🤍 Help me |1| (Daniel Brühl)

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Es war der erste Tag ihres Barcelona-Urlaubs.
Es war halb acht am Morgen und Zoe schlenderte durch die Innenstadt. Die Lädchen würden erst in knapp einer halben Stunde aufmachen, aber sie wollte die Zeit vor der großen Hitze nutzen, um sich die Stadt ein wenig anzusehen. Sie lief gerade durch eine schmale Gasse, um zur anderen Einkaufsstraße zu gelangen und rückte ihre Baseballkappe zurecht, als sie hinter sich panisch jemanden rennen hörte. Automatisch trat sie etwas zur Seite um der Person nicht im Weg zu stehen. Doch plötzlich spürte sie, wie jemand sie an den Schultern packte und in einen Hauseingang drückte. Anhand des Körpers, der sich an ihren drückte, konnte sie ausmachen, dass es ein Mann war.
"No te muevas. No te hago nada. Por favor, cállate.", raunte er ihr ins Ohr.
"W-Was?", fragte sie, da sie kein Spanisch verstand.
"Ich sagte, dass ich dir nichts tue, aber du still sein musst. Sonst finden sie uns beide und das endet böse."
Zoes Kopf ratterte. Die Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor.
"Wer findet uns?", fragte sie leise.
"Gleich.", kam die ebenso leise Antwort zurück und der Mann drückte sich noch etwas näher an sie. Zwar fühlte sie sich nicht besonders wohl, aber der Fremde versuchte wenigstens, ihr nicht in den Nacken zu atmen, was die Gesamtsituation doch erheblich angenehmer machte.
Nach einer Weile trat der Mann dann schließlich von ihr weg und sie drehte sich um. Der Mann war etwas größer als sie, hatte braune Haare und ein bisschen Bart. Seine Augen waren eingefallen und schienen müde. Aber es lag eine Verzweiflung in ihnen, die Zoe nicht leugnen konnte.
"Bitte, du musst mir helfen. Ich kann zu keinem gehen, den ich persönlich kenn, aber ich brauche Hilfe! Ich.... auch Geld spielt keine Rolle, aber bitte:", verzweifelt sah er sie an. "Hilf mir."
Ohne zu zögern nickte Zoe. Irgendetwas an ihrem Gegenüber erinnerte sie an jemanden, was dazu führte, dass sie ihm ein gewisses Maß an Vertrauen schenkte.
"Sag mal, kennen wir uns?", frage auch er jetzt. Scheinbar war es auch ihm aufgefallen. Aber auch wenn er noch immer sichtlich nervös schien, so war er nun offensichtlich neugierig. "Wie heißt du?"
"Z-Zoe Donati."
"Nein! Nicht dein ernst! Ist dein Bruder zufällig ein Federico Donati?", begeistert begann er zu strahlen. "Ich bin's. Daniel Brühl. Dein Bruder und ich waren beste Freunde in der fünften Klasse, aber dann seid ihr weggezogen und wir haben uns aus den Augen verloren."
Zoe nickte etwas zögerlich, als die Erinnerung zurück kehrte. "Ich erinnere mich. Du und Rico sind immer zum Lernen gekommen, habt es aber nie getan.", lächelte sie, wurde dann aber wieder ernst. "Okay, Daniel. Pass auf: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis deine Verfolger merken, dass du sie ausgetrickst hast. Ich bringe dich erst einmal in mein Hotel, dann sehen wir weiter. Und vor allem, musst du mir dann erklären, was überhaupt los ist.", entschied sie.
Kaum, dass es um die Verfolger ging, fiel Daniels, bis gerade noch fröhliches Gesicht, wieder in sich zusammen und er wirkte so nervös wie am Anfang. Er nickte mutlos und wollte los trotten, doch Zoe griff nach seinem Arm und zog ihn sanft aber bestimmt in die entgegengesetzte Richtung, aus der sie auch schon gekommen waren. Sie spürte, wie er unter der plötzlichen Berührung zusammen zuckte, schob es allerdings auf die gesunde Anspannung der Situation. Und als Daniel für sich selber auch klar gemacht hatte, dass sie ihm helfen wollte, krampfte er nicht mehr sofort zusammen, wenn sie ihn anstupse.
"Zoe?", sprach er sie schließlich an, als sie an einer roten Ampel standen und auf die nächste Grünphase warteten.
"Ja?"
"Dadurch, dass du mir hilfst, bringst du dich in wahnsinnige Gefahr. Noch hast du die Chance zu gehen, und mich meinem Schicksal zu überlassen."
Sie lächelte sanft. "So wie du das sagst, klingt es, als ginge es um Leben und Tod. Da lasse ich dich bestimmt nicht im Stich. Wir haben uns zwar ewig nicht gesehen, aber du bist noch immer der beste Freund meines großen Bruders. Und Rico würde mich umbringen, wenn ich dir nicht helfen würde.", sie grinste. "Außerdem kann ich mich ganz gut verteidigen."
"Daran habe ich absolut keinen Zweifel.", er lächelte etwas verlegen und zuckte wieder zusammen, als sie ihn am Arm anstupsen, um ihn auf die grüne Ampel aufmerksam zu machen. Sie waren nur noch wenige Straßen von dem Hotel entfernt, da hielt Zoe plötzlich an.
"Wir werden beobachtet. Dreh dich nicht um, ich habe alles unter Kontrolle. Zieh meine Kappe auf und nimm meine Hand. Danach sag am besten nichts mehr; deine Stimme würde dich verraten. Überlass mir das Reden und spiel einfach mit.", erklärte sie ruhig, nahm lächelnd ihre Kappe ab und reichte sie Daniel, der einen Moment lang so aussah, als würde sie ihn bitten, einen Alu-Hut zum Schutz vor Aliens aufzuziehen. Doch nach einem Moment der Verwirrung, nahm er die Kappe an, zog sie auf und als Zoe ihre dunkelbraunen Haare ausgeschüttelt hatte, ergriff er ihre Hand und verschränkte ihre Finger. Von seiner Nervosität war so gut wie nichts mehr zu spüren. Nur das leichte aber stetige Zittern seiner Hand verriet ihn.
Zoe zwang sich, langsam den restlichen Weg zum Hotel zu gehen. Daniel, der den normen Drang verspürte, schneller zu laufen, verstand nicht, warum sie so langsam gingen.
"Wenn wir schneller als die anderen Menschen gehen, dann fallen wir auf. Gehen wir zu langsam, auch. Wir müssen uns dem Tempo der anderen anpassen. Auch wenn uns das sehr langsam vorkommt.", erklärte sie, als sie seinen Drang spürte. Er nickte. Seine Nerven waren bis zum zerreißen gespannt und er war unfähig selber zu denken.
"Danke, Zoe.", sagte er leise und griff ihre Hand fester.
"Bitte.", lächelte sie und sah ihn kurz von der Seite an. Dann betraten sie das Hotel und Zoe zog ihn auf direktem Weg zur Rezeption.
"Guten Tag, Donati, mein Name. Falls jemand nach uns fragen sollte, wir wünschen nicht gestört zu werden, wenn Sie verstehen, was ich meine.", sie zwinkerte und zog Daniel mit sich zu den Aufzügen. Erst als die Türen zu gingen, wagte er es wieder zu sprechen.
"Glaubst du, sie folgen uns bis ins Hotel?", fragte er und Zoe hörte klar die Angst, die in seiner Stimme mitschwang.
"Ich kenne die Verfolger noch nicht gut genug, um das einschätzen zu können, aber sicher ist sicher."
Daniel nickte und als die Aufzugtüre aufging, folgte er ihr zu einem aufgeräumten, freundlichen Zimmer mit Doppelbett.
"Vermutlich nicht das, was du sonst so gewöhnt bist, aber es muss reichen. Vermutlich müssen wir uns ein Bett teilen, das ist hoffentlich okay. Und wenn nicht, dann müssen wir einfach umbuchen. Das sollte kein Problem werden. Oder ein Beistellbett besorgen, das geht natürlich auch. Oder-"
Jetzt, wo sie in einem sicheren Zimmer waren, fiel auch die Nervosität über Zoe herein und sie plapperte wirres Zeug.
"Hey, Hey, Zoe.", Daniel nahm vorsichtig ihre Hände, mit denen sie wild zu gestikulieren begonnen hatte. "Ich bin froh, dass du mich überhaupt mitgenommen hast. Weil so viele Leute mich, beziehungsweise meine Arbeit, kennen, hat mich keiner wirklich ernst genommen. Und das hat dazu geführt, dass...", er stoppte und hob nervös sein T-Shirt ein wenig an, sodass Zoe einen großen, blau-rot-lila-farbenen Bluterguss an seiner Seite sehen konnte.
"Ach du- Daniel, bist du noch schwerer verletzt?", fragte sie ernst.
Er nickte. "An meinem Rücken ist irgendetwas. Das kann ich nur so schlecht sehen..."
"T-Shirt aus.", forderte sie ihn auf und er zuckte wieder ängstlich zusammen. Langsam begann sie daran zu zweifeln, dass es sich bei seinem ständigen Zucken um eine gewöhnliche Nervositäts-Reaktion handelte. Unschlüssig und beinahe schon peinlich berührt drehte er sich um und begann, sich das Shirt über seinen Kopf zu ziehen. Damit entblößte er einen übel zugerichteten Rücken, auf dem sich Schürfwunden aller Art tummelten. Manche verheilten ordnungsgemäß, andere begannen bereits zu eitern. Manche waren breit - wie ein Gürtel -, andere schmaler - wie Fingernägel.
"Das sieht absolut nicht gut aus...", murmelte sie. "Folgendes: Das sind üble Verletzungen, keine Frage, und wer auch immer das war, gehört für immer hinter Gitter, aber bevor wir uns mit dem "Wer war das, und wie bekommen wir dieses Monster aus der Welt", beschäftigen, kümmern wir uns erst einmal um dich.", sie ging um ihn herum und blickte in sein rot angelaufenes Gesicht. "Ich nehme an, du willst nicht ins Krankenhaus?"
"Nein, bitte nicht!", panisch hob er den Blick.
"Dachte ich mir. aber wir müssen das dringend sauber machen... Komm mit."
Ohne darauf zu warten, ob er ihr folgte, ging sie zum Badezimmer und ließ warmes Wasser ins Waschbecken laufen. Dann sah sie sich nachdenklich um und entdeckte einen Hocker, welchen sie, ohne lange zu grübeln, in die Badewanne stellte. Daniel trat plötzlich herein, und beobachtete sie, wie sie ein Handtuch ins Wasser fallen ließ, aus ihrer Kulturtasche ein e kleine Tube holte und sich schließlich zu ihm wandte.
"Also. Das wird gleich höllisch brennen, und es tut mir jetzt schon leid. Aber du darfst nicht schreien. Okay? Wenn es nicht geht, nimm meine Hand und zerquetsch sie. Aber du darfst nicht schreien.", sagte sie und sah ihn mitleidig an.
"Und wir müssen wirklich...?"
"Ja. Hier oder im Krankenhaus. Such es dir aus."
Er seufzte und trottete zum Hocker.
"Ich bin auch ganz vorsichtig.", versprach sie und begann behutsam, mit dem Handtuch da Blut von seinem Rücken zu wischen, wobei er immer wieder schmerzerfüllt auf atmete. Ein einziges Mal musste er ihre Hand nehmen, da der stechende Schmerz sich von seinem Rücken aus in jede einzelne Faser seines Körpers ausbreitete und unerträglich wurde. Doch er schrie nicht ein einziges Mal.
Als sie fertig war, sah sie ihn entschuldigend und mitleidig zugleich an.
"Die Salbe desinfiziert die Wunden und hilft der Haut, sich zu regenerieren. Es könnte also noch einmal weh tun, aber das Schlimmste hast du überstanden.", sie nahm die Tube vom Waschbeckenrand und drehte sich wieder zu ihm. "Komm. Leg dich aufs Bett, ich will nicht, dass du umkippst. Ich war oft genug schwer verwundet, um zu wissen, dass sowas schnell passiert, wenn man nicht aufpasst."
Schweigend nickte er und wollte aufstehen, doch er verlor das Gleichgewicht und stolperte Zoe entgegen, die ihn auffing, ehe er der Länge nach auf dem Boden landete.
"Wow, alles okay?", fragte sie besorgt und stützte ihn, sodass sie gemeinsam zum Bett gehen konnten, in welches Daniel auch sogleich hinein stolperte.
"Es ging mir schon einmal besser...", murmelte er resigniert und versuchte sich aufzurichten, landete allerdings sofort wieder in den weichen Kissen, da der Schmerz ihn nahezu lähmte.
"Bleib liegen. Und erschrick dich nicht, es bin nur ich.", warnte sie ihn sanft und begann vorsichtig, die Salbe auf seinem Rücken zu verteilen.
"Bist du in die Fußstapfen deines Vaters getreten?", fragte Daniel nach einer Weile.
"Wie kommst du darauf?"
"Naja, du sagtest, du hättest selber schon oft schwere Verletzungen gehabt... und da dein Vater bei der GSG9 war, dachte ich eben-", er brach ab, um lautstark Luft einzuatmen, als sie mit dem Finger über eine der eiternden Wunden fuhr. "Tut mir leid, der Gedanke war unsinnig.", entschuldigte er sich dann.
"Nein, du hast Recht. Ich bin, genau wie auch Rico, bei der GSG9. Aber ich wurde vor einiger Zeit angeschossen und darum vorübergehend vom Dienst befreit.", erklärte sie.
"Oh, das tut mir leid."
"Muss es nicht. War ein dummer Anfängerfehler. Nichts weltbewegendes."
Er japste noch einmal vor Schmerz auf und in Zoe zog sich alles zusammen. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit und daran, wie sehr sie damals in den besten Freund ihres Bruders verschossen gewesen war. Doch er war jetzt ein Star, verheiratet und hatte momentan auch wesentlich größere Probleme als jemanden wie sie.
"Okay... jetzt musst du mir aber alles erklären.", forderte sie ihn auf, als sie wenig später mit seinem Rücken fertig war. "Wer sind die Verfolger?"
Er richtete sich etwas auf und blickte sie nervös an. Ganz offensichtlich behagte ihm das Thema ganz und gar nicht, aber sie brauchte die Infos, wenn sie ihm helfen wollte. Er atmete noch einmal tief ein, dann begann er zu erzählen.
"Es fing alles vor einem Jahr an... Ich war mit meiner Frau Britney schon fast fünf Jahre verheiratet, doch als ihr Vater vor zwei Jahren verstorben ist, hat sich alles geändert. Sie hat das Unternehmen von ihm übernommen und ist auf einmal viel in der Welt herum gereist, immer weniger zuhause gewesen, was nicht soo dramatisch war, weil ich viel mit den Dreharbeiten zutun hatte. Aber irgendwie, immer wenn wir uns gesehen haben, haben wir uns gestritten. Also habe ich vorgeschlagen, dass wir uns vielleicht besser scheiden lassen sollten. Und da fing dann der Albtraum an....", ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, griff Zoe nach seiner Hand. Er zuckte noch einmal zusammen, fuhr dann aber fort.
"Auf einmal hieß es, wenn ich auch nur daran denken würde, sie zu verlassen, würde ich es bereuen. Sie ist immer dreister geworden und hatte plötzlich zwei Typen um sich. So breite Kerle, die man auf der Straße immer meidet. Rachel und Bennet. Die beiden sind überall dabei gewesen. Egal wo sie war; Rachel und Bennet waren auch dabei. Einmal habe ich sie mit Bennet im Bett erwischt und sie meinte nur, dass sie sich etwas für mich überlegen würde. Noch am gleichen Tag hat sie meine Sachen in den Keller bringen lassen und mir dort eine Matratze hingelegt, auf der sich seitdem schlafe. Rachel und Bennet sind eingezogen und wann immer ich etwas gesagt habe, wurde ich geschlagen. So hat sie die Kontrolle behalten. Das Haus durfte ich nur für Dreharbeiten verlassen und auch dann ist immer einer der Affen mitgekommen. Ein einziges Mal ist mir die Flucht gelungen und ich bin zu Freunden gegangen, um nach Hilfe zu fragen. Doch sie wollten mir nicht glauben. Noch am gleichen Abend hat Britney zu mir gemeint, dass, wenn ich je wieder versuchen würde, zu fliehen, Rachel und Bennet mir das Leben zu Hölle machen würden. Und oh, wie sie das seitdem tun. Ich wurde bis aufs Unterste erniedrigt, behandelt wie ein Tier, vergewal-", seine Stimme brach. Er hatte Tränen in den Augen, seine Stimme zitterte, und alles in ihm sträubte sich dagegen, über das Vergangen nachzudenken.
Doch er zwang sich dazu und fuhr fort: "Ich versuchte noch ein Mal zu entkommen, doch wieder glaubte mir keiner und die Verhältnisse Zuhause wurden noch schlimmer. Manchmal bekam ich tagelang nichts zu Essen, nur um dann welches essen zu müssen, auf welches sie vor meinen Augen drauf wichsten. Manchmal wurde ich gefesselt und im Keller ohne Kleidung gelassen. Tage an denen ich nicht geschlagen wurde, sind zur Seltenheit geworden und wenn ich ein Messer gehabt hätte, wer weiß, ob ich noch leben würde."
Zoe hatte schon lange genug gehört, um die Situation einschätzen zu können, aber sie wollte ihn alles auskotzen lassen, da sie sich sicher war, dass er sonst alles in sich fressen würde.
"Als ich dann heute noch einmal geflohen bin, wusste ich, egal, ob sie mich finden würden oder nicht, es würde meine letzte Flucht sein. Noch eine Flucht würde ich nicht schaffen und womöglich hätte Rachel mich auch vorher schon umgebracht. Verstehst du? Ich kann nicht mehr zurück. Selbst wenn ich wollte - was ich nicht tue -, kann ich nicht. Ich.", seine Stimme brach erneut und Zoe, die nicht tatenlos zusehen wollte, legte ihre Arme vorsichtig um seine Schultern und zog ihn in eine Umarmung. Sie spürte, wie er lautlos gegen ihre Schulter weinte und zwang sie die aufsteigende Wut, gegen Britney, wieder herunter. Sie wusste, würde sie sich von ihrer Wut übermannen lassen, dann wäre alles verloren.
"Du musst nicht wieder zurück, wenn du nicht willst. Du kannst bei mir bleiben. Aber ich fliege in zwei Wochen wieder nach Deutschland. Da kannst du selbstverständlich auch mitkommen, die Frage ist nur, ob du das möchtest. Aber das musst du nicht heute entscheiden.", versuchte sie ihn zu beruhigen.
"Danke. Du glaubst nicht, wie froh ich bin, ausgerechnet dich gefunden zu haben.", sagte er, richtete sich wieder auf und wischte sich über das verheulte Gesicht.
"Ich habe einen Plan. Hast du bei euch im Haus eine Person, der du vertrauen kannst?"
"Angelika. Die Haushaltshilfe...", sagte er nachdenklich.
"Ruf sie an und bitte sie, dir Wechselklamotten vorbei zu bringen. Du kannst nicht die nächsten zwei Wochen in den gleichen Klamotten rum rennen."
Sie reichte ihm ihr Handy und kurz darauf führte er ein Telefonat, von dem sie nur ungefähr zwei Prozent verstand, da sie noch immer kein Spanisch sprach. Am Ende des Gesprächs nickte Daniel, bedankte sich und legte auf.
"Sie ist in zwanzig Minuten da.", er gähnte. "'Tschuldigung. Ich bin nur so müde. Ich habe ewig nicht mehr gut geschlafen, und das Bett ist so weich."
Sanft lächelte sie. "Schlaf nur. Ich kümmere mich um alles."
"Wirklich?", hoffnungsvoll sah er sie an.
"Ja.", sie stand vom Bett auf und schlug die Decke zurück. "Los, hinlegen.", sagte sie etwas gebieterischer als beabsichtigt und erschrocken zuckte der Schauspieler zusammen. "Oh, Entschuldigung. Ich wollte dich nicht-"
"Nein, mir tut es leid. Ich weiß ja, dass du mir nichts böses willst. Es ist so unsinnig, dass ich mich immer erschrecke. Ich bin einfach... nun ja, also halt ein bisschen... so, wie manche wegen des Kriegs, bin ich halt wegen anderer Dinge so..."
"Traumatisiert?"
Er nickte peinlich berührt.
"Das muss dir nicht unangenehm sein. Ich bin vor von lauten Knallen traumatisiert. Man muss nicht perfekt sein, vergiss das nicht. Jeder hat vor irgendetwas Angst, und du hast nun auch alles recht dazu. Aber nun, ruh dich bitte etwas aus.", bat sie ihn vorsichtig und er kroch unter die Decke. Zoe ging zum Fenster und zog die Vorhänge zu. Dann nahm sie sich eine Schlüsselkarte und ging in die Lobby, wo sie sich in die Lounge setzte und eine Person anrief, von der sie sich Hilfe erhoffte. Ihren Boss.
Dieser war zwar erfreut, von ihr zu hören, doch als sie ihr Anliegen vorbrachte, war er nicht sonderlich glücklich.
"Sie verlangen viel von mir, Ms Donati. Sie haben diesen Mann heute erst wieder getroffen.", sagte er.
"Ich weiß, aber bitte. Schicken Sie Leon Winkels her, damit er die Ermittlungen übernimmt und ermöglichen Sie uns freie Einreise und ein Safe-House. Mehr brauche ich nicht, um ihm helfen zu können."
"Nun gut. Ich werde sehen, was sich tun lässt."
"Danke. Wirklich. Vielleicht retten wir somit sein Leben."

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Freunde der geschätzten Alleinunterhaltung, ich habe es mal wieder geschafft.
Ich weiß auch nicht, warum ich bei den "Schauspieler-Oneshots" immer so übertreiben muss, aber... der ist schon wieder so lang geworden, dass ich ihn unmöglich in ein einziges Kapitel packen kann. Der zweite Teil ist bereits fertig, und wird dann wohl nächste Woche kommen. Es ist keine Fortsetzung im klassischen Sinne, sondern... mehr so ein zwei geteilter erster Teil. Versteht ihr?
Ich hoffe, es macht euch nichts aus.
Hab euch lieb,
Thi

Marvel OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt