Marvel Oneshots

Sad-Hoodie (Avengers)

Die Hände tief in den Hoodie-Taschen vergraben stapfte ich in die Küche und kramte in der Küchenschublade nach einem Pflaster.
"Alles okay?", fragte Bucky plötzlich hinter mir, doch ich drehte mich nur zu ihm, sah ihn finster an und kramte weiter. Als ich die Pflaster endlich gefunden hatte, nahm ich mir eins raus und schnitt es zurecht. Buckys Blick folgte mir die ganze Zeit. Als ich fertig mit zurecht schneiden war, wollte ich es mir auf den Ellenbogen kleben, doch es klappte nicht so, wie ich es wollte.
"Darf ich dir helfen?", fragte Bucky vorsichtig und murrend reichte ich ihm das Pflaster. "Was hast du denn gemacht?"
Ich wollte ihm nicht antworten. Aber dazu kam es auch gar nicht, denn plötzlich kam Steve rein.
"Trägst... trägst du deinen Pulli und die Sporthose?", fragte er sofort perplex. "Willst du etwa Laufen gehen??"
Ich funkelte ihn wortlos an.
"Na viel Spaß...", plötzlich kam Sam rein und lehnte sich an den Esstisch.
Ich schüttelte grimmig den Kopf und als Bucky mit meinem Arm fertig war ging ich ohne ein Wort zu verlieren zum Flur und zog meine Laufschuhe an. Dann nahm ich mir einen Schlüssel und verließ das Haus.

Verwirrt standen die Jungs in der Küche.
"Oh Gott, was ist mit Haze passiert?", fragte Steve besorgt und sah Bucky fragend an.
"Ich weiß es nicht. Habt ihr was mitbekommen?", gab dieser nur zurück.
"Haze geht laufen. Ist da was schlimm dran? Sie möchte ihrem Körper und ihrer Kondition etwas Gutes tun.", sagte Sam und zuckte mit den Schultern. Er verstand seine beiden Kumpels nicht.
"Sie geht nur dann laufen, wenn sie wütend, sauer oder enttäuscht ist.", erklärte Steve.
"Außerdem", hob Bucky an. "Trägt sie ihren Sad-Hoodie. Also muss etwas passiert sein. Mal abgesehen davon, hat sie sich nicht von uns verabschiedet. Nicht mal eine kleine Umarmung hats gegeben."
"Ohhh, ist da jemand verliebt?", stichelte Sam, doch als keiner zu grinsen begann, merkte er, dass es nicht der richtige Moment für so etwas war. "Ihr wirds schon gut gehen. Alles in Ordnung.", versuchte er sich dann noch zu retten, was allerdings nicht so wahnsinnig gut klappte.
Plötzlich flog die Türe auf und Scott kam herein gestürmt.
"Haze steht vor der Türe!", rief er. "Und sie macht sich warm, um zu laufen. Absichtlich. Also so richtig, mit Sportsachen und allem. Hilfe!"
"Okaaay, vielleicht passiert doch was...", räumte Sam ein und sah seine Freunde nervös an.
Scott hingegen antwortete nicht, sondern lief zum Küchenfenster, öffnete es und rief:
"Haze, geht es dir gut? Ich habe dich gesehen, als ich rein gekommen bin! Ich mache mir Sorgen. Alles okay?", fragend sah er raus, erhielt jedoch keine Antwort. "Ich hab dich lieb, okay? Vergiss das nicht!", rief er noch hinterher, doch Haze bog bereits auf die Straße. "Oh oh... das sieht gar nicht gut aus.", murmelte er und wandte sich zu den anderen, die genauso verwirrt und nervös drein blickten wie er.

Heiße Tränen rannen über meine Wangen als ich die Straße entlang joggte. Scotts Worte hatten mich tief getroffen und hallten in meinen Ohren nach. Er hatte mich lieb. Ich bedeutete ihm was. Aber ich konnte es nicht wirklich glauben. Ich bemühte mich darum, seinen Worten glauben zu schenken. Aber ich konnte es einfach nicht.
Noch bevor ich in die Küche gegangen war, hatte ich ein wenig im Internet gesurft. Und dabei war ich auf Instagram auf eine DM gestoßen, die mich ziemlich verletzt hatte. In der DM stand, dass ich es nicht verdient hätte, mit den Avengers zusammen zu leben. Dass sie mich nur wegen meiner speziellen Fähigkeiten aufgenommen hatten, und sich eigentlich einen Dreck um mich scherten.
Aber irgendwie... Die Reaktionen der Jungs hatten mich stutzig gemacht. Waren sie wirklich nur an meinen Fähigkeiten interessiert und sorgten sich deswegen um mich? Aber hätte Scott dann noch hinterher gerufen, dass er sich Sorgen macht und mich lieb hat? Obwohl... das hätte er auch einfach behaupten können.
Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht mitbekam, wohin mich meine Füße trugen. Und plötzlich stand ich am Eingang zum Wald. Ohne groß zu überlegen lief ich hinein und joggte nun im Schatten der hohen Nadelbäume.
Die Unwissenheit und Unsicherheit zerriss mich innerlich und auch wenn ich mir größte Mühe gab, aber ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich wollte es mir anfangs zwar nicht eingestehen, aber die Avengers waren von Tag zu Tag mehr zu meiner Familie geworden. Und ich wollte einfach nicht mehr das herzlose Wesen sein, dass sie aus Struckers Werkstatt gerettet hatten. Ich wollte ihnen gefallen. Dass sie stolz auf mich waren. Mich akzeptierten. Mich liebten.
Über meine Gedanken bekam ich nicht mit, wie sich der Himmel über den Bäumen zuzog und ich immer tiefer in den Wald lief. Langsam waren meine Tränen auch aufgebraucht und flossen nicht mehr ununterbrochen aus meinen Augen.
Doch plötzlich grollte ein tiefes Donnern und ich erschrak so dermaßen, dass ich in ein Schlagloch trat, welches ich vorher noch nicht gesehen hatte, und unglücklich mit dem Fuß umknickte. Ich schrie vor Schmerz auf und blieb regungslos auf dem Waldboden liegen.
Erst als die ersten Regentropfen auf meine Haut klatschten, konnte ich mich wieder ein wenig bewegen. Mein vor Schmerz gelähmtes Bein konnte ich momentan allerdings nicht gebrauchen. Ich hinkte unter eine Tanne und lehnte mich an den Stamm. Ich biss die Zähne zusammen, sowohl um den Schmerz zu unterdrücken als auch, um nicht wieder los zu weinen. Denn genau danach war mir gerade. Nach Weinen.
Ich konnte unmöglich den ganzen weg zurück laufen und jetzt hatte es auch noch begonnen zu Gewittern. Wenn sich also keiner auf die Suche nach mir machte, war ich aufgeschmissen. Aber wer sollte schon nach mir suchen...

"So geht das nicht! Ich gehe sie jetzt suchen!", rief Scott und sprang auf. Seit über fünfzehn Minuten tobte draußen ein Gewitter und Haze war noch immer nicht zurück gekehrt.
"Ich komme mit!", meldete Bucky sich sofort und ließ seine Knöchel knacken.
"Ich natürlich auch!", Steve sprang auf. "Aber alleine schaffen wir das nicht."
Erwartungsvoll sahen alle zu Sam.
"Natürlich helfe ich! Hallo? Haze braucht uns. Außerdem, wollten wir heute Abend gemeinsam Fifa spielen."
Und so machten die vier sich auf die Suche. Sam hatte seine Brille mitgenommen, mit der er besser sehen konnte und Scott seinen Helm, damit er mit den Ameisen auf dem Weg reden konnte.
Eingehüllt in Regenmäntel stapften sie durch das Gewitter und immer wieder verschwand Scott, um eine Ameise um Hilfe zu bitten. Dann tauchte er wieder auf und konnte die kleine Truppe so mehr oder weniger gut zum Wald führen.
"War ja klar, dass sie ausgerechnet in den Wald rennt...", murrte Sam und scannte den Waldeingang. "Nichts. Hier vorne ist sie nicht. Entweder Scotts kleine Freunde haben gelogen oder sie ist weiter drinnen."
"Sie ist weiter drinnen.", meldete Scott sich zu Worte, der so plötzlich auftauchte, wie er verschwunden war. "Ich fliege mit Antony schon mal vor. Eine Ameise hat gezwitschert, dass etwas weiter drin ein Mädchen ist, dass schon die ganze Zeit an einem Baum sitzt."
Noch ehe jemand protestieren konnte, war Scott schon wieder geschrumpft und man sah nur noch eine Ameise die mit einem kleinen, rot-schwarzen Etwas davon flog.
"Hinterher!", rief Bucky und die drei übriggebliebenen sprinteten der Ameise hinterher.

Vor Schmerz gelähmt saß ich an den Baum gelehnt. Tränen versperrten mir die Sicht, und Blut rauschte in meinen Ohren. Bei jedem Donner, der grollte, zuckte ich zusammen. Der Regen hatte mich inzwischen bis auf die Knochen durchnässt und ich bibberte am ganzen Leib.
Plötzlich vernahm ich ein Summen und im nächsten Wimpernschlag stand Scott neben mir.
"Haze!", rief er und fiel neben mir auf die Knie.
"Scotty...", flüsterte ich und ein Zittern durchfuhr meinen Körper.
"Oh Gott, oh Gott, oh Gott!", er zog den Helm ab und sah mich besorgt an. "Warum bist du denn nicht zurück gekommen??"
Er hat sich wirklich Sorgen um mich gemacht. Er ist mich sogar suchen gekommen...
"I-ich ha-habe mir den F-fuß verletzt...", gab ich leise zurück und er nahm meinen Fuß sofort unter die Lupe.
"Ich kenne mich Medizin zwar nicht so aus, aber ich würde sagen, der ist gebrochen."
Als er den Fuß leicht anstupste, wurde es mir abwechselnd heiß und kalt und ich schrie vor Schmerz auf.
"Oh mein Gott! Es tut mir leid!", panisch sah er mich an. "Haze, sag doch was!"
"Ist... schon okay, Scotty.", presste ich zwischen den Zähnen hervor.
"Ich habe sie!", rief plötzlich jemand anderes und ich sah mich verwirrt um, und erkannte Sam der auf dem matschigen Weg heran gejoggt kam. Hinter ihm folgten Bucky und Steve.
Trotz der höllischen Schmerzen schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Sie hatten sich alle Sorgen um mich gemacht. Und sie waren alle gekommen, um mir zu helfen.
"Haze, was ist passiert??", rief Steve besorgt und kniete sich neben mich.
"Sie hat sich den Fuß gebrochen.", antwortete Scott und dankbar sah ich ihn an.
Wortlos holte Sam aus seinem Rucksack einen anderen Hoodie.
"Zieh den nassen Hoodie aus.", forderte Bucky mich auf und ich richtete mich langsam auf. Der Schmerz in meinem Fuß war unerträglich, aber ich schaffte es irgendwie, den Hoodie auszuziehen. Mir war es egal, dass die Jungs mich jetzt im BH sahen, mir war kalt und mein Fuß schmerzte. Dankbar nahm ich den anderen Hoodie an und zog ihn mir übern Kopf. Sofort war es ein wenig wärmer, wenn auch nicht viel.
"Jetzt gehen wir nach Hause und dann fahren wir ins Krankenhaus. Ein Arzt muss sich den Fuß ansehen.", entschied Steve und hob mich hoch.
"Soll ich sie nehmen?", bot Bucky an und mit einem Schulterzucken gab Steve mich in Buckys Obhut.
Zitternd klammerte ich mich an seinen warmen Körper und schloss die Augen, während wir alle gemeinsam zurück gingen.
"Ich würde dich auch tragen", sagte Scott plötzlich neben mir. "Aber ich glaube, ich würde keine zweihundert Meter weit kommen. Darum überlasse ich das lieber den Muskelpakten.", verlegen sah er mich an.
Ich hob den Kopf und lächelte. "Alles gut, Scotty. Du hast mich gefunden. Danke."

Ende

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Hallöchen
Ihr könnt euch bei KessKaro dafür bedanken, dass ausgerechnet heute, ausgerechnet jetzt, ausgerechnet dieser Oneshot kommt. Dankeeee 🤘🏽
Lasst doch gerne einen Kommentar da, und ein Sternchen, das würde mich sehr freuen ⭐
Hab euch lieb,
Thi