Königin Vanaheims argumentieren. Grandios!", schrie ich und rannte zur Türe. Während ich sie aufriss hörte ich noch, wie mein Vater mir nach rief, doch ich ignorierte ihn und lief auf direktem Weg zu den Ställen, holte mein Pferd hervor und ritt in Windeseile über die grüne Steppe Vanaheims. 
Tränen rannen meine Wangen hinab und Verzweiflung schnürte mir die Kehle zu. Ich leitete das Pferd in einen Wald und auf einen mir allzu bekannten Weg.
Mit einem Ruck hielt ich das schnaufende Tier vor einem alten Baumstamm an. Ich stieg von seinem Rücken und kniete mich weinend vor den Stamm.
"L-loki?", flüsterte ich und lehnte meinen Kopf an das kalte, feuchte Holz. "Loki, bist du da?", flüsterte ich noch einmal und Tränen rannen immer weiter meine Wangen hinunter.
Plötzlich spürte ich, wie mich jemand an den Schultern zu sich zog und an sich drückte.
"Honey, was ist passiert?", flüsterte Loki sanft in mein Ohr, während ich mich wie ein kleines Kind an ihn drückte.
"Vater will mich verheiraten. Mit Prinz Eldar von Muspelheim.", weinte ich an seine Brust.
"W-was?", Loki klang genauso schockiert wie ich es gewesen war.
"Ich will nicht, Loki. Ich will ihn nicht heiraten.", verzweifelt sah ich ihn an. Er legte seine Hand unter mein Kinn und zog mein Gesicht näher zu seinem.
"Wir werden eine Lösung finden, Honey. Ich schwöre es dir."
Dann vereinte er unsere Lippen zu einem sanften, voller Traurigkeit geladenen Kuss. 

Wenig später saß ich eng an ihn gedrückt im Wald und hing meinen Gedanken nach. 
Loki hatte mir gerade immer wieder versichert, dass wir eine Lösung finden würden. Er hatte meine Tränen weg geküsst und mir tief in die Augen gesehen. Aber ich wusste, er war genauso wenig davon überzeugt, wie ich es war. 
Dennoch hatten seine Worte mich beruhigt und mit ein wenig Zuversicht gestärkt. 
Loki und ich führten jetzt seit fast zwei Jahren eine geheime Beziehung. Immer wieder trafen wir uns an diesem Portal und kamen zum jeweils anderen ins Königreich. Wir hatten immer gewusst, dass unsere Familien unsere Beziehung nicht wirklich tragisch finden würden, aber jetzt hatte sich alles geändert. Mein Vater würde mich aus der Familie verstoßen und sich irgendeine Adlige aus den Weiten Vanaheims suchen, die er mit Eldar verheiraten konnte, um den Frieden zu erhalten. 
"Honey?", raunte mir Loki plötzlich ins Ohr. 
"Ja?", fragte ich leise und wandte mich gerade so weit um, dass ich ihm in die wunderschönen Augen blicken konnte.
"Ich habe eine Idee. Vertraust du mir?"
"Ich vertraue keinem mehr als dir."
"Gut. Dann bring mich zu deinem Vater, Honey. Ich werde um dich kämpfen."

Fortsetzung folgt...

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Ich habe mir überlegt, dass es super wäre, diesen Oneshot auf zwei Teile auszuweiten. Aus zwei Gründen, erstens habe ich dann einen Oneshot mehr (Heheheh) und zweitens liebe ich diese Storyline gerade... also tja. Wenn es euch nicht gefällt, tut mir das wirklich leid. Aber es ist jetzt so.
Noch eine Kleinigkeit für alle Besserwisser, ich weiß, dass ich die Mytologie der Norden hier komplett außer Acht gelassen habe. Ich habe erstens absolut keine Ahnung, wer der rechtmäßige König von Vanaheim ist, und ob eine Frau regieren könnte weiß ich auch nicht. Auch den Krieg mit Muspelheim habe ich mir ausgedacht, nicht, dass mich jetzt hier noch wer hatet.
Ich wünsche euch einen wundervollen ersten Advent, meine Lieben.
Hab euch lieb,
Thi 

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